Jugendliche, Ratgeber

Grevenbroich - Manche Kinder zeigen im Schulalltag beachtliche Leistungen, verhalten sich gleichzeitig jedoch auffällig oder unangepasst und tun sich schwer damit, sich in die Klassengemeinschaft einzufügen.

01.10.2025 - 08:00:22

Das ‚schwierige‘ Kind!?! In Wahrheit oft überdurchschnittlich begabt!. Lehrkräfte stufen sie deshalb häufig als verhaltensauffällig oder schwierig ein.

Doch hinter diesem Verhalten kann eine hohe intellektuelle Begabung stehen. Kinder mit einem besonders hohen IQ wollen nicht provozieren. Vielmehr gelingt es ihnen oft nicht, mit den starren Strukturen des Unterrichts zurechtzukommen, obwohl sie den fachlichen Anforderungen gewachsen sind. Damit diese Kinder nicht übersehen werden, ist es wichtig, die Hintergründe ihres Verhaltens richtig einzuordnen und ihnen gezielt Unterstützung anzubieten.

Welche Verhaltensweisen können auf eine Hochbegabung hindeuten?

Wer hochbegabte Kinder früh erkennen möchte, sollte auf bestimmte Verhaltensmuster achten. Dabei zeigen sich häufig Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen. Mädchen neigen eher dazu, ihre intellektuellen Fähigkeiten bewusst zu verbergen, um nicht aufzufallen. Sie beteiligen sich seltener am Unterricht oder sabotieren sogar ihre Leistungen, um nicht als „Streberin“ abgestempelt zu werden. Diese Strategie der Anpassung kann dazu führen, dass ihre Begabung lange unentdeckt bleibt. In der Folge kommt es häufig zu emotionaler Überforderung, innerer Anspannung oder psychosomatischen Beschwerden.

Jungen mit hoher Begabung fallen hingegen häufiger durch lautes, provozierendes oder störendes Verhalten auf. Oft stellen sie Autoritäten infrage, verweigern die Mitarbeit oder treten als Klassenclown in Erscheinung. Dahinter steckt meist keine Ablehnung der Leistung, sondern eine Reaktion auf Unterforderung, Langeweile oder Frustration. Das Verhalten wird im schulischen Alltag schnell als Disziplinproblem eingeordnet, obwohl es in vielen Fällen Ausdruck von Sensibilität, einem stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und hohem Intellekt ist.

Entwicklung und Besonderheiten hochbegabter Kinder

Hochbegabte zeigen häufig eine ungleiche Entwicklung: Während sie ihren Altersgenossen kognitiv deutlich voraus sind, entspricht ihr emotionales Verhalten häufig dem Alter oder liegt sogar darunter. Das führt zu Widersprüchen im Auftreten, die von Erwachsenen oder Lehrkräften leicht missverstanden werden. Die starke Denkfähigkeit passt nicht immer zum emotionalen Reifegrad, was in der Schule und Familie zu Spannungen führen kann.

Zu den typischen Merkmalen hochbegabter Kinder mit auffälligem Verhalten gehören ein ausgeprägter Perfektionismus, eine hohe Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen, Unruhe oder Hektik sowie ein starker Gerechtigkeitssinn. Viele dieser Kinder reagieren sensibel auf Ungleichbehandlung oder Regelverstöße. Hinzu kommen oft soziale Schwierigkeiten: Ihre Interessen und ihre Ausdrucksweise unterscheiden sich von denen ihrer Altersgruppe. Manche ziehen sich deshalb zurück, andere versuchen, sich übermäßig anzupassen.

Wie lassen sich Fehldiagnosen vermeiden?

Einige Merkmale hochbegabter Kinder ähneln auf den ersten Blick Symptomen psychischer oder neurologischer Auffälligkeiten. Unruhe, Ablenkbarkeit, intensive Gefühlsausbrüche oder sozialer Rückzug können leicht mit Störungen wie ADHS, Autismus-Spektrum-Störungen oder vergleichbaren Auffälligkeiten verwechselt werden. In der Praxis führt das nicht selten zu Fehleinschätzungen, entweder wird Hochbegabung fälschlich als Störung interpretiert, oder eine tatsächliche Störung bleibt unentdeckt, weil die kognitive Stärke überlagert.

Gleichzeitig ist es durchaus möglich, dass Hochbegabung und eine weitere Diagnose gemeinsam auftreten, etwa ADHS oder eine Teilleistungsstörung. Auch zusätzliche Faktoren wie emotionale Belastungen, familiäre Schwierigkeiten oder sprachliche Barrieren können die Begabung verdecken und eine frühzeitige Erkennung erschweren.

Um Kinder mit besonderen Potenzialen angemessen zu begleiten, braucht es eine sorgfältige, mehrdimensionale Diagnostik. Nur so lassen sich Stärken erkennen, Unterstützungsbedarfe richtig einschätzen und Fehlinterpretationen vermeiden.

Was Schulen konkret tun können

Um hochbegabte Kinder besser zu fördern, können Schulen gezielt Maßnahmen ergreifen, die ihre besonderen Bedürfnisse berücksichtigen. Dazu zählen beispielsweise Enrichment-Angebote wie Zusatzmaterial, projektorientiertes Arbeiten oder die Vertiefung von Unterrichtsinhalten, ohne dass die Kinder eine Klasse überspringen müssen.

Ein weiteres Modell ist die sogenannte Drehtürlösung. Dabei verlassen Schülerinnen und Schüler zeitweise den Regelunterricht, um eigenständig an Projekten zu arbeiten. Ihre Ergebnisse präsentieren sie anschließend der Klasse oder einem größeren Publikum. Auch ein Ampelsystem kann hilfreich sein: Arbeitsmaterialien in verschiedenen Schwierigkeitsstufen ermöglichen es, das Lernen individueller zu gestalten. Knobelecken, Rätselstationen oder anspruchsvolle Aufgaben innerhalb des Klassenraums bieten zusätzliche Herausforderungen im Alltag. Darüber hinaus erweitern Wettbewerbe, Arbeitsgemeinschaften oder Camps den Lernraum über den Unterricht hinaus.

Wichtig ist auch die pädagogische Haltung: Nicht das Verhalten allein sollte im Mittelpunkt stehen, sondern das dahinterliegende Potenzial. Lehrkräfte sollten nicht Symptome bekämpfen, sondern Talente erkennen und stärken. Eine offene, transparente Zusammenarbeit mit den Eltern hilft dabei, Missverständnisse abzubauen und eine gemeinsame Förderstrategie zu entwickeln.

Über Diana Haese:

Diana Haese hat einen Master of Arts in Begabtenförderung und Begabungsforschung und ist Gründerin der drei Begabtenzentren in Grevenbroich, München und Berlin. Seit 2008 unterstützt sie Familien mit hochbegabten Kindern durch gezielte Diagnostik und individuelle Förderung. Mit über 70.000 durchgeführten Tests aus 27 Ländern hilft sie, schulische und emotionale Herausforderungen zu lösen. Ihr Ziel: Hochbegabung früh erkennen, Potenziale entfalten und Lebensqualität nachhaltig verbessern. Mehr Informationen unter: https://www.begabtenzentrum.de/

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Ruben Schäfer
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