Die Dax-Unternehmen haben 2023 weniger Treibhausgase emeritiert.
16.08.2024 - 04:25:36Analyse Dax-Konzerne senken Treibhausgas-Ausstoß. Das zeigt zumindest eine Auswertung ihrer Nachhaltigkeitsberichte.
Die deutschen Börsen-Schwergewichte haben einer aktuellen Auswertung zufolge den Ausstoß von Treibhausgasen im vergangenen Jahr gesenkt. Gemessen an 2022 sanken die direkten Emissionen der Dax-Konzerne von 218 auf 189 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente - und damit um rund 14 Prozent. Das geht aus der Analyse hervor, für die das Prüf- und Beratungsunternehmen EY die Nachhaltigkeitsberichte der 40 Unternehmen ausgewertet hat. In diesen dokumentieren sie ihre Bemühungen hin zur Klimaneutralität.
Rückgang um fast 30 Millionen Tonnen
Absolut beträgt das Minus der Dax-Konzerne fast 30 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Das entspricht nach EY-Angaben den jährlichen Emissionen von 17,4 Millionen durchschnittlichen Neuwagen mit einer Fahrleistung von 15.000 Kilometern.
Insgesamt reduzierten demnach 32 Dax-Unternehmen ihre Emissionen. Sieben stießen mehr Treibhausgase aus als 2022. Ein Konzern machte keine Angaben. Den größten prozentualen Rückgang verzeichneten der Chiphersteller Infineon und der Versicherer Allianz, den größten Anstieg der Sportwagenbauer Porsche AG. Größter Emittent 2023 war der Baustoffkonzern Heidelberg Materials, gefolgt vom Energieunternehmen RWE und dem Chemiekonzern BASF.
Diese Zahlen umfassen der Analyse zufolge einerseits Emissionen, die durch Prozesse im laufenden Betrieb entstehen - unter anderem durch Maschinen, eigene Kraftwerke oder den Fuhrpark des Unternehmens. Einbezogen werden jedoch auch Treibhausgase, die bei der Produktion eingekaufter Energie ausgestoßen werden. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn eine Firma Strom oder Fernwärme von einem Versorger mit fossilen Kraftwerken bezieht.
Experte warnt vor Selbstzufriedenheit
Der Leiter der EY-Nachhaltigkeitsberatung, Simon Fahrenholz, attestiert der Wirtschaft in Deutschland, bei der Reduzierung von Emissionen gut voranzukommen. Gerade die Top-Unternehmen hätte dabei eine Vorreiterrolle.
Fahrenholz ging allerdings nicht davon aus, dass sich die Entwicklung im bisherigen Tempo fortsetzen wird. Denn viele Konzerne hätten bislang eher auf Einzelmaßnahmen gesetzt, also unter anderem auf Strom aus erneuerbaren Energiequellen umgestellt. Das lasse sich zwar recht leicht umsetzen und habe einen starken Effekt. Dieser komme aber nur einmalig zum Tragen. Das zeigt sich auch daran, dass der Energieverbrauch der Dax-Unternehmen im Vergleich zu den Emissionen deutlich weniger stark gesunken ist.
Fahrenholz warnte daher trotz der guten Entwicklung vor Selbstzufriedenheit: «Die weitere Reduzierung des CO2-Fußabdrucks wird kein Selbstläufer.» Im Gegenteil: Viele Unternehmen stünden aktuell unter anderem durch trübe Geschäftsaussichten unter Druck. «Da droht der nachhaltige Umbau des Geschäftsmodells zu einer Baustelle von vielen zu werden und zu wenig Beachtung zu bekommen.» Um die Mammutaufgabe bewältigen zu können, brauche es eine ganzheitliche Integration der Dekarbonisierung in die Unternehmensstrategie.
Indirekte Emissionen um ein Vielfaches höher
Die Analyse betrachtet außerdem eine weitere Kategorie von Emissionen: Jene, die den Konzernen nicht direkt zugeordnet werden können, da sie auf vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsstufen entstehen. Dazu zählt beispielsweise die Lieferkette, der Transport, die Nutzung der Produkte oder die Entsorgung. Werden diese einbezogen, entfallen auf die Dax-Unternehmen Emissionen in Höhe von knapp 3,5 Milliarden Tonnen - und damit neun Prozent des weltweiten Treibhausgas-Ausstoßes im vergangenen Jahr. Das Minus im Vergleich zu 2022 reduziert sich demzufolge auf vier Prozent.
Fahrenholz zufolge sind die Möglichkeiten der Unternehmen, sich einen Überblick über die indirekten Emissionen zu machen, aber begrenzt: Um mehr Transparenz herzustellen und auch diese Emissionen zu senken, seien ganzheitliche Anstrengungen nötig. Zum Beispiel müssten die Konzerne mit Lieferanten und Entsorgungsunternehmen verhandelt werden. Aber auch Änderungen in der Produktentwicklung seien notwendig. «Das braucht Zeit, Erfolge werden teils erst mit mehrjähriger Verzögerung sichtbar.»