VW kürzt Budget: 160 Milliarden Euro bis 2030
09.12.2025 - 16:10:12Der Volkswagen-Konzern dreht an der Kostenschraube und reduziert seine Investitionen drastisch. Gleichzeitig wächst der Druck auf die gesamte Autobranche – auch Tesla bekommt die Delle zu spüren.
Die Zeichen stehen auf Sparkurs in Wolfsburg. VW-Chef Oliver Blume hat diese Woche eine überarbeitete Investitionsplanung vorgelegt, die aufhorchen lässt: Bis 2030 will der Konzern maximal 160 Milliarden Euro ausgeben. Das klingt nach viel Geld – ist aber deutlich weniger als ursprünglich geplant.
Zum Vergleich: In der vorherigen Planungsrunde für die Jahre 2024 bis 2028 waren noch 180 Milliarden Euro vorgesehen. Die Kürzung erfolgt zu einem heiklen Zeitpunkt. Im Frühjahr 2026 stehen die regulären Betriebsratswahlen an, und die aktuellen Sparmaßnahmen dürften zum zentralen Wahlkampfthema werden.
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Die gute Nachricht für die deutschen Standorte: Das gekürzte Budget soll vorrangig in Deutschland und Europa fließen. Produktentwicklung, neue Technologien und Infrastruktur stehen auf der Prioritätenliste. Blume begründet den Sparkurs mit “Margendruck” und verschärftem Wettbewerb, besonders in China und den USA.
Doch was bedeutet das konkret für die Beschäftigten? Der neue Investitionsrahmen kommt nur Wochen, nachdem Ludwig Fazel am 1. Dezember als Konzernstrategiechef direkt an Blume angetreten ist. Die Botschaft ist eindeutig: Nach den mühsamen Verhandlungen Ende 2024, die bereits einen Personalabbau von bis zu 35.000 Stellen bis 2030 vorsahen, trifft die Sparvorgabe nun auch die Sachinvestitionen.
Für den Gesamtbetriebsrat eine Zwickmühle: Einerseits bietet der Europa-Fokus eine gewisse Absicherung für heimische Werke. Andererseits könnten wichtige Modernisierungsprojekte auf der Strecke bleiben – mit langfristigen Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit einzelner Standorte.
Tesla unter Beschuss: Analyst streicht Kaufempfehlung
Während VW intern umstrukturiert, gerät Konkurrent Tesla von außen unter Druck. Am Montag stufte Morgan Stanley die Aktie von “Übergewichten” auf “Halten” herab – ein bemerkenswerter Schwenk für das kalifornische E-Auto-Vorzeigeunternehmen.
Analyst Andrew Percoco sieht die Bewertung von rund 210-facher erwarteter Gewinne als realitätsfern an. Seine Prognose fällt ernüchternd aus: In Nordamerika rechnet die Bank mit einem Rückgang der Elektroauto-Verkäufe um 12 Prozent im kommenden Jahr. Die Aktie verlor daraufhin rund drei bis vier Prozent.
Zwar setzt CEO Elon Musk weiter auf KI und Robotik-Projekte wie “Optimus”. Doch das Kerngeschäft schwächelt. Morgan Stanley spricht von einem “branchenweiten Abschwung” – eine Diagnose, die auch für die Gigafactory in Grünheide bei Berlin nicht folgenlos bleiben dürfte.
“Vertrauensvolle Zusammenarbeit” auf dem Prüfstand
Die Entwicklungen bei VW und Tesla stellen das deutsche Modell der Sozialpartnerschaft auf die Probe. Paragraph 2 des Betriebsverfassungsgesetzes verpflichtet Arbeitgeber und Betriebsrat zu “vertrauensvoller Zusammenarbeit” – doch diese Maxime wird in Krisenzeiten auf Herz und Nieren getestet.
Arbeitsrechtler betonen: Vertrauen ist einfach zu pflegen, wenn es etwas zu verteilen gibt. Doch im Dezember 2025 dominieren Investitionskürzungen und Absatzprognosen nach unten die Agenda. Wie soll da das Betriebsklima stabil bleiben?
Zentrale Konfliktfelder:
- Informationsrechte: Der Betriebsrat muss “rechtzeitig und umfassend” informiert werden, wenn Investitionspläne zusammengestrichen werden. Bei VW stellt sich die Frage: Welche konkreten Projekte werden verschoben oder gestrichen?
- Wirtschaftsausschuss: Die Arbeitnehmervertreter im Wirtschaftsausschuss müssen die Zahlen von Blume und Fazel kritisch prüfen. Sind die Kürzungen strukturell notwendig oder primär renditegetrieben?
Ausblick: Der Weg zur Wahl 2026
Die aktuellen Sparrunden fallen nicht zufällig in diese Phase. Vom 1. März bis 31. Mai 2026 finden die regulären Betriebsratswahlen statt – und die Amtsinhaber müssen dann Rechenschaft ablegen.
Können sie Jobs sichern und Investitionen in die Standorte holen, trotz reduzierter Budgets? Bei Volkswagen wird die Durchsetzung des “Deutschland-zuerst”-Ansatzes der neuen Investitionsplanung zum Lackmustest. Die Belegschaft wird genau beobachten, ob die Zusagen eingehalten werden.
Auch für die Branche insgesamt stehen die Zeichen auf Bewährungsprobe. Hält das Modell der Sozialpartnerschaft bei VW dieser Belastung stand, sendet das ein Signal der Stabilität. Führen die Kürzungen hingegen zu spürbaren Verschlechterungen an einzelnen Standorten, könnte der Frühling 2026 eine radikalisierte Stimmung in der deutschen Automobilindustrie hervorbringen.
Kein Wunder also, dass die kommenden Monate wegweisend werden. Die Frage lautet nicht, ob es Konflikte gibt – sondern wie konstruktiv sie gelöst werden können.
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