Wien, Schulden

Wien: Schulden steigen auf 14,89 Milliarden Euro

14.11.2025 - 11:52:12

Die Wiener Stadtregierung legt heute den Budgetentwurf 2026 vor – und löst damit eine heftige Debatte aus. Die Gesamtverschuldung klettert auf einen neuen Rekordwert von 14,89 Milliarden Euro. Dem stehen Einnahmen von 19,51 Milliarden Euro und Ausgaben von 22,14 Milliarden Euro gegenüber. Das ergibt ein Defizit von 2,63 Milliarden Euro.

Während Rot-Pink von einem „achtsamen und sozial ausgewogenen” Budget spricht, wirft die Opposition der Stadtregierung „finanzpolitischen Leichtsinn” vor. Doch was bedeuten diese Zahlen konkret für die Wiener?

Das geplante Minus von 2,63 Milliarden Euro liegt zwar unter dem für 2025 erwarteten Defizit von 3,25 Milliarden Euro. Trotzdem setzt sich der Trend zur Verschuldung ungebremst fort. Zum Vergleich: 2024 wies der Rechnungsabschluss noch Finanzschulden von 11,9 Milliarden Euro aus.

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Die größten Ausgabenposten im Überblick:
* Gesundheit und Soziales: 33 Prozent
* Bildung: 23 Prozent
* Umwelt: 9 Prozent
* Wohnen und Frauen: 4 Prozent
* Verkehr und Kultur: jeweils 2 Prozent

Die Stadtregierung begründet die hohen Ausgaben mit gestiegenen Energie- und Personalkosten sowie unsicheren Prognosen bei den Ertragsanteilen des Bundes.

Rot-Pink: Sparpaket mit sozialem Gewissen

Finanzstadträtin Barbara Novak (SPÖ) verteidigt den Kurs. Konsolidierungsschritte und ein Sparpaket zeigten bereits erste Wirkungen. Man habe frühzeitig mit der Sanierung des Haushalts begonnen.

Zentrale soziale Leistungen bleiben unangetastet: Der beitragsfreie Kindergarten und das kostenlose Mittagessen in Ganztagsschulen werden fortgesetzt. „Wir konsolidieren mit Verantwortung und sichern, was Wien stark macht”, so Novak.

NEOS-Wirtschaftssprecher Markus Ornig pflichtet bei. Man habe „jeden Stein umgedreht”, um Sparmöglichkeiten zu finden – ohne die Bürger zusätzlich zu belasten. Wien investiere weiterhin in Bildung und den Wirtschaftsstandort.

Opposition warnt vor Kontrollverlust

Die Kritik der Opposition fällt scharf aus. ÖVP-Landesparteiobmann Markus Figl und Klubobmann Harald Zierfuß werfen der Stadtregierung vor, „jedes Maß an Budgetdisziplin verloren” zu haben. Wien sei der „traurige Spitzenreiter bei der Verschuldung ganz Österreichs”.

Bei diesem Tempo werde die Gesamtverschuldung bis Ende 2026 die 20-Milliarden-Euro-Marke überschreiten. Die Opposition spricht von „finanzpolitischem Leichtsinn auf Kosten der nächsten Generation”.

FPÖ-Landesparteiobmann Dominik Nepp warnt sogar vor einer drohenden Zahlungsunfähigkeit Wiens. Die angekündigten Konsolidierungsschritte seien „reine Augenwischerei”. Die Grünen hatten bereits im September bei der verzögerten Budgeterstellung von „Chaostagen in der Wiener Stadtregierung” gesprochen.

Wirtschaftsmotor mit Problemzone Arbeitsmarkt

Die angespannte Budgetsituation trifft auf eine verhaltene Konjunkturerholung. Wirtschaftsforschungsinstitute wie das WIFO prognostizieren für Österreich 2026 ein BIP-Wachstum von rund 1,1 bis 1,2 Prozent. Wien liegt mit einem erwarteten Wachstum der Bruttowertschöpfung von 1,3 Prozent leicht darüber.

Doch eine Zahl trübt das Bild massiv: Die prognostizierte Arbeitslosenquote von 11,7 Prozent für 2026 macht Wien zum „absoluten Negativ-Ausreißer” im Bundesländervergleich. Der Österreichschnitt liegt bei 7,3 Prozent.

Die Stadtregierung verweist bei Budgetvergleichen auf ihre Doppelrolle als Land und Gemeinde. Kommunale Ausgaben fließen direkt in die Länderbilanz ein – was direkte Vergleiche mit anderen Bundesländern erschwert.

Was sich für die Wiener ändert

Der Sparkurs wird konkret spürbar. Diese Maßnahmen sind bereits angekündigt:

  • Ende der 365-Euro-Jahreskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel
  • Anhebung der Ortstaxe
  • Einschnitte bei der Mindestsicherung
  • Verzögerung beim U5-Ausbau um mehrere Jahre

Der Budgetentwurf wird am 16. und 17. Dezember im Wiener Gemeinderat debattiert und zur Abstimmung gebracht. Die kommenden Wochen zeigen, wie intensiv der Streit über den richtigen Weg zur finanziellen Konsolidierung geführt wird – während die Wiener die ersten Auswirkungen bereits zu spüren bekommen.

@ boerse-global.de