China, USA

China überholt USA als wichtigster Handelspartner Deutschlands

04.12.2025 - 02:30:12

Die deutsche Exportwirtschaft steht vor einem Wendepunkt: Erstmals seit 2024 hat China die Vereinigten Staaten wieder als wichtigsten Handelspartner der Bundesrepublik abgelöst. Gleichzeitig zeigen neue Daten der Deutschen Außenhandelskammer in China einen alarmierenden Trend: 60 Prozent der befragten deutschen Unternehmen betrachten ihre chinesischen Wettbewerber bereits als Innovationsführer – oder sehen sie kurz davor.

Diese Entwicklung markiert eine grundlegende Verschiebung in der globalen Wettbewerbslandschaft. Während deutsche Firmen im Reich der Mitte um ihre technologische Vormachtstellung kämpfen, sorgt der neu eingeführte 15-prozentige US-Zolltarif für einen dramatischen Einbruch der Exporte über den Atlantik. Hinzu kommt: Deutsche Zollbehörden gehen mit koordinierten Großrazzien gegen organisierte Schwarzarbeit vor – ein Signal an alle Unternehmen, ihre Lieferketten genau zu prüfen.

Das Statistische Bundesamt hat Ende November Zahlen vorgelegt, die den Machtwechsel schwarz auf weiß belegen. Von Januar bis September 2025 erreichte das Handelsvolumen zwischen Deutschland und China 185,9 Milliarden Euro – ein Plus von 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die USA fielen im gleichen Zeitraum auf 184,7 Milliarden Euro zurück, ein Minus von 3,9 Prozent.

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Besonders dramatisch: Die deutschen Exporte in die USA brachen im ersten Dreivierteljahr um 7,8 Prozent ein. Handelsexperten machen dafür das neue US-Zollsystem verantwortlich, das seit August 2025 vollständig in Kraft ist. Die Importe aus China nach Deutschland legten dagegen um 8,5 Prozent zu – trotz aller politischen Rhetorik über “De-Risking” bleibt die wirtschaftliche Verflechtung mit dem asiatischen Riesen robust.

Der “15-Prozent-Mechanismus” trifft deutsche Maschinenbauer hart

Was genau steckt hinter dem US-Zollsystem, das der deutschen Exportwirtschaft so zusetzt? Anders als ein simpler Pauschaltarif etabliert die neue Regelung einen “reziproken Mindestzoll” von 15 Prozent für EU-Importe.

Das Perfide daran: Waren, die zuvor mit niedrigeren WTO-Zöllen in die USA gelangten, werden nun auf die 15-Prozent-Schwelle “aufgestockt”. Für deutsche Maschinen- und Automobilzulieferer, die jahrzehntelang von günstigen Zollsätzen profitierten, verteuert sich damit das Geschäft im wichtigsten Exportmarkt erheblich. Die Margenvorteile, die deutsche Ingenieurskunst über Jahrzehnte sicherte, erodieren zusehends.

AHK-Umfrage offenbart Innovationsvorsprung Chinas

Die am Dienstag, 2. Dezember, veröffentlichte Studie der Deutschen Außenhandelskammer in China trägt den vielsagenden Titel Partnership Reloaded – und liefert nüchterne Fakten. 60 Prozent der befragten deutschen Firmen sehen ihre chinesischen Konkurrenten entweder bereits als globale Innovationsführer oder kurz davor, diesen Status zu erreichen.

“Unsere Mitglieder berichten uns, dass chinesische Unternehmen in erheblichem Umfang dabei sind, Innovationsführer in ihrer spezifischen Technologie zu werden – oder es bereits sind”, erklärte Dr. Martin Hofmann, Vorsitzender der Deutschen Handelskammer in China (Nordchina), bei der Präsentation in Peking.

Nicht Rückzug, sondern Vertiefung

Die Reaktion der deutschen Wirtschaft überrascht: Statt den Markt zu verlassen, setzen die Unternehmen auf intensivere Zusammenarbeit.

