Nahost, Israel

Doku über Hamas-Überfall: Premiere beim Toronto-Filmfestival

11.09.2025 - 09:47:46

Doku über Hamas-Überfall: Premiere beim Toronto-Filmfestival. «The Road Between Us» über das Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 erzählt die Rettungsgeschichte einer Familie. Die Doku löste beim Filmfest in Toronto erst eine Absage, dann eine Entschuldigung aus.

  • Trauer am ersten Jahrestag des Hamas-Überfalls. (Archivbild) - Foto: Ilia yefimovich/dpa

    Ilia yefimovich/dpa

  • Der pensionierte israelische General Noam Tibon und seine Frau Gali.  - Foto: Chris Young/The Canadian Press/AP/dpa

    Chris Young/The Canadian Press/AP/dpa

  • Zerstörung im Kibbuz Kfar Aza nach dem 7. Oktober 2023. (Archivbild) - Foto: Ilia Yefimovich/dpa

    Ilia Yefimovich/dpa

Trauer am ersten Jahrestag des Hamas-Überfalls. (Archivbild) - Foto: Ilia yefimovich/dpaDer pensionierte israelische General Noam Tibon und seine Frau Gali.  - Foto: Chris Young/The Canadian Press/AP/dpaZerstörung im Kibbuz Kfar Aza nach dem 7. Oktober 2023. (Archivbild) - Foto: Ilia Yefimovich/dpa

Erst ausgeladen, dann doch gefeiert: Der kanadische Regisseur Barry Avrich hat seine Dokumentation «The Road Between Us: The Ultimate Rescue» beim 50. Toronto International Film Festival (TIFF) vorgestellt. Der beklemmende Film erzählt die Rettungsgeschichte einer israelischen Familie während des Hamas-Terrorüberfalls vom 7. Oktober 2023. Die Premiere fand am Mittwochabend (Ortszeit) nach einer kontroversen Absage und erneuten Einladung des Festivals unter großen Sicherheitsvorkehrungen in Toronto statt.

Das beispiellose Massaker der Hamas, bei dem rund 1.200 Menschen in Israel getötet und mehr als 250 weitere in den Gazastreifen verschleppt worden waren, löste den Gazakrieg aus. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde sind seit Beginn des Krieges vor fast zwei Jahren mehr als 64.600 Palästinenser im Gazastreifen getötet worden. Israel spricht von Selbstverteidigung nach dem Terrorangriff, muss sich aber auch gegen Vorwürfe des Genozids zur Wehr setzen. Israel und auch Deutschland weisen den Vorwurf des Völkermords zurück.

Avrich schildert in dem Film die Ereignisse des 7. Oktober aus der Perspektive von Noam Tibon, einem pensionierten Generalmajor der israelischen Armee, der versucht, seinen Sohn, dessen Frau und zwei kleine Töchter in Sicherheit zu bringen. Als Terroristen den Kibbuz Nahal Oz nahe dem Gazastreifen überfallen, flieht die junge Familie in einen Schutzraum in ihrem Haus. Während sie draußen Schüsse und Schreie hören, benachrichtigen sie per Text die Eltern.

Gefährliche Rettungsaktion

Gemeinsam mit seiner Frau Gali macht sich Tibon Senior von Tel Aviv im Jeep auf den 85 Kilometer langen Weg zum eingenommenen Kibbuz. Es beginnt eine lebensgefährliche Aktion, die zu einem wahren Thriller wird. Unterwegs nimmt er Überlebende des Nova-Festivals mit, bringt einen verwundeten Soldaten in Sicherheit und erreicht schließlich den Kibbuz. Dass Avrich dabei auf moralische Zuschreibungen verzichtet, sondern mit einer geradlinigen, chronologischen Einfachheit die Ereignisse der Familie nachzeichnet, gibt der Doku ihre Eindringlichkeit. 

Interviews mit den Tibons und anderen israelischen Überlebenden wechseln sich ab mit Dashcam-Material, Aufnahmen der israelischen Armee und Videos, die Hamas-Terroristen am Tag des Angriffs selbst veröffentlicht hatten. Ganz brutale Szenen spart Avrich aus, die Bedrohung des Tages kommt aber vor allem durch das Bodycam-Material der Hamas mit erschreckender Direktheit zum Vorschein. Kaltblütige Schüsse in flüchtende Autos oder am Straßenrand liegende Leichen sind trotz der verschwommenen Bildqualität von bedrückender Wucht. 

