BÖRSENLEXIKON ARTIKEL

Geld, Wertspeicher

Geld ist Wertspeicher (store of value)

man spart in Geld; anders ausgedrückt: Geld lässt sich grundsätzlich als ein Vorrat an Kaufkraft (purchasing power) anlegen; Beschleuniger des Wirtschaftsprozesses (productive agent): man kann durch das Geld den ökonomischen Ablauf zeitlich kürzen; denn ohne Geld vollzöge sich der Tauschverkehr nur sehr umständlich: der Austausch stiesse rasch an technische und organisatorische Grenzen; Kreditübertragungsmittel (standard for deferred payments): man kann durch das Geld anderen etwas borgen, und man vermag entsprechend auch ein aufgenommenes Darlehn zu tilgen; räumlicher Wertträger (Werttransportmittel; means of value transaction over space): man kann die im Geld enthaltene Kaufkraft grundsätzlich an jedem Ort der Welt zur Wirksamkeit bringen; Träger von Wahlentscheidungen (bearer of options): man ist imstande, Geld jederzeit in jedes beliebige Gut (Ware oder Dienstleistung) umzuwandeln; Ansporn zur Produktion (motive to production): man trachtet danach, eine Höchstmenge an Gütern herzustellen und dem Markt zuzuführen, um das begehrte Geld zu erhalten; Schichtenaufbrecher (social neutraliser): jedermann vermag Geld zu besitzen. Im Gegensatz zur sichtbaren, vererblichen Habe (Grundeigentum, Waldungen, Viehherden in der Vorgeld-Gesellschaft, ist Reichtum dadurch nicht mehr an eine ganz bestimmte Gesellschaftsschicht gebunden; Beförderer des Gemeinwohls (facilitation of common wealth): Geld schafft die Voraussetzung für den freien Marktverkehr. Die Gemeinwohlfunktion des Geldes liegt näherhin darin, dass das Geld die Sozialfunktion des Wettbewerbs in einer arbeitsteiligen Wirtschaft ermöglicht. Erfolgsmassstab (measure of success): man kann den Erfolg und Misserfolg gesellschaftlicher und persönlicher Handlungen im Geld und durch das Geld rechenbar machen; Bewerter persönlicher Einschätzungen (appraiser of desires): man kann durch Geld seine persönlichen Wünsche (als subjektive Nutzenurteile) objektiv, nämlich durch Gebote in Geld, ausdrücken. Andererseits vermag man aber auch vorhandene Wünsche am Geld zu messen und auf diese Weise zu objektivieren, das heisst: am Geld(preis) zu spiegeln; Tauschangleichungsmittel (medium of exchange synchronisation): man kann im Geld (Monatssalär) Güter erwerben, für die eine Gegenleistung (Arbeit) bereits zuvor erbracht wurde und VICE VERSA; Zeichen staatlicher Macht (representation of sovereign power): es bezeugt die staatliche Hoheit über das Geldwesen; Ausdruck nationalen Ansehens (expression of national reputation): man beurteilt ein fremdes Volk massgeblich nach dessen Zahlungsmittel; das Prestige eines Staates hängt in nicht geringem Masse von der Wertschätzung seines Geldes ab; gesellschaftliche Klammer (social integrator): man erkennt im Geld das die Einzelnen einer (Gross)Gruppe miteinander umschlingende Band; Herrschaftsorgan (dominating power): man kann als Geldbesitzer Macht ausüben, nämlich seinen eigenen Willen durchsetzen; Mittel zur Geheimhaltung (medium to hiding). Reichtum in Form von Geld kann man (im Gegensatz etwa zu Grundbesitz) leicht verbergen; Triebkraft gesellschaftlicher Verzahnung (driving force to social interaction): zumindest der Gebrauch von Bargeld zwingt Menschen, zwecks Austauschs aufeinander zuzugehen; gesetzliches Zahlungsmittel (legal tender): man ist durch die Rechtsordnung in den meisten Fällen verpflichtet, staatliches Geld in Zahlung zu nehmen und Zahlungen in solchem Geld zu leisten. Siehe Actus-purus-Grundsatz, Geldbasis, Geldfunktionen, primäre, Geldheimat, Geldmenge, Hartgeld, Inflation, Kapital, Kaufkraft, Nominalwertprinzip, Regionalgeld, Scheidemünze, Seignorage, Sparen, Symboltheorie, Währung, Zahlung, Zahlungsmittel, Zentralbankgeld, Zins.

© Universitätsprofessor Dr. Gerhard Merk, Universität Siegen