Deutschland, Telekommunikation

Fast 500 Runden hatte die Handynetz-Frequenzauktion im Jahr 2019, verbissen überboten sich die Firmen immer wieder.

01.12.2025 - 18:07:00

Mobilfunk-Frequenzen: Dem Bund drohen Milliardeneinbußen. Diese Auktion könnte wiederholt werden - mit teuren Folgen für den Staat.

Nach einer Gerichtsniederlage im Streit über Handynetz-Frequenzen drohen dem Bund milliardenschwere Einbußen. 2019 hatte die Bundesnetzagentur Frequenzen für 6,5 Milliarden Euro versteigert, die Mobilfunkfirmen Deutsche Telekom, Vodafone, O2 und 1&1 griffen zu - Branchenkennern zufolge war das ein recht hoher Wert. 

Die kleineren Wettbewerber Freenet und EWE Tel sahen sich aber benachteiligt, klagten und hatten Erfolg - ein Urteil des Verwaltungsgerichts Kölns wurde kürzlich rechtskräftig. Nun muss die Bundesnetzagentur die damaligen Netzausbau-Auflagen neu erarbeiten. Hierzu startete sie eine entsprechende Anhörung, um Stellungnahmen aus der Branche einzuholen.

Zwei mögliche Wege, beide sind riskant und folgenreich

In dem jetzt von der Behörde publizierten Papier sind zwei Handlungsoptionen enthalten. Zum einen könnten die Beamten zu dem Schluss kommen, dass auf eine erneute Auktion verzichtet werden kann. Das Pikante daran: Die Autoren schreiben, dass hierbei «möglicherweise durch Ausgleichsmaßnahmen Abhilfe» zu schaffen sei. Das hieße wohl, dass die Firmen finanziell entlastet würden: Entweder zahlen sie weniger oder die Ausbau-Pflichten werden etwas entschärft, es müssten also weniger Funkstandorte gebaut werden.

Die Bundesnetzagentur muss ihre Entscheidung auf Basis der aktuellen Marktlage treffen, so sieht es das Urteil des Kölner Verwaltungsgerichts vor. Sollte sie den Auflagenkatalog verändern und auf eine Wiederholung der Auktion verzichten, so drohen ihr Schadenersatz-Klagen - die klagenden Firmen könnten sagen, dass sie auf Basis der geänderten Auflagen damals ja längst nicht so viel Geld geboten hätten. 

Die andere Handlungsoption der Behörde ist es, dass Auktion wiederholt werden muss - und das, obwohl die jahrzehntelange Nutzung der versteigerten Frequenzrechte längst begonnen hat. Bei einer erneuten Auktion wäre die Frage völlig offen, was die Firmen bieten und was sie für die bisherige Nutzung der Frequenzen zahlen würden. 

Damals schaukelten sich die Firmen in der Auktion gegenseitig hoch, der Neueinsteiger 1&1 ließ in den Auktionsrunden nicht locker und die Gebote wurden immer höher. Gut möglich, dass die Lage diesmal anders wäre, zumal der spanische O2-Mutterkonzern Telefónica laut über mögliche Zukäufe nachdenkt und dabei möglicherweise 1&1 in den Blick nimmt. Würden aus vier nur noch drei Netzbetreiber, so würde der Wettbewerbsdruck abnehmen. Das wäre dann wohl auch am Auktionsergebnis zu sehen - und statt der ursprünglichen sechseinhalb Milliarden könnten nur noch zwei oder drei Milliarden im Staatssäckel landen.

Wie auch immer die Behörde über ihr weiteres Vorgehen entscheidet, bei irgendeiner Firma dürfte das Grummeln groß sein - und die nächste Klage ließe in der streitfreudigen Branche wohl nicht lange auf sich warten.

@ dpa.de

Weitere Meldungen

Vetorecht soll Doppelentwicklungen bei IT im Bund vermeiden. Ziel: weniger Insellösungen und mehr Effizienz in der Verwaltung. Das Bundesdigitalministerium kann bald bei IT-Projekten anderer Ministerien Einspruch einlegen. (Wissenschaft, 02.12.2025 - 11:31) weiterlesen...

Sammelklage gegen Vodafone zieht sich in die Länge. War das rechtens? Verbraucherschützer trommeln zur Sammelklage, die nun einen Umweg über Luxemburg nimmt. Die Preiserhöhung von Vodafone war saftig, zehn Millionen Kunden waren betroffen. (Wirtschaft, 02.12.2025 - 04:45) weiterlesen...

Belangloses in Serie – Scrollen Kinder sich um den Verstand?. Experten sehen Folgen für den Einzelnen, Gesellschaften und die Zukunft dieser Welt. Mit einem Smartphone als Geschenk ist der Weg in soziale Medien nicht mehr weit. (Wissenschaft, 02.12.2025 - 04:00) weiterlesen...

Telekom und Lidl-Mutter Schwarz möchten KI-Datenfabrik bauen. Zwei Schwergewichte der deutschen Wirtschaft üben den Schulterschluss. Die Datenmassen sind gigantisch, Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) schieben den Bedarf an Rechenzentren enorm an. (Wissenschaft, 01.12.2025 - 13:05) weiterlesen...

Umweltminister: «Gebrauchte Handys verdienen zweites Leben» In einem alten Handy steckt mehr Gold als im Golderz: Bundesumweltminister Schneider setzt auf Kreislaufwirtschaft und sieht im Wiederverkauf von Elektronik großes Potenzial für Umwelt und Wirtschaft. (Wissenschaft, 28.11.2025 - 11:55) weiterlesen...

Netzagentur gibt Bußgeldverfahren gegen Mobilfunker 1&1 auf. Das ist gut für den Wettbewerb und führt zu mehr Angeboten für Verbraucher. Doch 1&1 drohte eine erhebliche Strafe - bis jetzt. Jahrelang gab es nur drei Handynetzbetreiber, inzwischen sind es vier. (Wissenschaft, 27.11.2025 - 05:15) weiterlesen...