Entschuldigung der Festivalleitung

Gerade jene Liveaufnahmen des Angriffs durch Hamas-Kämpfer hatten im Vorfeld zu Unstimmigkeiten geführt. Das TIFF zog wenige Wochen vor der Premiere seine Einladung für «The Road Between Us: The Ultimate Rescue» zurück und begründete die Entscheidung unter anderem mit rechtlichen Fragen zur Verwendung bestimmter Filmmaterialien. Nach heftiger Kritik wurde der Film wenige Tage später wieder in das Festivalprogramm aufgenommen.

«Ich möchte mich für die Fehler entschuldigen, insbesondere bei der jüdischen Gemeinde», sagte TIFF-CEO Cameron Bailey vor der Premiere. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen verlief die Vorführung in der ausverkauften Roy Thomson Hall ohne Zwischenfälle. Vor der Halle hatten zuvor gut drei Dutzend Demonstranten mit palästinensischen Flaggen protestiert, auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand eine ähnlich große Gruppe mit israelischen Flaggen.

Regisseur Avrich betonte nach der Premiere, dass es ihm nicht darum gegangen sei «einen politischen Film zu machen. Ich wollte schlichtweg die Geschichte einer Familie erzählen». Noam und Gali Tibon, die in Toronto anwesend waren, äußerten im anschließenden Q&A auch Kritik an der israelischen Führung. Der Kibbuz sei nicht geschützt gewesen, es habe zu lange gedauert, bis die Armee zu Hilfe gekommen sei. «An diesem Tag wurde enorm versagt», sagte Gali Tibon und nutzte die Bühne auch für einen Appell: «Dieser Krieg muss ein Ende finden. Die restlichen Geiseln müssen nach Hause kommen.»

@ dpa.de

Weitere Meldungen

Leiche einer israelischen Geisel nach Übergabe identifiziert. Damit gibt es für die Familie nun nach zwei Jahren des Wartens traurige Gewissheit. Nach der Übergabe im Gazastreifen wurde die Leiche von Dror Or in Tel Aviv identifiziert. (Ausland, 26.11.2025 - 08:27) weiterlesen...

Umstrittene Gaza-Stiftung GHF stellt Arbeit in Gaza ein. Die Stiftung selbst wertet ihre Mission als Erfolg - beendet sie aber nun. Immer wieder gab es aber Berichte über tödliche Zwischenfälle bei von der GHF betriebenen Verteilstellen im Gazastreifen. (Ausland, 24.11.2025 - 17:31) weiterlesen...

Israel tötet Hisbollah-Anführer in Beirut. Ein ranghoher Anführer sowie weitere Mitglieder der proiranischen Hisbollah-Miliz werden getötet. Trotz Waffenruhe schlägt Israels Armee erneut in der libanesischen Hauptstadt Beirut zu. (Ausland, 23.11.2025 - 23:47) weiterlesen...

Israel: Hisbollah-Anführer in Beirut getötet. Eines der Opfer war ein ranghohes Mitglied der libanesischen Miliz. Trotz Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah kommt es erneut zu einem tödlichen Angriff in Beirut. (Ausland, 23.11.2025 - 18:25) weiterlesen...

Israel greift Hisbollah-Anführer in Beirut an - fünf Tote. Ziel war nach offiziellen israelischen Angaben ein ranghohes Mitglied der libanesischen Miliz. Trotz Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah kommt es erneut zu einem tödlichen Angriff in Beirut. (Ausland, 23.11.2025 - 16:18) weiterlesen...

Israel greift Hisbollah-Anführer in Beirut an - drei Tote. Ziel war nach offiziellen israelischen Angaben ein ranghohes Mitglied der libanesischen Miliz. Trotz Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah kommt es erneut zu einem tödlichen Angriff in Beirut. (Ausland, 23.11.2025 - 15:40) weiterlesen...