München - Wer innerdeutsch oder innereuropäisch fliegt, zahlt in Deutschland im europäischen Vergleich besonders viel.
26.06.2025 - 00:05:01ADAC Analyse: Fliegen ab Deutschland ist teuer / Staatliche Abgaben treiben Ticketpreise / Teuerste Gebühren am Flughafen Frankfurt / Zusammensetzung der Preise oft schwer nachvollziehbar. Das zeigt eine aktuelle ADAC Auswertung von rund 120 Flugverbindungen. Staatliche Steuern und Gebühren treiben die Ticketpreise vor allem ab Frankfurt/Main, München und Düsseldorf kräftig in die Höhe. Gleichzeitig bleibt das innerdeutsche Angebot begrenzt und wird von der Lufthansa-Gruppe dominiert.
Mit rund 74 Euro für staatliche Abgaben bei einem Inlandsflug zahlen Passagiere in Frankfurt am Main den höchsten Betrag in Deutschland. Der Durchschnitt liegt bei 52 Euro. Am günstigsten ist der Abflug ab Köln/Bonn mit rund 36 Euro.
Auch im europäischen Vergleich und bei internationalen Flügen fallen in Deutschland hohe Abgaben an: Für einen Flug ab Frankfurt betragen die Steuern und Gebühren rund 59 Euro. Nur in Amsterdam sind die Steuern und Gebühren mit knapp 63 Euro noch höher. Nach Frankfurt folgen drei weiteredeutsche Flughäfen: München (rund 49 Euro), Düsseldorf (46 Euro) und Hannover (42 Euro).
Der ADAC hat auch die Verbindungsqualität analysiert: 73 Prozent der untersuchten innerdeutschen Strecken waren als Direktflug verfügbar. Acht Verbindungen waren nur mit Umstieg möglich, oft verbunden mit einem deutlichen Preisaufschlag: Diese Flüge kosteten im Durchschnitt rund 300 Euro, während für Direktverbindungen nur etwa 76 Euro fällig wurden. 87 Prozent der innerdeutschen Verbindungen wurden von der Lufthansa oder ihrer Tochter Eurowings angeboten, sodass die Wettbewerbssituation entsprechend eingeschränkt ist.
Das innereuropäische Angebot ist dagegen deutlich vielfältiger: Rund 92 Prozent der Strecken waren ohne Umstieg verfügbar, oft standen mehrere Airlines zur Auswahl. Hier lohnen sich Preisvergleiche besonders. Denn während klassische Fluggesellschaften wie Lufthansa oder Air France deutlich höhere Preise verlangen, bieten Billigflieger wie EasyJet dieselben Strecken für teilweise weniger als die Hälfte an.
Die Untersuchung zeigt zudem, dass innerhalb Deutschlands der Flugpreis binnen weniger Wochen deutlich teurer werden kann. So stieg der Ticketpreis für einen Lufthansa-Flug von Frankfurt nach Berlin im dreimonatigen Erhebungszeitraum von rund 86 auf über 430 Euro - das entspricht einer Verfünffachung. Auch auf anderen Strecken wurden Preissteigerungen um das Zwei- bis Dreifache beobachtet.
Hinzu kommt, dass die Zusammensetzung der Ticketpreise für Verbraucher oft schwer nachvollziehbar ist. Viele Airlines weisen Steuern und Zuschläge uneinheitlich oder gar nicht aus.
Wer beim Fliegen sparen möchte, sollte frühzeitig buchen, alternative Flughäfen in der Nähe prüfen und Preisvergleiche nutzen. Auch ein Blick ins Ausland lohnt sich: In Grenznähe sind Flüge von ausländischen Flughäfen oft günstiger.
Der ADAC erwartet, dass Fluggesellschaften ihre Preisbestandteile einheitlich und nachvollziehbar darstellen sowie erstattungsfähige Gebühren bei Nichtantritt der Flugreise klar benennen. An die Politik richtet der Verein den Appell, die Gebührenpolitik im Luftverkehr zu überdenken und die Luftverkehrsteuer in eine zweckgebundene Abgabe umzuwandeln, beispielsweise zur Förderung nachhaltiger Flugkraftstoffe. Nur so kann der Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb gestärkt werden.
Darüber hinaus muss sichergestellt werden, dass im Zuge der aktuellen Überarbeitung der Fluggastrechte-Verordnung auf EU-Ebene die Entschädigungsrechte der Flugreisenden erhalten bleiben. Die diskutierte Absenkung der Schwelle für Entschädigungsansprüche bei Flugverspätungen von drei auf fünf Stunden für Kurzstrecken und 9 bis 12 Stunden bei Langstrecken, lehnt der ADAC ab.
Pressekontakt:
ADAC Kommunikation
T +49 89 76 76 54 95
aktuell@adac.de
Original-Content von: ADAC übermittelt durch news aktuell