Eine Beziehung vortÀuschen, um an Geld zu kommen: Vor allem mit dieser Masche soll die sogenannte «Black Axe»-Bruderschaft abkassieren.
07.04.2025 - 12:58:34Masche «Love Scamming»: Prozess gegen nigerianische Mafia. In MĂŒnchen stehen nun zwölf mutmaĂliche Mitglieder vor Gericht.
Liebesbetrug, GeldwĂ€sche - und MĂ€nner, die sich «Chef-Priester» oder «Schlachter» nennen: Vor dem Landgericht MĂŒnchen I hat der nach Ermittler-Angaben deutschlandweit erste groĂe Prozess gegen die nigerianische Mafia begonnen.Â
Die Staatsanwaltschaft hat zwölf mutmaĂliche Mitglieder angeklagt, darunter den Mann, den die Behörden fĂŒr den Deutschland-Chef der Vereinigung halten. Sie wirft den MĂ€nnern im Alter zwischen 33 und 54 Jahren die Bildung krimineller Organisationen vor. Nahezu alle Angeklagten schwiegen zu Prozessbeginn zu den VorwĂŒrfen, nur einer gab ĂŒber seine AnwĂ€lte an, sie zu bestreiten.Â
Masche «Love Scamming»: 235.000 Euro fĂŒr LiebesbetrĂŒger
Vor allem mit der Betrugsmasche des sogenannten Love Scammings, bei denen Opfern eine Liebesbeziehung vorgegaukelt und um Geld gebeten wird, soll die sogenannte «Black Axe»-Bruderschaft viel Geld verdienen. In dem MĂŒnchner Prozess geht es um Dutzende FĂ€lle. Rund 235.000 Euro soll allein eine Frau gezahlt haben, die mit einer angeblichen Liebesbeziehung getĂ€uscht wurde.Â
BetrĂŒger geben sich in solchen FĂ€llen als jemand aus, den es gar nicht gibt - beispielsweise als «ein in Syrien stationierter Soldat namens "Thomas Meyer"», wie es in der Anklage heiĂt.Â
Im April vergangenen Jahres hatte das bayerische Landeskriminalamt (LKA) den deutschlandweit ersten Schlag gegen die Bruderschaft gemeldet, die auĂerdem sowohl GeldwĂ€sche betreiben soll als auch die sexuelle Ausbeutung von Frauen, die nach Europa geschleust und dort zur Prostitution gezwungen werden. Das Landgericht MĂŒnchen I geht von einer langwierigen Hauptverhandlung aus. Der Prozess soll voraussichtlich bis kurz vor Weihnachten dauern. Das Urteil könnte demnach am 19. Dezember fallen.Â
Dass die nigerianische Mafia, deren Mitglieder weltweit auf rund 30.000 geschĂ€tzt werden, auch von Deutschland aus verstĂ€rkt tĂ€tig ist, war bis zur groĂen Razzia im vergangenen Jahr weitgehend unbekannt. Hierzulande gebe es schĂ€tzungsweise eine dreistellige Anzahl an Mitgliedern, teilte das LKA damals mit.Â
Das Aufnahmeritual bezeichnet die Staatsanwaltschaft als «gewaltsame Prozedur», bei dem auch Kokoma eine Rolle spielt, ein rituelles GetrÀnk, das Neu-Mitgliedern dabei verabreicht wird.
Die Mitglieder in der FĂŒhrungsriege heiĂen «Head», also Kopf, «National Chief Priest», Nationaler Chef-Priester oder «National Butcher». Der «Nationalschlachter» ist den Angaben zufolge fĂŒrs Grobe zustĂ€ndig wie die Sanktionierung von Mitgliedern, die gegen die Regeln der Mafia verstoĂen.Â
Die Ermittler machten Bayern als Schwerpunkt der nigerianischen Mafia aus. Neben Wohnungen wurden nach LKA-Angaben damals auch AsylunterkĂŒnfte durchsucht. Nach dem Jahresbericht des bayerischen Verfassungsschutzes fĂŒr 2023 handelt es sich bei der «Confraternity Black Axe» um eine von vier mafiaĂ€hnlichen nigerianischen Organisationen, deren Mitglieder hauptsĂ€chlich in Bayern aktiv sind. Diese «Confraternities» entstanden in den 1960er und 1970er Jahren ursprĂŒnglich aus universitĂ€ren Bruderschaften.Â
Einige der Gruppen hÀtten sich spÀter aber zu mafiaÀhnlichen Vereinigungen entwickelt, die weltweit und in Europa vor allem in Italien besonders in den Bereichen DrogenkriminalitÀt, Internetbetrug, GeldwÀsche, Menschenhandel und Schleusungen aktiv seien, teilte das LKA damals mit. In Nigeria komme es wegen Konkurrenz untereinander zu gewalttÀtigen Konflikten zwischen den Gruppen.
Millionenschaden
«Der gesamtvolkswirtschaftliche Schaden, den die "Black Axe" weltweit durch ihre Straftaten begeht, lĂ€sst sich schwer beziffern, dĂŒrfte jedoch mindestens im Bereich einer dreistelligen Millionensumme liegen», heiĂt es in der Anklage der Staatsanwaltschaft. So wurden allein in Irland offenen Informationen zufolge im Rahmen von Ermittlungsverfahren Vermögenswerte in Höhe von 64 Millionen Euro sichergestellt, die gröĂtenteils aus Internetbetrugstaten stammen.»