Innerhalb kurzer Zeit weisen zwei unterschiedliche Kommunikationskabel in den Tiefen der Ostsee SchÀden auf.
19.11.2024 - 14:38:45KabelschÀden in der Ostsee - Pistorius vermutet Sabotage. Noch ist unklar, was dahintersteckt. Doch ein Verdacht steht im Raum.
Nach der BeschĂ€digung von Kommunikationskabeln in der Ostsee ist weiter unklar, was hinter den VorfĂ€llen steckt. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius geht davon aus, dass die SchĂ€den an den Unterseekabeln zwischen Finnland und Deutschland sowie zwischen Schweden und Litauen absichtlich herbeigefĂŒhrt worden sind.Â
«Niemand glaubt, dass diese Kabel aus Versehen durchtrennt worden sind», sagte der SPD-Politiker am Rande eines Treffens mit seinen EU-Amtskolleginnen und -kollegen in BrĂŒssel. Man mĂŒsse von Sabotage ausgehen. Beweise dafĂŒr gebe es bislang aber nicht.Â
Pistorius' finnischer Kollege Antti HĂ€kkĂ€nen Ă€uĂerte sich zurĂŒckhaltender und wollte zu möglichen Ursachen der KabelschĂ€den vorerst keine Vermutungen anstellen. Zugleich betonte er, es werde mit der ernsthaften Annahme ermittelt, dass ein externer Akteur beteiligt sei. Es wĂŒrden nicht bloĂ Ermittlungen wie bei einer Naturkatastrophe angestellt, sagte HĂ€kkĂ€nen der finnischen Nachrichtenagentur STT zufolge.
Das betroffene Kabel C-Lion1 zwischen Finnland und Deutschland verlĂ€uft auf einer LĂ€nge von 1.173 Kilometern zwischen Helsinki und Rostock. Das staatliche finnische Unternehmen Cinia hatte am Montag einen Defekt an der 2016 in Betrieb genommenen Untersee-Leitung festgestellt, die als Art Datenautobahn am Meeresgrund Mitteleuropa und Rechenzentren in Nordeuropa verbindet. Zum Teil fĂŒhrt die Verbindung ĂŒber dieselbe Route wie die vor zwei Jahren zerstörten Nord-Stream-Pipelines.
Faeser: «Nehmen diese Bedrohungslage sehr, sehr ernst.»Â
Cinia geht davon aus, dass das Kabel am Grund der Ostsee gebrochen ist und durch Ă€uĂere Einwirkung durchtrennt wurde, etwa durch einen Anker oder ein Grundschleppnetz. Ob vorsĂ€tzlich oder nicht - das ist wie vieles in dem Fall noch unklar. Das Internet ist nach Angaben der finnischen Verkehrs- und Kommunikationsbehörde von dem Vorfall nicht beeintrĂ€chtigt worden. Auch der Datenverkehr sei nicht dauerhaft gestört gewesen.
Das finnische AuĂenministerium und das AuswĂ€rtige Amt in Berlin zeigten sich nach Bekanntwerden des Falles «zutiefst besorgt». Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte in Berlin: «Wir nehmen diese hohe Bedrohungslage sehr, sehr ernst.» Zu der BeschĂ€digung des Kabels sei es in schwedischen GewĂ€ssern gekommen. «Wir sind als Behörden noch nicht beteiligt, haben aber Hilfe angeboten zur UnterstĂŒtzung.»
Auch Kabel zwischen Gotland und Litauen defekt
Weiter wurde bekannt, dass mit dem Arelion-Kommunikationskabel zwischen der schwedischen Insel Gotland und Litauen noch ein weiteres Datenkabel in den Tiefen der Ostsee beschĂ€digt ist. Die Generalstaatsanwaltschaft in Vilnius untersucht die UmstĂ€nde und sammelt Informationen ĂŒber die am Sonntag aufgetretene BeschĂ€digung des Kabels. Auch schwedische Behörden haben Untersuchungen aufgenommen.Â
Nach Angaben eines Sprechers des Telekommunikationsunternehmens Telia ist das beschĂ€digte Kabel zwischen Litauen und Schweden ziemlich alt. In der Vergangenheit habe es mehrere damit verbundene AusfĂ€lle gegeben, die normalerweise mit Fehlern bei der Schifffahrt zusammenhingen. Der jetzige Vorfall könnte aber schwerwiegender sein, da sich die Kabel zwischen Litauen und Schweden sowie zwischen Deutschland und Finnland kreuzten.Â
«Wir können Sabotage sicherlich nicht ausschlieĂen, da es bereits zuvor Warnsignale gab. Das wĂ€re nicht das erste Mal und es wĂ€re nichts Neues», sagte der designierte litauische Regierungschef Gintautas Paluckas.Â
Kritische Infrastruktur in der Ostsee im Fokus der Nato
Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 und den Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines gut sieben Monate spĂ€ter steht die kritische Infrastruktur in der Ostsee stĂ€rker im Fokus der Ăffentlichkeit und insbesondere der Nato. Im Herbst 2023 wurde mit der Ostsee-Pipeline Balticconnector eine wichtige Energieleitung zwischen Finnland und Estland gekappt und dabei auch ein Datenkabel zwischen den beiden EU-Staaten beschĂ€digt.Â
Nach Angaben der finnischen Ermittler wurde die Pipeline höchstwahrscheinlich vom Anker eines chinesischen Containerschiffs namens «Newnew Polar Bear» zerstört. Ob es sich bei dem Vorfall um einen Unfall oder um bewusste Sabotage handelte, ist bis heute unklar.