KORREKTURROUNDUP, Bahn

(Im 6.

26.06.2024 - 17:02:59

KORREKTUR/ROUNDUP 3: Bei der Bahn drohen höhere Ticketpreise und weniger Angebot. Absatz, 2. Satz wurde korrigiert: deutlich höhere Trassenpreise)BERLIN - Statt mehr Zugverkehr drohen bei der Deutschen Bahn künftig höhere Ticketpreise und weniger Verbindungen auf nicht gut nachgefragten Strecken.

(Im 6. Absatz, 2. Satz wurde korrigiert: deutlich höhere Trassenpreise)

BERLIN (dpa-AFX) - Statt mehr Zugverkehr drohen bei der Deutschen Bahn künftig höhere Ticketpreise und weniger Verbindungen auf nicht gut nachgefragten Strecken. Grund sind nach Angaben des bundeseigenen Konzerns die geplanten Trassenpreissteigerungen, die vor allem das Fahren von Fernverkehrszügen ab 2025 deutlich teuer machen könnten.

"Je nach Höhe der zusätzlichen Belastungen sind wir gezwungen, den Umfang unseres Fahrplanangebotes bundesweit zu überprüfen", sagte Michael Peterson, im Bahn-Vorstand zuständig für den Fernverkehr, am Mittwoch laut Mitteilung. Ein DB-Sprecher hatte zuvor erklärt: "Wenn die Erhöhung in der angekündigten Größenordnung, die deutlich über dem durchschnittlichen inflationsbedingten Kostenanstieg liegt, direkt an die DB Fernverkehr AG weitergegeben würde, dann sind Angebotsreduktionen und auch eine Erhöhung der Ticketpreise unumgänglich."

Das Thema löste in der Politik Unruhe aus, vor allem die Grünen reagierten mit Kritik. Landespolitiker befürchten, dass ihre Region durch Streichungen im Bahnverkehr abgehängt werden könnten.

Inflation beeinflusst auch die Trassenpreise

Bei den Trassenpreisen handelt es sich um Gebühren, die von der DB-Infrastrukturgesellschaft InfraGo erhoben werden. Alle Unternehmen, die die Infrastruktur der Bahn nutzen, müssen sie zahlen, auch die Verkehrsunternehmen der Bahn selbst. Die Bundesnetzagentur genehmigte kürzlich eine deutliche Erhöhung der Trassenpreise für 2025 - im Durchschnitt um 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Grund für die hohe Steigerung sind laut InfraGo höhere Personal- und Materialkosten. Aufgrund einer gesetzlichen Regelung darf der Regionalverkehr nicht so stark belastet werden - daher werden die Erhöhungen vor allem auf den Fern- und Güterverkehr umgelegt. Für 2025 erhöhen sich die Trassenpreise für den Fernverkehr nach aktuellem Stand um 17,7 Prozent.

Reform der Trassenpreise in der Diskussion

Die Bahn ist gleichzeitig gesetzlich gezwungen, wegen einer geplanten Eigenkapitalerhöhung die Rendite zu steigern. Dabei könnte ein Sparkurs helfen - oder deutlich höhere Trassenpreise.

Gegen die Trassenpreiserhöhung für 2025 liegen Klagen vor. Der Bund hat zudem in Aussicht gestellt, die Unternehmen mit einer Sonderförderung zu unterstützen. Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums sagte aber, dass Trassenpreisförderungen keine dauerhafte Lösung sein könnten. Deswegen würden Wege geprüft, wie das aktuelle Trassenpreissystem langfristig überarbeitet werden könne. In den aktuellen Haushaltsverhandlungen setze sich das Ministerium dafür ein, kurzfristig unterstützen zu können.

"Spiegel" berichtet über Streichliste

Wie konkret die Streichung einzelner Verbindungen bei der Bahn diskutiert wird, ist im Detail offen. Laut einem Bericht des "Spiegel" hat die Bahn eine Liste mit Fernverkehrsverbindungen aufgestellt, die ausgedünnt oder gestrichen werden sollen. Die Bahn wies den Bericht des "Spiegel" in Teilen zurück.

Dem "Spiegel"-Bericht zufolge könnten die Intercity-Linien 61 (Karlsruhe - Stuttgart - Aalen - Crailsheim - Nürnberg - Leipzig), 51 (Gera - Weimar - Erfurt - Gotha - Kassel - Dortmund - Köln) und 34 (Norddeich Mole - Münster - Dortmund - Siegen - Frankfurt) komplett gestrichen werden. Darüber hinaus soll laut "Spiegel" das Angebot an ICE-Fahrten nach Stralsund an der Ostsee in der Nebensaison stark reduziert werden. Das Magazin bezieht sich auf ein Schreiben der Deutschen Bahn an die Bundesnetzagentur von Anfang Februar.

"Es gibt aktuell keine konkreten Pläne zur Streichung der genannten Fernverkehrsverbindungen. Wir haben im April unsere Planungen für den Fahrplan 2025 abgeschlossen. Dieser Fahrplan sieht derzeit keine der genannten Angebotskürzungen vor", sagte DB-Fernverkehrsvorstand Peterson.

Der Sprecher des Bundesverkehrsministeriums betonte, dass der Bund als Eigentümer der Bahn ein veritables Interesse daran habe, dass der Schienenpersonenverkehr in ganz Deutschland reibungslos laufe. "Und dazu gehört eben auch, dass keine Region abgehängt wird." Das habe das Ministerium gegenüber der Deutschen Bahn auch mehrfach deutlich gemacht. In Gesprächen seien Kürzungen beispielsweise in Ostdeutschland auch verneint worden.

Fahrgastverband: Züge müssen auch auf Nebenstrecken fahren

Detlef Neuß vom Fahrgastverband Pro Bahn reagierte verärgert auf die laut "Spiegel"-Bericht angedachten Streichungen. "Es muss auch eine gewisse Daseinsvorsorge auf Linien geben, die sich nicht immer rechnen", sagte Neuß der dpa. "Linien von Köln über das Ruhrgebiet nach Berlin sind fast immer voll - da ist die Finanzierung über die Tickets möglich. Aber bei anderen Verbindungen geht das nicht - es muss sie aber dennoch geben."

Eine Ausdünnung solcher Verbindungen wurde in den vergangenen Jahren immer wieder diskutiert. Dabei wird argumentiert, dass sonst mehr oder weniger leere Züge hin- und herfahren, während es auf anderen Strecken an Fahrzeugen und Personal mangelt.

Hilft mehr Geld aus der Staatskasse?

Neuß sagt, dass letztlich der Staat mehr Geld zur Verfügung stellen müsse, damit auch solche Linien weiter angeboten werden könnten. Es sei nicht vertretbar, dass viel Geld jährlich in die Straßen statt in die Schiene gesteckt werde, "nur weil dann viele Autofahrer, die nie die Bahn nutzen, applaudieren", sagte Neuß.

"Eine Streichung von wichtigen Fernverbindungen durch die Deutsche Bahn wäre völlig falsch, wir erwarten von der Bahn, dass sie auf allen Strecken weiterfährt", sagte die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Katharina Dröge. Viele Menschen verließen sich in ihrem Alltag auf die Bahn. Sie dürften jetzt nicht abgehängt werden. Für die Grünen habe die Finanzierung von Bahn und Schiene in den Haushaltsverhandlungen Priorität.

@ dpa.de