Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hält die zurückhaltende Geldpolitik der EZB für einen Fehler.
12.09.2024 - 07:00:30Fratzscher wirft EZB zu zögerliche Geldpolitik vor
Er verstehe die Sorgen der EZB, die um ihre Glaubwürdigkeit für den Fall fürchte, dass die Inflation wieder aufflamme, räumte Fratzscher ein: "Doch das bringt sie dazu, zu vorsichtig und restriktiv zu agieren." Der DIW-Präsident würde für eine größere Zinssenkung plädieren. "Es wäre durchaus sinnvoll, jetzt mit 50 Basispunkten zu operieren. Klar, man will die Märkte nicht überraschen, die einen geringeren Zinsschritt eingepreist haben. Aber man könnte sie zumindest darauf vorbereiten, dass man nun schneller gehen will." Das wäre ein wichtiger Kurswechsel. Fratzscher will nicht von einer Schuld der Zentralbank an der aktuellen Wachstumsschwäche sprechen. "Aber die EZB trägt schon ein Stück weit Verantwortung dafür. Gerade im letzten und in diesem Jahr war und ist die Geldpolitik der EZB eine der größten Bremsen für die wirtschaftliche Entwicklung." Die Notenbank sei mitverantwortlich, dass die Investitionen relativ schwach ausfallen, vor allem die am Bau. Auch den Konsum schwäche sie mit ihrer Zinspolitik.