Rechenzentren: Österreichs neue Investment-Goldgrube
25.11.2025 - 12:40:12Rechenzentren sind in Österreich angekommen – und zwar nicht nur als technische Infrastruktur, sondern als lukrative Anlageklasse. Eine heute veröffentlichte Analyse von Otto Immobilien stuft die Anlagen offiziell als “Schlüssel-Assetklasse” ein. Der Grund: Der KI-Boom und Microsofts Milliarden-Einstieg im August haben Wien endgültig auf die Landkarte internationaler Hyperscaler gesetzt. Doch ein Problem droht den digitalen Goldrausch zu bremsen.
Die Analyse zeichnet ein deutliches Bild: Ohne gesicherte Stromkapazität läuft nichts mehr. “Der wahre Wert eines Rechenzentrums liegt nicht im Gebäude selbst, sondern im gesicherten Zugang zu Strom und Konnektivität”, erklärt Alexandra Fischer, Teamleiterin für Industrie & Logistik bei Otto Immobilien.
Die harten Fakten:
* Mindestens 20 Megawatt Leistung sind für internationale Projekte Pflicht
* Stromverfügbarkeit gilt als zentrales “Nadelöhr” für Entwickler
* Grundstückspreise steigen massiv – aber nur mit entsprechender Anbindung
Geschäftsführer Eugen Otto warnt vor blindem Optimismus: “Wer investieren will, muss die Spielregeln der Energieversorgung und komplexe Genehmigungsthematiken verstehen.” Ein Vergleich zum Logistikboom des letzten Jahrzehnts drängt sich auf – doch die Hürden liegen diesmal woanders.
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Microsoft als Katalysator
Was hat den Sinneswandel ausgelöst? Im August startete Microsoft seine Cloud-Region Österreich mit drei physisch getrennten Rechenzentren im Großraum Wien. Investitionssumme: rund eine Milliarde Euro. Hermann Erlach, General Manager von Microsoft Österreich, sprach von einem “historischen Moment für die digitale Souveränität” des Landes.
Drei Monate später zeigt sich: Die Rechnung ging auf. Der Hyperscaler-Einstieg erzeugte eine Sogwirkung. Zulieferer, Wartungsfirmen und weitere Colocation-Anbieter drängen auf den Markt. Wien profitiert dabei von seiner Position als elftgrößter Internetknotenpunkt der Welt – ein ideales Gateway für den Datenverkehr nach Zentral- und Osteuropa.
1,1 Milliarden Dollar bis 2030
Die Prognosen sind eindeutig: Bis 2030 sollen die Investitionen in österreichische Rechenzentren auf 1,1 Milliarden US-Dollar steigen. Das entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von über 15 Prozent.
Auch CBRE bestätigt den Trend: Die Leerstandsrate in europäischen Kernmärkten sinkt kontinuierlich und liegt 2025 erstmals unter 9 Prozent. In Österreich treibt das die Grundstückspreise nach oben – vorausgesetzt, Widmung und Stromanschluss stimmen.
Der Markt verschiebt sich:
* Hyperscale-Rechenzentren dominieren zunehmend
* Bis 2030 werden sie über 60 Prozent der Kapazität ausmachen
* Klassische Enterprise-Rechenzentren verlieren an Bedeutung
Grün oder gar nicht
Nachhaltigkeit ist kein nettes Extra mehr, sondern Pflicht. Investoren stehen unter enormem Druck, die Energiebilanz zu optimieren. Österreichs hoher Anteil an erneuerbaren Energien verschafft hier einen Standortvorteil.
Microsoft geht voran: Bis Ende 2025 sollen die Rechenzentren zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie laufen. Dafür kooperiert der Konzern mit dem Verbund und nutzt Wasserkraft aus den Werken Mayrhofen/Tuxbach und Freudenau. Auch Abwärmenutzung wird Standard.
Für Entwickler bedeutet das mehr Komplexität. Ein “Green Data Center” braucht nicht nur Hochspannungsanschluss, sondern auch Integration in Fernwärmenetze und fortschrittliche Kühlsysteme mit minimalem Wasserverbrauch.
Zweigeteilter Markt
Der Wettbewerb um geeignete Standorte wird sich verschärfen. “Energiezugang wird zur Währung der digitalen Wirtschaft”, resümiert Eugen Otto. Für Investoren bietet Österreich stabile Rechtslage, grüne Energie und zentrale Lage – aber die technischen und regulatorischen Hürden sind hoch.
Die Entwicklung dürfte den Markt spalten: Auf der einen Seite gigantische Hyperscale-Campus am Wiener Stadtrand, auf der anderen kleinere “Edge”-Rechenzentren in urbanen Lagen. Letztere braucht es für 5G-Anwendungen und autonomes Fahren mit extrem kurzen Latenzzeiten.
Die Cloud ist in Österreich gelandet – und sie braucht viel Platz am Boden.
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