Fachkräftemangel, Entspannung

Fachkräftemangel sinkt auf 26 Prozent – doch die Entspannung trügt

20.11.2025 - 12:31:12

Der deutsche Arbeitsmarkt steht vor einer Zeitenwende. Während aktuelle Zahlen eine Entspannung beim Fachkräftemangel signalisieren, warnen Experten eindringlich: Die Ruhe ist nur das Auge des demografischen Sturms. Und ausgerechnet Künstliche Intelligenz könnte zur Rettung werden.

Die gute Nachricht zuerst: Nur noch 25,8 Prozent der deutschen Unternehmen klagen aktuell über Personalmangel. Das zeigt der aktuelle KfW-ifo Fachkräftebarometer, den KfW Research am 19. November veröffentlichte. Im Vergleich zum vierten Quartal 2024 mit 31,9 Prozent eine deutliche Verbesserung – und meilenweit entfernt vom Höchststand von fast 50 Prozent Mitte 2022.

Doch HR-Verantwortliche sollten nicht aufatmen. Der Grund für den Rückgang ist schlicht die anhaltende Konjunkturschwäche, wie KfW Research betont. Die Wirtschaft lahmt, die Auftragsbücher bleiben dünn, der Einstellungsdruck sinkt. Eine „statistische Illusion”, warnen Ökonomen. Die demografische Zeitbombe tickt unbeirrt weiter.

Genau hier kommt eine bahnbrechende Studie ins Spiel, die das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und das Institut für Wirtschaftsstrukturen (GWS) am selben Tag vorlegten. Ihr Titel: „Künstliche Intelligenz: Potenzielle Effekte für den deutschen Arbeitsmarkt”.

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Die Kernaussage: Der beschleunigte Einsatz von KI könnte Deutschlands Bruttoinlandsprodukt in den kommenden 15 Jahren um jährlich 0,8 Prozentpunkte steigern. Klingt abstrakt? Ist es nicht. Denn dieser Produktivitätsgewinn könnte exakt jene Lücke schließen, die die schrumpfende Erwerbsbevölkerung reißt.

Bis 2040 werden rund 1,6 Millionen Jobs durch KI entweder verschwinden oder neu entstehen, so die Prognose. Das Entscheidende: Die Gesamtzahl der Arbeitsplätze bleibt stabil. KI ersetzt nicht massenhaft Menschen – sie ergänzt die schwindende Belegschaft. „Das zusätzliche Wachstum entsteht vor allem durch höhere Arbeitsproduktivität und neue Geschäftsfelder”, erklärt das IAB.

Bauwirtschaft und Dienstleister unter Druck

Die Entspannung am Arbeitsmarkt verteilt sich höchst ungleich. Während die Industrie mit 17,1 Prozent aufatmet, sieht es anderswo düster aus. Im Dienstleistungssektor beklagen 30,2 Prozent der Unternehmen weiterhin massive Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung.

Besonders alarmierend: Das Bauhauptgewerbe trotzt dem allgemeinen Trend komplett. Hier ist der Fachkräftemangel im jüngsten Quartal sogar gestiegen. Bei handwerklich geprägten Berufen schlägt die Demografie bereits mit voller Wucht durch – mehr Rentner als Nachwuchs, keine Automatisierung in Sicht.

Hinzu kommt eine regionale Spaltung. Laut IAB-Prognose für 2025/2026 sinkt die Arbeitslosigkeit in Westdeutschland um 0,4 Prozent, während sie in Ostdeutschland um 1,0 Prozent steigt. Für bundesweit agierende Unternehmen wird die Personalplanung damit zum Drahtseilakt.

Die trügerische Atempause

Warum ist die aktuelle Entspannung so gefährlich? Weil sie wie ein Beruhigungsmittel wirkt. Die „demografische Klippe” ist keine Zukunftsvision – sie ist Gegenwart. Die Zahl der Rentner wächst schneller als die der Berufseinsteiger, eine Dynamik, die sich bis Ende der 2020er-Jahre verschärfen wird.

Die IAB-Studie macht deutlich: KI kann Produktivitätsverluste ausgleichen, benötigt aber Fachkräfte, die diese Technologie beherrschen. Der Bedarf an IT- und Informationsdienstleistern steigt um 110.000 Stellen, während in der Unternehmensberatung 120.000 Positionen wegfallen könnten. Es geht nicht mehr nur um Köpfe – es geht um hochqualifizierte Köpfe.

Unternehmen, die jetzt in der Konjunkturflaute Rekrutierung und Weiterbildung pausieren, begehen einen fatalen Fehler. Die „stille Reserve” arbeitsloser Fachkräfte existiert nicht. Stattdessen verschiebt sich der Markt in Richtung hochproduktiver, technologiegestützter Rollen – oder gar nicht.

Der Countdown läuft

Sobald die Konjunktur 2026 anzieht – wovon manche Institute ausgehen – wird der Fachkräftemangel mit Wucht zurückkehren. Möglicherweise heftiger als 2022. Das Zeitfenster ist schmal: Wer jetzt KI-Strategien umsetzt, kann den nächsten Aufschwung ohne lineares Personalwachstum bewältigen. Wer zögert, steht im Regen.

Für HR-Verantwortliche bedeutet das Ende November 2025 eine Doppelstrategie: kritische Talente trotz Stagnation halten und gleichzeitig massiv in digitale Kompetenzen investieren. Der demografische Wandel ist keine Prognose mehr – er ist die neue Betriebsrealität der deutschen Wirtschaft.

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