Rigetti Aktie: Hohe Erwartungen
10.12.2025 - 21:40:32Das Quantum-Computing-Unternehmen Rigetti zeigt rückläufige Umsätze und massive Verkäufe durch Führungskräfte, während die Aktie extrem hoch bewertet bleibt. Analysten sind dennoch optimistisch.
Quantum Computing bleibt ein Versprechen für die Zukunft – doch an der Börse ist Rigetti bereits heute hoch bewertet. Besonders auffällig: Das Unternehmen zeigt schwache operative Zahlen, massives Insider-Selling und gleichzeitig ehrgeizige Technologiepläne. Wie passt das zusammen?
Insider verkaufen, Bewertung extrem
Ein klares Warnsignal kommt aus den eigenen Reihen: Laut aktuellen SEC-Meldungen haben Führungskräfte und Insider in den vergangenen fünf Jahren in großem Umfang Aktien verkauft – netto im Volumen von 54,1 Millionen US‑Dollar. Dem steht lediglich ein einziger Insiderkauf über 625.000 Dollar gegenüber.
Diese deutliche Schieflage zwischen Verkäufen und Käufen fällt umso mehr ins Gewicht, als die Aktie in den vergangenen zwölf Monaten um 784 % zugelegt hat. Zwar können Insider aus vielen Gründen verkaufen (Steuern, Diversifikation), doch das fast vollständige Ausbleiben von Käufen deutet darauf hin, dass das aktuelle Bewertungsniveau intern zumindest nicht als Schnäppchen gesehen wird.
Am Markt zeigt sich diese Nervosität inzwischen auch im Kursbild: Nach dem Rekordstand Mitte Oktober liegt der aktuelle Kurs bei 22,90 Euro und damit deutlich unter dem 52‑Wochen-Hoch von 48,36 Euro.
Schwache Q3-Zahlen belasten
Zusätzlichen Druck bringen die Zahlen für das dritte Quartal 2025, die am 10. November veröffentlicht wurden. Sie fielen deutlich schwächer aus als im Vorjahr:
- Umsatz: 1,9 Mio. US‑Dollar, ein Rückgang um 18 % gegenüber dem Vorjahr
- Operativer Verlust: 20,5 Mio. US‑Dollar im Quartal
- GAAP-Nettoverlust: 201 Mio. US‑Dollar (davon 149 Mio. Dollar nicht zahlungswirksamer Aufwand aus Warrants)
- Non-GAAP-Nettoverlust: 10,7 Mio. US‑Dollar
- Bruttomarge: Rückgang von 51 % auf 21 %
Die Umsatzschwäche erklärt das Management vor allem mit ausgelaufenen Fördermitteln aus dem US‑National-Quantum-Programm und unregelmäßigen Zeitpunkten bei Regierungsaufträgen. Die stark gesunkene Marge geht auf eine weniger profitable Vertragsstruktur im Quartal zurück.
Damit wird deutlich: Rigetti wächst derzeit nicht, sondern kämpft mit rückläufigen Erlösen und einer deutlich angespannten Profitabilität.
Starke Kasse, hoher Cashburn
Auf der Finanzierungsseite steht das Unternehmen dagegen robust da. Zum 30. September 2025 verfügte Rigetti über 558,9 Mio. US‑Dollar an liquiden Mitteln und kurzfristigen Investments. Bis zum 6. November kamen durch die Ausübung von Warrants weitere 46,5 Mio. Dollar hinzu, sodass die Gesamtliquidität Anfang November bei rund 600 Mio. Dollar lag.
Bei der aktuellen Verlustdynamik bietet diese Kasse dem Unternehmen nach heutigem Stand mehrere Jahre Luft, um seine Technologie weiterzuentwickeln und kommerzielle Anwendungen aufzubauen. Klar ist aber auch: Ohne eine deutliche Verbesserung der Ertragslage wird irgendwann frisches Kapital nötig – sei es über neue Aktien, Schulden oder Partnerschaften.
