Trendwende, Jahren

München - 15 Jahre ging es kontinuierlich bergauf mit dem Frauenanteil in den Aufsichtsräten des wichtigsten deutschen Aktienindex, dem DAX.

08.05.2025 - 08:38:19

Trendwende nach 15 Jahren: Frauenanteil in DAX-Aufsichtsräten sinkt erstmals wieder. Von sieben Prozent im Jahr 2010 erreichte der Frauenanteil letztes Jahr (2024) zum ersten Mal die 40%-Marke. Zwei Jahre in Folge waren mehr Frauen als Männer neu in die Aufsichtsräte eingezogen.

Mehr Frauen scheiden aus als nachrücken

2025 kehrt sich diese Entwicklung erstmals um. Zum ersten Mal scheiden mehr Frauen als Männer aus DAX-Aufsichtsräten aus (14 Frauen gegenüber 12 Männern). Zudem werden deutlich weniger Frauen als Männer neu in die Aufsichtsräte gewählt (10 Frauen, 18 Männer = 36% Frauen gegenüber 54% oder 22 Frauen im Vorjahr). Die Folge: der Frauenanteil unter den Aktionärsvertretern sinkt von 40% auf 38,2%. Das zeigt die jährliche Analyse der DAX-Aufsichtsräte durch die Personalberatung Russell Reynolds Associates.

DAX verliert im europäischen Vergleich an Boden

Auch international fallt der DAX zurück. Im Vergleich mit den zehn wichtigsten Börsenindizes Europas rutscht der DAX auf Platz acht ab. Denn der Frauenanteil im DAX entwickelt sich gegen den europäischen Trend. Mit Ausnahme Finnlands steigt der Frauenanteil in den Aufsichtsgremien der Unternehmen der wichtigsten europäischen Aktienindizes. An der Spitze steht Frankreich mit jetzt 47,5%, gefolgt von Italien (rund 45%) sowie Norwegen und UK (jeweils ca. 44%).

Zahl weiblicher Aufsichtsratsvorsitzender steigt

Einen positiven Trend zeigt der Blick auf die DAX-Aufsichtsratsvorsitze: Vier Aufsichtsgremien (10%) werden nun von Frauen geführt – Simone Bagel-Trah bei Henkel; Clara-Christina Streit mit zwei Mandaten (Deutsche Börse und Vonovia), sowie Katrin Suder bei DHL Group. Damit hat sich die Zahl weiblich besetzter Aufsichtsratsvorsitze im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.

Leichter Zuwachs bei Schlüsselpositionen

Auch bei den sogenannten «Positions of Power» zeigt sich ein leichter Anstieg:der Anteil weiblicher stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender steigt von 28% auf 29% und der Anteil an Ausschussvorsitzen von 20% auf 22%. Dennoch liegen diese Werte weiterhin acht bis 14 Jahre hinter dem gesamten Frauenanteil zurück.

„Kein gutes Signal“

„15 Jahre kannte die Entwicklung des Frauenanteils in DAX-Aufsichtsräten nur eine Richtung. Es ging stetig nach oben – mal mehr, mal weniger, zuweilen beflügelt durch die gesellschaftliche Diskussion, zuweilen durch neue Gesetze. Letztes Jahr wurde die 40%-Marke erreicht. Wir wähnten uns auf einem sicheren Weg hin zur Parität zwischen Männern und Frauen. Jetzt der recht deutliche Rücksetzer – und das gegen den europäischen Trend. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob sich die Entwicklung tatsächlich nachhaltig umgekehrt hat. Doch angesichts der Vorbildfunktion der DAX-Aufsichtsräte – für DAX-Vorstände, für Geschäftsleitungen und für Besetzungen im Top-Management insgesamt – ist dies kein gutes Signal“, so Jens-Thomas Pietralla, Leiter der Globalen Board & CEO Practice von Russell Reynolds Associates.

Drei Unternehmen bleiben unter den geforderten 30%

Mit einem Frauenanteil von 58% (Aktionärs- und Arbeitnehmervertretungen) liegt Beiersdorf 2025 an der Spitze der 40 DAX-Unternehmen, gefolgt vor Zalando (56%) und Bayer (55%). Vier Gremien erreichen insgesamt einen Frauenanteil von 50% – im Vorjahr waren es fünf Unternehmen, 2023 sechs. Porsche SE* bleibt mit 20% weiterhin deutlich unter den geforderten 30%, auch Adidas (25%) und SAP (28%) unterschreiten erneut diese Schwelle.

Frauen kürzer im Amt

Im letzten Jahr waren die ausscheidenden Frauen rund sechs Jahre jünger als ihre männlichen Kollegen (59,6 Jahre gegenüber 65,3 Jahren) und ein Jahr kürzer im Amt (7,8 gegenüber 8,8 Jahren).

Über die Studie:

Die Analyse zur Entwicklung der DAX-Aufsichtsgremien beruht auf den Zahlen und Daten nach Durchführung der diesjährigen Hauptversammlungen bzw. den laut Tagesordnung geplanten personellen Veränderungen bei den noch ausstehenden Hauptversammlungen. Russell Reynolds Associates führt die Erhebung seit 15 Jahren jährlich durch und hat damit den Referenzstandard für die Zusammensetzung von Aufsichtsräten in Deutschland etabliert.

*Da Porsche SE nicht paritätisch mitbestimmt ist, fällt es nicht unter das Führungspositionengesetz FüPoG I aus dem Jahr 2016, das eine 30% Frauenquote vorschreibt.

Studie herunterladen

Foto Jens-Thomas Pietralla

Weitere Informationen:

Shepard Fox Communications
Axel Schafmeister
Tel.: +41 44 252 0708
Mobil: +41 78 714 8010
axel.schafmeister@shepard-fox.com

Original-Content von: Russell Reynolds Associates übermittelt durch news aktuell

http://ots.de/5bfdcd

@ presseportal.de