  • 93 Prozent planen, im chinesischen Markt zu bleiben
  • 56 Prozent wollen die Kooperation mit chinesischen Partnern ausbauen, inklusive Joint Ventures und gemeinsamer Forschung
  • 60 Prozent nennen Preisdruck als größte Herausforderung, getrieben durch lokale Überkapazitäten

China hat sich damit vom reinen Absatzmarkt zum unverzichtbaren “Fitnesscenter” für globale Wettbewerbsfähigkeit gewandelt. Wer technologisch führend bleiben will, kommt an chinesischen F&E-Ökosystemen nicht mehr vorbei.

Zoll-Razzia: Millionenbetrug in der Baubranche

Während die Wirtschaft mit internationalen Herausforderungen ringt, schlägt der Staat im Inneren hart zu. Am Montag, 2. Dezember, führte das Hauptzollamt Erfurt eine Großrazzia gegen organisierte Schwarzarbeit durch. Rund 200 Zollbeamte und Steuerfahnder durchsuchten zeitgleich 13 Objekte in Thüringen, Hamburg, Hessen und Niedersachsen.

Im Visier: Ein Betrugsnetzwerk, das mit gefälschten Rechnungen und Scheinfirmen systematisch Sozialversicherungsbeiträge hinterzog. Drei Hauptverdächtige im Alter von 39, 44 und 64 Jahren sowie zwei mutmaßliche Komplizen sollen den Fiskus um mehr als zwei Millionen Euro geprellt haben.

Warnung an Generalunternehmer

Die Ermittler sicherten bei den Durchsuchungen umfangreiches Beweismaterial, darunter Smartphones und Computer, die nun forensisch ausgewertet werden. Die Operation unterstreicht ein wichtiges Rechtsprinzip: Nach deutschem Recht können Generalunternehmer für Sozialversicherungsbetrug ihrer Subunternehmer haftbar gemacht werden – ein Risiko, das besonders in Bau- und Logistikbranchen akut ist.

EU-Zolldatenbank kommt später als gedacht

Bei aller Hektik im Tagesgeschäft sollten Unternehmen auch den regulatorischen Horizont im Blick behalten. Die geplante EU-Zolldatenbank, Herzstück der europäischen Zollreform, wird nicht wie teils berichtet bereits 2026 vollständig eingeführt, sondern folgt einem gestaffelten Zeitplan:

  • 2028: Start für E-Commerce-Sendungen
  • 2032: Freiwillige Nutzung für andere Importeure
  • 2038: Pflicht für alle Händler

Für 2026 steht die Vorbereitung auf die E-Commerce-Änderungen im Fokus, nicht eine vollständige Migration. Der neue “Trust and Check”-Status wird schrittweise das heutige AEO-System (Zugelassener Wirtschaftsbeteiligter) ersetzen.

Die neue Realität für deutsche Exporteure

Die Gleichzeitigkeit dieser Entwicklungen zeichnet das Bild einer “neuen Normalität”. Die Ära einfachen Exportwachstums ist vorbei. Deutschland wird zwischen protektionistischer US-Handelspolitik und einem chinesischen Markt, der vom Kunden zum Konkurrenten wird, eingeklemmt.

Für das kommende Jahr und das erste Quartal 2026 sollten Unternehmen drei strategische Prioritäten setzen:

Lieferketten neu denken: Den 15-prozentigen US-Zoll durch intelligente Supply-Chain-Anpassungen abfedern – wo möglich durch Verlagerung von Produktionsschritten in die USA.

Innovationspartnerschaften suchen: Die AHK-Umfrage zeigt deutlich, dass der Zugang zu chinesischen F&E-Netzwerken für die globale Technologieführerschaft unverzichtbar wird.

Compliance-Audits verschärfen: Die Erfurter Razzia demonstriert, dass Behörden Datenanalyse nutzen, um Betrugsnetzwerke aufzuspüren. Saubere Subunternehmerketten sind keine Option mehr, sondern Pflicht.

Anpassungsfähigkeit und strikte Regelkonformität – das sind die Währungen, mit denen sich im globalen Handel der Zukunft bezahlen lässt.

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