Ambitionierter Technologie-Fahrplan
Operativ hält Rigetti konsequent an einem aggressiven Technologie-Fahrplan fest. Konkret geplant sind:
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- Ende 2025: System mit über 100 Qubits und 99,5 % medianer Zwei-Qubit-Gate-Fidelität
- 2026: System mit über 150 Qubits und 99,7 % Fidelität
- 2027: System mit über 1.000 Qubits und 99,8 % Fidelität
Zudem meldete das Unternehmen jüngst neue Aufträge: einen 5,8‑Mio.-Dollar-Vertrag mit der US Air Force Research Laboratory (AFRL) für supraleitende Quanten-Netzwerke sowie Bestellungen über 5,7 Mio. Dollar für zwei 9‑Qubit-Novera-Systeme.
Diese Projekte zeigen, dass Rigetti technologisch im Rennen bleibt und sich weiterhin staatliche und institutionelle Kunden sichern kann – auch wenn die Volumina gemessen an der Marktkapitalisierung sehr überschaubar sind.
Bewertungsniveau signalisiert Überhitzung
Die größte Baustelle bleibt die Bewertung. Die Aktie wird zu Multiplikatoren gehandelt, die historisch eher mit spekulativen Übertreibungsphasen in Verbindung gebracht werden:
- Kurs-Buchwert-Verhältnis: 24,72 gegenüber einem Branchenschnitt von etwa 6
- Kurs-Umsatz-Verhältnis (TTM): rund 893
- Marktkapitalisierung: ca. 9,3 Mrd. US‑Dollar bei Jahresumsätzen von unter 10 Mio. Dollar
Selbst unter der Annahme, dass sich die Erlöse bis 2028 jedes Jahr verdoppeln, läge das Kurs-Umsatz-Verhältnis laut Berechnungen noch deutlich über der Marke von 30, die häufig als Grenze für spekulative Überbewertungen gilt. Das unterstreicht: Der Markt bepreist weniger das aktuelle Geschäft, sondern vor allem die Hoffnung auf künftige Durchbrüche.
Scharfer Wettbewerb im Zukunftsmarkt
Parallel nimmt der Konkurrenzdruck im Quantum-Computing-Sektor zu. D-Wave Quantum hat im laufenden Jahr bereits 238,6 % Kursplus erzielt und damit Rigettis Anstieg von 85,2 % klar übertroffen. IonQ treibt seine Ionenfallen-Technologie voran, während Tech-Schwergewichte wie Alphabet, IBM und Microsoft eigene Quantum-Programme mit erheblichen Ressourcen ausbauen.
Rigettis Chiplet-Architektur und Full-Stack-Ansatz sorgen zwar für ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Das Unternehmen muss aber zeigen, dass sich diese technologische Linie in echte, wiederkehrende Umsätze übersetzen lässt – und das, bevor finanzstärkere Wettbewerber vergleichbare Leistungsstände erreichen.
Analysten zuversichtlich, Signale gemischt
Interessant ist der Kontrast zwischen Markt- und Managementsignalen einerseits und der Sicht der Analysten andererseits. An der Wall Street überwiegt derzeit noch ein positiver Ton:
- Durchschnittliches Kursziel: 40,50 US‑Dollar, was aus heutiger Sicht weiteres Aufwärtspotenzial impliziert
- Konsensrating: „Strong Buy“ auf Basis von fünf Analysten
- B. Riley Securities hat das Kursziel zwar von 42 auf 35 Dollar gesenkt, die Einstufung aber auf „Neutral“ belassen
Damit stehen optimistische Analystenprognosen einerseits und starkes Insider-Selling sowie schwache Fundamentaldaten andererseits gegenüber. Solange Quantum Computing seinen kommerziellen Vorteil gegenüber klassischen Systemen nicht praktisch und skalierbar belegt, bleibt die Rigetti-Aktie im Kern eine Wette auf langfristige technologische Durchbrüche – getragen von einer soliden Kasse, aber belastet durch hohe Verluste und ein Bewertungsniveau, das wenig Spielraum für Enttäuschungen lässt.
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