Bundestag, Cybersicherheit

Bundestag verschärft Cybersicherheit: 30.000 Unternehmen in der Pflicht

17.11.2025 - 11:09:12

Der digitale Schutzschild wird massiv hochgefahren: Mit der vergangene Woche beschlossenen Umsetzung der EU-Richtlinie NIS-2 verpflichtet Deutschland künftig fast 30.000 Unternehmen und erstmals auch Bundesbehörden zu strengeren Sicherheitsvorkehrungen. Was bedeutet das konkret für die betroffenen Organisationen – und warum kommt die Verschärfung gerade jetzt?

Die Antwort liefert der aktuelle Lagebericht des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI): Die Bedrohungslage bleibt “angespannt”, die Angriffsfläche wächst, die Methoden der Cyberkriminellen werden professioneller. Gleichzeitig zeigen Phishing-Wellen gegen Bankkunden, wie alltäglich die digitale Gefahr längst geworden ist. Mit dem am 13. November verabschiedeten Gesetz reagiert die Politik auf eine Realität, in der Cybersicherheit endgültig zur nationalen Priorität wird.

Die Zahlen sprechen für sich: Waren bisher rund 4.500 Einrichtungen als kritische Infrastruktur eingestuft, steigt die Zahl durch das NIS-2-Umsetzungs- und Cybersicherheitsstärkungsgesetz (NIS2UmsuCG) auf geschätzte 29.850. Eine Versechsfachung, die zeigt, wie umfassend der Gesetzgeber die digitale Verwundbarkeit des Landes einschätzt.

Die neuen Pflichten haben es in sich: Betroffene Unternehmen müssen umfassende Risikomanagement-Systeme aufbauen, ihre Mitarbeiter kontinuierlich schulen und erhebliche Sicherheitsvorfälle unverzüglich dem BSI melden. Bei Verstößen drohen empfindliche Bußgelder – das BSI erhält deutlich erweiterte Aufsichtsbefugnisse.

Besonders bemerkenswert: Erstmals werden auch Bundesbehörden in die Pflicht genommen. “Eine wirksame und glaubwürdige Cybersicherheitsarchitektur setzt voraus, dass der Staat selbst höchste Sicherheitsstandards einhält”, kommentierte Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. Das BSI übernimmt dabei die Rolle des “Chief Information Security Officer (CISO) Bund” und koordiniert die Sicherheitsmaßnahmen der gesamten Bundesverwaltung.

Anzeige

Die neue NIS‑2-Pflicht trifft fast 30.000 Organisationen – und der aktuelle BSI‑Lagebericht zeigt: Im Schnitt werden jeden Tag 119 Schwachstellen entdeckt. Besonders kleine und mittlere Unternehmen stehen damit unter massivem Handlungsdruck. Das kostenlose E‑Book “Cyber Security Awareness Trends” erklärt praxisnah, welche technischen und organisatorischen Maßnahmen sofort wirken, wie Sie Risiken priorisieren und wie Sie Compliance-Anforderungen praktisch umsetzen – ohne teure Personalaufstockung. Kostenloses Cyber‑Security‑E‑Book anfordern

BSI schlägt Alarm: 119 neue Schwachstellen – täglich

Der Zeitpunkt der Gesetzesverabschiedung ist kein Zufall. Der am 11. November präsentierte BSI-Lagebericht 2025 zeichnet ein ernüchterndes Bild der digitalen Sicherheitslage in Deutschland. Die Zahl der täglich neu entdeckten Schwachstellen kletterte im Berichtszeitraum um 24 Prozent auf durchschnittlich 119.

“Deutschland bleibt im digitalen Raum auf hohem Niveau verwundbar”, warnte BSI-Präsidentin Claudia Plattner bei der Vorstellung des Berichts. Besonders problematisch: Viele Webanwendungen und Server sind nach wie vor unzureichend geschützt – ein gefundenes Fressen für Angreifer.

