Google, Apple und Avast: KI-Schutz gegen mobile Bedrohungen
14.11.2025 - 18:00:11Eine Welle neuer Sicherheitsfunktionen soll Smartphone-Nutzer vor der explodierenden Flut an Betrugsversuchen schützen. Google, Apple und Avast haben diese Woche jeweils leistungsstarke Tools vorgestellt, die auf Künstliche Intelligenz setzen – und dabei einen fundamentalen Strategiewechsel markieren.
Die Zahlen sprechen für sich: Seit Jahresbeginn 2025 entfallen über 80 Prozent aller blockierten mobilen Bedrohungen auf Betrugsversuche und Social-Engineering-Angriffe. Die koordinierte Reaktion der Tech-Giganten zeigt, dass die Branche das Problem erkannt hat. Statt nachträglich zu reagieren, setzen die Unternehmen nun auf proaktiven Schutz, der direkt im Betriebssystem verankert ist.
Google hat den Anfang gemacht: Mit dem November-Feature-Drop für Pixel-Geräte erweitert der Konzern seine Scam-Detection-Funktion massiv. Ab dem Pixel 6 werden verdächtige Nachrichten in allen Chat-Apps erkannt – nicht nur in SMS. Ein roter Warnhinweis mit der Aufschrift “Wahrscheinlich Betrug” erscheint, bevor Nutzer auf betrügerische Inhalte reagieren können.
Besonders clever: Die Analyse läuft komplett auf dem Gerät selbst. Google nutzt dafür sein Gemini-Nano-KI-Modell, das Betrugsmuster in Echtzeit erkennt, ohne Daten in die Cloud zu senden. Die Anruf-Screening-Funktion, die verdächtige Telefonate bereits während des Gesprächs identifiziert, steht nun auch Nutzern in Australien, Kanada, Indien, Irland und Großbritannien zur Verfügung.
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Parallel dazu ruderte Google bei seinen Android-Entwickler-Verifizierungsplänen teilweise zurück. Nach Community-Feedback will der Konzern einen “erweiterten Ablauf” einbauen, der erfahrenen Nutzern weiterhin die Installation unverifizierter Apps ermöglicht. Ein Balanceakt zwischen Sicherheit und der traditionellen Offenheit des Android-Systems.
Avast Guardian: KI-Filter für alle Kanäle
Der Sicherheitsspezialist Avast zog nach und brachte seinen “Scam Guardian” auf Mobilgeräte. Die Premium-Version “Scam Guardian Pro” bietet KI-gestützten Schutz für Anrufe, E-Mails und SMS – alle drei Haupteinfallstore für Betrüger. Laut Gen, der Muttergesellschaft von Avast, blockieren deren Labore durchschnittlich vier mobile Betrugsversuche pro Sekunde.
“Betrug schreit nicht mehr – er flüstert”, erklärt Leena Elias, Chief Product Officer bei Gen. Moderne Scams fügen sich nahtlos in alltägliche Kommunikation ein. Genau hier setzt die neue Software an: Der Call Guard blockiert oder markiert verdächtige Anrufe automatisch, der Email Guard analysiert den Kontext von Nachrichten, und der SMS Guard konzentriert sich auf Text-Betrug.
Die kostenlose Version bietet immerhin einen Avast-Assistenten zum Überprüfen verdächtiger Links und Screenshots sowie einen Web Guard gegen bekannte Schadseiten. Der Start erfolgte zunächst in Frankreich und Deutschland, die globale Einführung soll bald folgen.
Apple Wallet: Digitaler Ausweis für US-Pässe
Apple setzte einen anderen Schwerpunkt und brachte die Digital-ID-Funktion in die Apple Wallet. US-Bürger können jetzt ihre Passinformationen auf iPhone oder Apple Watch speichern – und damit an über 250 Flughäfen bei TSA-Kontrollen ihre Identität nachweisen.
Der Clou: Nutzer teilen nur die konkret angeforderten Informationen, bestätigt per Face ID oder Touch ID. Das physische Gerät muss weder entsperrt noch aus der Hand gegeben werden. “Wir erweitern die Möglichkeiten, wie Nutzer ihre Identität speichern und vorzeigen – mit der Sicherheit und Privatsphäre, die in iPhone und Apple Watch eingebaut sind”, erklärt Jennifer Bailey, Vizepräsidentin für Apple Pay und Apple Wallet.
Für internationale Reisen ist der physische Pass weiterhin erforderlich. Apple plant jedoch, die Akzeptanz künftig auf Unternehmen auszuweiten – etwa zur Altersverifikation.
Warum gerade jetzt?
Der Timing-Zufall ist keiner. Anfang November warnte das Schweizer Nationale Zentrum für Cybersicherheit vor einer raffinierten Phishing-Kampagne gegen iPhone-Besitzer. Betrüger nutzen die Nachrichten-Funktion in “Wo ist?”, um überzeugende SMS zu versenden, die auf gefälschte Apple-ID-Login-Seiten führen.
Solche emotional manipulative Angriffe zeigen, warum der Schutz direkt auf dem Gerät ansetzen muss. Die KI analysiert verdächtige Sprache, Links und Verhaltensweisen in Echtzeit – ohne die Privatsphäre durch Cloud-Übertragungen zu gefährden.
Das Wettrüsten geht weiter
Diese Woche markiert einen Wendepunkt, aber keinen Endpunkt. Während die KI besser darin wird, heutige Betrugsmaschen zu erkennen, arbeiten Kriminelle bereits an neuen Umgehungstaktiken. Google und Avast dürften ihre Features 2026 global ausrollen, Apple wird die Digital-ID-Akzeptanz sukzessive erweitern.
Für Nutzer bleibt eine Grundregel bestehen: Selbst die beste Technologie ersetzt nicht die gesunde Skepsis gegenüber unaufgeforderten Nachrichten. Die neuen Tools sind mächtige Verbündete – aber kein Freibrief für digitale Sorglosigkeit.
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