Feuer, Australien

Meta im Feuer: Australien verbietet Instagram für Jugendliche

23.11.2025 - 14:59:12

Meta steht unter Druck. Australien verbietet Social Media für Unter-16-Jährige, neue Gerichtsdokumente enthüllen interne Missstände. Während der Konzern mit “Teen-Konten” gegensteuert, werfen Kritiker die Frage auf: Ist das echte Reform oder nur Schadensbegrenzung?

Die Debatte um Jugendschutz auf Instagram und Facebook erreicht einen neuen Höhepunkt. Regierungen weltweit signalisieren: Die Ära der Selbstregulierung ist vorbei. Meta versucht mit technischen Anpassungen zu retten, was zu retten ist. Doch reicht das?

Die australische Regierung bringt diese Woche ein historisches Gesetz auf den Weg. Jugendliche unter 16 Jahren sollen komplett von Instagram, TikTok und Snapchat ausgeschlossen werden.

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Meta reagiert scharf. Antigone Davis, globale Sicherheitschefin des Konzerns, kritisiert das Vorhaben als überstürzt. Der Konzern schlägt vor, die Altersverifizierung auf App-Store-Ebene zu verlagern – zu Google Play und Apple App Store. “Wir sind besorgt, dass die Gesetzgebung überhastet wurde, ohne Evidenz oder die Stimmen junger Menschen zu berücksichtigen”, erklärt ein Meta-Sprecher.

Doch die Sache hat einen Haken: Um das Verbot durchzusetzen, müssen Plattformen massiv Nutzerdaten sammeln. Ausweiskopien, biometrische Scans – ein Datenschutz-Albtraum droht. Und zwar nicht nur für Jugendliche, sondern für alle Nutzer.

Teen-Konten: Echter Schutz oder Ablenkungsmanöver?

Parallel zur politischen Offensive rollt Meta seine “Teen-Konten” weltweit aus. Die Spezialkonten für Unter-16-Jährige laufen bereits in den USA, Großbritannien und Kanada. Nun erreichen sie auch die EU.

Die Kernfunktionen:

  • Private Konten als Standard – nur genehmigte Follower können Inhalte sehen
  • Kontaktbeschränkungen – Nachrichten nur von bereits gefolgten Personen
  • Schlafmodus – Benachrichtigungen stumm zwischen 22 und 7 Uhr
  • Elternkontrolle – Einblick in Kontakte und Zeitlimits (nicht in Nachrichteninhalte)

Meta präsentiert dies als proaktiven Schutz. Kritiker wittern den Versuch, staatlicher Regulierung zuvorzukommen. Besonders in der EU muss Meta beweisen, dass die Maßnahmen den strengen Anforderungen des Digital Services Act genügen.

Die große Schwachstelle? Jugendliche könnten einfach ein falsches Geburtsdatum angeben. Meta will dasProblem nun mit KI-gestützter Altersschätzung lösen – was neue Datenschutzfragen aufwirft.

Explosive Gerichtsdokumente: “Wachstum vor Sicherheit”

Neu unversiegelte Unterlagen aus einer US-Sammelklage erschüttern Metas Glaubwürdigkeit. Die Dokumente zeichnen ein düsteres Bild der internen Prioritäten.

Laut Berichten von Time Magazine und CBS News ignorierte Meta interne Warnungen. Besonders schwer wiegt: Der Konzern löschte Konten von Sexualstraftätern nicht konsequent und setzte Warnsysteme für “Grooming” nur zögerlich ein. Der Grund? Das Nutzerwachstum sollte nicht gefährdet werden.

Eine ehemalige Sicherheitsmanagerin sagte aus, die Hürden für Kontosperrungen bei Kindesbelästigung seien absurd hoch angesetzt worden. Die Dokumente legen nahe: Sicherheit wurde dem “Lifetime Value” junger Nutzer untergeordnet.

Das konterkariert Metas aktuelles Narrativ des “verantwortungsvollen Wächters” fundamental.

App-Store oder Plattform: Wer trägt die Verantwortung?

Metas Vorschlag, die Altersprüfung auf Apple und Google abzuwälzen, ist taktisch geschickt – aber auch eigennützig.

Metas Kalkül: Weniger sensible Daten sammeln, sich als datenschutzfreundlich positionieren, operative Last und Haftung an die Konkurrenz abgeben.

Die Gegenseite: Regierungen in Australien und der EU sehen die Plattformen selbst in der Pflicht. Ihr Argument: Das Geschäftsmodell von Instagram basiert auf algorithmischer Bindung – also muss der Schutzmechanismus dort greifen, nicht im App-Store.

Experten warnen zudem: Technische Lösungen wie Teen-Konten lassen sich leicht umgehen, solange keine robuste Altersverifizierung existiert.

Was kommt jetzt?

Die kommenden Monate werden zeigen, ob das australische Modell Schule macht. Sollte das Gesetz durchgehen, beginnt eine zwölfmonatige Implementierungsphase – unter weltweiter Beobachtung.

Für EU-Nutzer bedeutet das:

  • Häufigere Altersabfragen – möglicherweise per Video-Selfie oder Ausweis-Upload
  • Teen-Konten für Facebook und Threads – Ausweitung des Modells auf weitere Meta-Dienste
  • Entschärfte Algorithmen – unter EU-Druck müssen Empfehlungssysteme für Minderjährige angepasst werden

2025 könnte als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem das wilde Wachstum der sozialen Medien endete. Eine Ära strikter, staatlich verordneter digitaler Grenzen für Jugendliche hat begonnen.

Bleibt die Frage: Kommt diese Wende zu spät?

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