Deutschland, Bundestag

Die Regierung hat gewechselt, die guten Bräuche der Haushälter nicht: Auch dieses Jahr gab es ein Codewort, das Eingang in viele Reden fand – mal mehr, mal weniger elegant.

28.11.2025 - 16:00:16

Wenn die Haushälter einen vom «Schwein» erzählen

«Wider den tierischen Ernst» in der Haushaltsdebatte im Bundestag? In der abschließenden Aussprache über den Etat 2026 schmuggelten die Abgeordneten diesmal ein «Schwein» in ihre Reden. 

Hinter dem Codewort steckt eine Tradition: Jedes Jahr verständigen sich die Haushaltspolitiker der Fraktionen auf ein Wort, das sie in ihren Redebeiträgen unterbringen – diesmal offenkundig ein Titel aus dem Agraressort: die «Zukunftswerkstatt Schwein». Offiziell verbirgt sich dahinter ein Hochschulprojekt für eine moderne und tiergerechte Schweinehaltung. 

So manch ein Haushälter hatte sichtlich Mühe, das sinnvoll in seine Rede einzubauen. Einigermaßen elegant gelang es Felix Döring von der SPD, in dessen Rede das Codewort wie eine normale Floskel wirkte: «Angesichts der Rekordinvestitionen von 118 Milliarden Euro in diesem Jahr gleicht die Arbeit im Haushaltsausschuss (...) der einer echten Zukunftswerkstatt – Schwein gehabt? Sicherlich nicht», führte er aus. 

Linken-Chefin Ines Schwerdtner verband das Codewort mit einer Spitze gegen die CDU: Die habe nahezu unbemerkt zwei Millionen Euro für ein Künstlerdorf im Wahlkreis von Jens Spahn in den Haushalt gebracht. «Ein Paradebeispiel für funktionierende CDU-Netzwerke», kritisiert Schwerdtner. «Dieselben Netzwerke, die Millionen für Prestigeprojekte finden, aber nicht für die Zukunftswerkstatt Schwein. Liebe geht raus an mein Patenschwein Borsti.»

Auch Finanzminister Lars Klingbeil machte mit. Er zeigte sich beeindruckt, wie sehr bei den Haushaltsberatungen «in die Tiefe gegangen wird: Von A bis Abgabenordnung bis Z wie Zukunftswerkstatt Schwein werden dort die wildesten Themen miteinander diskutiert», sagte er.

Während der abschließenden namentlichen Abstimmung klärte Bundestagsvizepräsident Bodo Ramelow die Besucher auf der Parlamentstribüne über den «Running Gag» auf. An der Ernsthaftigkeit der Debatte ändere sich dadurch nichts. «Es macht fröhlich, dass es eben doch Menschen sind, die hier zusammen die Verantwortung für unser Land haben», sagte Ramelow.

@ dpa.de

Weitere Meldungen

Große Kassen heben Zusatzbeiträge 2026 an. Auf Millionen Versicherte kommen aber dennoch Beitragserhöhungen zu. Ein Sparpaket mit Ausgabenbremsen bei den Kliniken für nächstes Jahr hat die Koalition in letzter Minute gerade noch besiegelt. (Politik, 19.12.2025 - 18:48) weiterlesen...

Sparpaket für stabile Beiträge kommt - reicht das?. Doch erste Erhöhungen nahen schon. Die Regierungskoalition bringt kurz vor Weihnachten ein Spargesetz durch, damit die Krankenkassen zu Neujahr möglichst nicht wieder auf breiter Front teurer werden. (Politik, 19.12.2025 - 14:49) weiterlesen...

Auch Bundesrat billigt Kompromiss zu Kassenbeiträgen. Ein zunächst gestopptes Sparpaket, das dazu beitragen soll, ist jetzt beschlossene Sache. Die Koalition will vermeiden, dass Versicherte auf breiter Front noch mehr für die Krankenkasse zahlen müssen. (Politik, 19.12.2025 - 14:27) weiterlesen...

Bundestag billigt Kompromiss für Kassenbeiträge. Eine Lösung für ein zunächst gestopptes Sparpaket nimmt die erste Hürde. Die Koalition will vermeiden, dass Versicherte 2026 auf breiter Front noch mehr für die Krankenkasse zahlen müssen. (Politik, 19.12.2025 - 09:38) weiterlesen...

Keine Neuauszählung der Bundestagswahl. Doch der Bundestag sagt Nein. Deshalb sieht man sich nun wohl vor Gericht. Das Bündnis Sahra Wagenknecht scheiterte bei der Bundestagswahl so knapp, dass es die Stimmen neu auszählen lassen wollte. (Politik, 18.12.2025 - 20:28) weiterlesen...

Berlin soll Yad-Vashem-Straße erhalten. Hier erinnert Israel an die Millionen im Nationalsozialismus ermordeten Juden. In Berlin soll nun eine Straße ihren Namen bekommen. Yad Vashem ist die bei Jerusalem liegende Holocaust-Gedenkstätte. (Politik, 18.12.2025 - 16:19) weiterlesen...