Trotz internationaler Ermittlungserfolge gegen große Ransomware-Gruppen wie LockBit bleibt Erpressersoftware die zentrale Bedrohung. Alarmierend ist dabei eine Erkenntnis: Rund 80 Prozent aller Ransomware-Angriffe zielen auf kleine und mittlere Unternehmen, die ihre eigene Sicherheit oft gefährlich überschätzen. Gleichzeitig nehmen Angriffe durch staatlich gesteuerte Akteure weiter zu – ein Trend, der den Schutz kritischer Infrastrukturen zur absoluten Priorität macht.

Phishing-Alarm: Wenn die Consorsbank angeblich anruft

Während die Politik an der großen Lösung arbeitet, tobt im digitalen Alltag längst der Kleinkrieg gegen Betrüger. Erst am 14. November warnte die Verbraucherzentrale vor einer aktuellen Phishing-Welle gegen Consorsbank-Kunden. Die Masche: Unter dem Vorwand einer ablaufenden SecurePlus-App werden Nutzer auf gefälschte Webseiten gelockt, um dort ihre Zugangsdaten preiszugeben.

Was nach einem Einzelfall klingt, ist symptomatisch für eine massive Bedrohung durch Social Engineering. Betrüger setzen auf täuschend echt aussehende E-Mails, SMS und Anrufe im Namen von Banken, Zahlungsdienstleistern oder Behörden. Die Strategie: Zeitdruck erzeugen, Angst schüren, unüberlegtes Handeln provozieren.

Die wichtigste Abwehrstrategie bleibt skeptische Wachsamkeit: Niemals auf verdächtige Links klicken, Anmeldedaten ausschließlich auf offiziellen Webseiten eingeben, bei unaufgeforderten Nachrichten grundsätzlich misstrauisch bleiben. Kein seriöses Unternehmen fordert sensible Daten per E-Mail oder SMS an.

Der Marathon beginnt erst: Von der Gesetzgebung zur gelebten Praxis

Mit der Verabschiedung des NIS-2-Umsetzungsgesetzes hat Deutschland die regulatorische Basis geschaffen – die eigentliche Arbeit beginnt jetzt erst. Für die betroffenen 30.000 Unternehmen und Behörden startet eine Phase der Implementierung, in der theoretische Anforderungen in praktische Sicherheitsarchitekturen übersetzt werden müssen. Keine triviale Aufgabe, besonders für mittelständische Betriebe mit begrenzten IT-Ressourcen.

Doch der BSI-Lagebericht macht unmissverständlich klar: Stillstand ist keine Option. Die Bedrohungen entwickeln sich dynamisch weiter, die Angreifer werden professioneller, die Methoden raffinierter. Cybersicherheit ist endgültig zur Daueraufgabe auf Managementebene geworden – und wird es auch bleiben.

Für Bürger bleibt die wichtigste Verteidigungslinie im Kopf: Sensibilisierung für Betrugsmaschen, gesundes Misstrauen gegenüber unaufgeforderten Nachrichten, konsequente Nutzung von Sicherheitsmechanismen. Der Wettlauf zwischen digitaler Aufrüstung und immer neuen Angriffsvektoren wird die Agenda auch in den kommenden Jahren bestimmen. Deutschland hat mit dem neuen Gesetz einen wichtigen Schritt gemacht – doch der Marathon gegen die Cyberbedrohung ist damit keineswegs gewonnen.

Anzeige

PS: Phishing‑Wellen wie die aktuelle Consorsbank‑Masche zeigen, wie wirkungsvoll Social Engineering ist. Für Verantwortliche in Unternehmen und Behörden heißt das: Mitarbeiterschulungen, Anti‑Phishing‑Prozesse und prüfbare Notfallpläne aufsetzen – schnell und pragmatisch. Das Gratis‑E‑Book liefert konkrete Checklisten, gesetzliche Updates und umsetzbare Maßnahmen für Mittelstand und Verwaltung, damit Sie NIS‑2‑Anforderungen praktisch erfüllen und akute Risiken minimieren. Gratis‑E‑Book: Cyber‑Security Awareness herunterladen

@ boerse-global.de