Deutschland, Umwelt

Um den Transport von Millionen Paketen nachhaltiger zu machen, probieren die Zusteller einiges aus.

13.07.2023 - 05:34:13

Großteil der Fahrzeuge im Paketdienst mit Diesel-Antrieb. Dennoch kommen sie bei der Umrüstung ihrer Flotte nur langsam voran - aus vielfältigen Gründen.

Bei der Umrüstung des Fuhrparks auf emissionsärmere Antriebe kommt die Paketbranche vor allem auf längeren Transportwegen nur langsam voran. Neuesten Erhebungen zufolge lag der Anteil alternativer Antriebe an allen eingesetzten Fahrzeugen in der Kurier-Express-Paket-Branche (KEP) im vergangenen Jahr bei rund 16 Prozent, wie der Bundesverband Paket und Expresslogistik (Biek) auf Anfrage mitteilte.

«Der Anteil wird in Zukunft weiter steigen, besonders, wenn die Hersteller die Fahrzeuge zu niedrigeren Preisen anbieten können», hieß es.

Die Hindernisse sind aus Sicht der Branche vielfältig. Zum einen sind die Anschaffungskosten für nachhaltigere Alternativen im Vergleich zu gängigen Diesel-Transportern nach wie vor «um ein Vielfaches höher», wie der Biek weiter mitteilte. Außerdem fehlt es insbesondere auf der Langstrecke - also bei Pakettransporten abseits des Zustellverkehrs in den Innenstädten - an der notwendigen Infrastruktur.

Biokraftstoffe nur eine Übergangslösung

Lediglich bei Biokraftstoffen, mit denen Bestandsfahrzeuge anstelle von Diesel betankt werden können, sei die Tankinfrastruktur bereits vorhanden, betonte der Branchenverband. Allerdings liege der Preis für flüssige Biokraftstoffe «zwischen 15 Cent und 40 Cent über dem Abgabepreis für Diesel. Dies erschwert den Unternehmen noch den Umstieg».

Aus Sicht des Paketlieferdiensts DPD können Biokraftstoffe ohnehin nur eine Übergangslösung sein. «Mit Blick auf Treibhausgasemissionen sind sie kein Fortschritt», sagte etwa Gerd Seber, bei DPD verantwortlich für die Nachhaltigkeitsstrategie, der dpa. Die Hersteller setzten deshalb bei langen Distanzen und schweren Lastwagen auf Wasserstoff. Doch sowohl die Verfügbarkeit der Fahrzeuge als auch der Ausbau einer Wasserstoff-Tank-Infrastruktur sei nach wie vor mangelhaft, betonte Seber.

Gleichwohl sei die gesamte Branche offen für die «Erprobung und den Einsatz von innovativen Konzepten, die eine klimafreundliche und effiziente Paketlogistik fördern», teilte der Branchenverband mit.

Elektro-Lastwagen für den Logistikverkehr

Das bestätigt auch Stadtlogistik-Experte Kai-Oliver Schocke. «Alle Zusteller sind auf der letzten Meile bereits elektrisch unterwegs - in manchen Städten sogar zu 100 Prozent», sagte der Präsident der Frankfurter Universität für angewandte Wissenschaften (Frankfurt University of Applied Sciences) der Deutschen Presse-Agentur. «Das Problem der Umstellung auf ressourcenschonende Fahrzeuge lag weniger am Willen der Unternehmen als daran, dass rein technisch lange Zeit gar keine Fahrzeuge zur Verfügung standen.»

Dieser Umstand ändere sich allmählich. Heute will etwa Marktführer DHL neue Elektro-Lastwagen für den Logistikverkehr zwischen den eigenen Depots im Berliner Umland präsentieren. Auch Wettbewerber Hermes weist auf solche Versuche hin. «Aktuell hat Hermes Germany zwei E-Lkws im täglichen Linienverkehr im Einsatz - einen im Raum Hamburg, einen im Raum Berlin», teilte das Unternehmen auf Anfrage mit.

Die Elektrofahrzeuge mit einigen Hundert Kilometern Reichweite seien für diese kürzeren Strecken abseits des Zustellverkehrs gut geeignet, betonte Schocke. In einigen Regionen seien zudem im Rahmen von Pilotprojekten Oberleitungen über den Autobahnen installiert worden, mit denen Lastwagen vollelektrisch unterwegs sein können. Solche Versuche gibt es etwa in Hessen, wissenschaftlich betreut von der Technischen Universität Darmstadt. «Allerdings wird mittelfristig nicht das gesamte deutsche Straßennetz mit Oberleitungen für Lastwagen ausgestattet werden», sagte Schocke.

@ dpa.de

Weitere Meldungen

Koalitionsausschuss beginnt Beratungen Renten-Rebellion, Verbrenner-Aus, Heizungsgesetz: Bei welchen dieser schwierigen Themen kommen die Spitzen von Union und SPD heute weiter? (Politik, 27.11.2025 - 20:51) weiterlesen...

Koalitionsausschuss sucht nach Lösung im Rentenstreit Renten-Rebellion, Verbrenner-Aus, Heizungsgesetz: Die Spitzen von Union und SPD haben im Koalitionsausschuss eine ganze Reihe schwieriger Themen zu klären. (Politik, 27.11.2025 - 04:30) weiterlesen...

Ist das Plastiktüten-Verbot zu lasch?. Ergebnis: Es gab viel zu viele Tüten. Schnell mal einkaufen gehen, aber wie bekomme ich das Zeug nach Hause? Nimm Dir an der Supermarktkasse halt Plastiktüten - so war das früher. (Wirtschaft, 26.11.2025 - 13:29) weiterlesen...

Umweltschützer fordern schärferes Plastiktüten-Verbot. Ergebnis: Es gab viel zu viele Plastiktüten. Schnell mal einkaufen gehen, aber wie bekomme ich das Zeug nach Hause? Nimm Dir an der Supermarktkasse halt Plastiktüten - so war das früher. (Wirtschaft, 26.11.2025 - 11:07) weiterlesen...

Erstmals Steinkorallen auf Manganknollen entdeckt. Ihre Besonderheit: Sie lebt nur auf Manganknollen – und ist damit durch geplanten Tiefseebergbau akut bedroht. Forscher entdecken in der Tiefsee eine bislang unbekannte Korallenart. (Wissenschaft, 25.11.2025 - 05:28) weiterlesen...

Artenschutzkonferenz: Elefanten, Haie und Aale im Visier. Es werden harte Verhandlungen um den Handel mit Elfenbein, Haien und Fröschen erwartet. Am Montag startet in Samarkand die internationale Artenschutzkonferenz. (Wissenschaft, 23.11.2025 - 06:00) weiterlesen...