Phishing-Attacken: 16 Milliarden gestohlene Passwörter befeuern Cyber-Kriminalität
12.09.2025 - 19:51:01Kriminelle nutzen das größte Datenleck der Geschichte mit 16 Milliarden Zugangsdaten für gezielte Phishing-Angriffe. KI-gestützte Attacken überwinden traditionelle Sicherheitsmaßnahmen und verursachen Milliardenschäden.
Cyberkriminelle nutzen die größte Passwort-Sammlung der Geschichte für perfide Angriffe. 16 Milliarden Login-Daten ermöglichen gezielte Phishing-Kampagnen, die selbst Experten überraschen. Warum herkömmliche Sicherheitsmaßnahmen nicht mehr ausreichen.
Eine dramatische Eskalation ausgeklügelter Phishing-Kampagnen erschüttert derzeit die Cybersicherheits-Branche. Der Grund: Kriminelle haben Zugriff auf ein beispielloses Volumen gestohlener Passwörter aus vergangenen Datenlecks erhalten. Diese explosive Kombination schafft perfekte Bedingungen für massenhaften Identitätsdiebstahl, Finanzbetrug und Wirtschaftsspionage.
Sicherheitsexperten schlugen diese Woche Alarm. Angreifer bewaffnen sich mit Milliarden frisch erbeuteter Zugangsdaten und machen traditionelle Schutzmaßnahmen zunehmend wirkungslos. Das Problem liegt tiefer, als viele ahnen.
Der fatale Kreislauf der Passwort-Wiederverwendung
Das Herzstück des Problems bildet die weitverbreitete Praxis der Passwort-Wiederverwendung. Cyberkriminelle beschaffen sich systematisch gewaltige „Combo-Listen“ – Sammlungen von Benutzernamen und Passwörtern aus zahllosen früheren Datenlecks – über Dark-Web-Marktplätze.
Diese Listen speisen sie in automatisierte „Credential-Stuffing“-Bots ein, die dieselben Login-Daten bei unzähligen Online-Diensten testen: von Banking und sozialen Medien bis hin zu Firmennetzwerken. Ein erfolgreicher Angriff auf einen Dienst öffnet oft die Türen zu vielen anderen.
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In diesem Sommer sorgte ein kolossales Datenleck für Aufsehen: Über 16 Milliarden Login-Daten gelangten an die Öffentlichkeit – eines der größten derartigen Ereignisse der Geschichte. Sicherheitsforscher bestätigten, dass die Daten aktuell waren und wahrscheinlich durch Infostealer-Malware gesammelt wurden.
„Das ist nicht nur ein Leak – es ist ein Bauplan für Massenausbeutung“, warnen Forscher von Cybernews. Die Daten ermöglichen hochgradig zielgerichtete Phishing-Angriffe und Identitätsdiebstahl im globalen Maßstab.
Von der Datenpanne zum perfekten Betrug
Sobald ein Credential-Stuffing-Angriff funktionierende Login-Daten bestätigt, wird das kompromittierte Konto zur Startrampe für äußerst überzeugende Phishing-Kampagnen. Angreifer nutzen das Vertrauen des gekaperten Kontos, um bösartige E-Mails und Nachrichten an Kontakte, Kollegen und Geschäftspartner zu senden.
Diese Attacken haben nichts mehr mit den leicht erkennbaren Betrugs-E-Mails der Vergangenheit zu tun. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz entwickeln Angreifer hochpersonalisierte und kontextbewusste Phishing-Köder. Das FBI’s Internet Crime Complaint Center verzeichnete einen erheblichen Anstieg bei Business Email Compromise (BEC)-Betrügereien, die allein in den USA im vergangenen Jahr Verluste von über 2,7 Milliarden Dollar verursachten.
Die US-Cybersicherheitsbehörde CISA hat diese Woche mehrere Warnungen herausgegeben. Organisationen sollen bekannte Schwachstellen priorisiert schließen, da diese oft den Einstiegspunkt für ursprüngliche Datenlecks bilden.
KI als zweischneidiges Schwert
Der Aufstieg generativer KI hat die Hürden für ausgeklügelte Phishing-Angriffe drastisch gesenkt. Angreifer können nun makellosen, überzeugenden Text in mehreren Sprachen generieren, Stimmen für Voice-Phishing klonen und sogar Deepfake-Videos zur Nachahmung von Führungskräften erstellen.
Ein Bericht dokumentierte einen atemberaubenden Anstieg von 1.265 Prozent bei Phishing-E-Mails seit der Einführung mächtiger generativer KI-Tools.
„Ein Krimineller kann ChatGPT auf verschiedene Weise nutzen, einschließlich der Erstellung überzeugender Phishing-E-Mails“, warnt Darren Guccione, CEO von Keeper Security. Selbst ungeschickte Verbrecher können Kampagnen starten, die früher nur hochentwickelten, staatlich geförderten Gruppen vorbehalten waren.
Doch die Cybersicherheitsbranche setzt KI auch für fortschrittlichere Abwehrmaßnahmen ein. KI-gesteuerte Erkennungssysteme lernen, subtile sprachliche Anomalien und Verhaltensmuster bösartiger E-Mails zu identifizieren – selbst wenn sie traditionelle Filter umgehen.
Paradigmenwechsel in der Cyber-Verteidigung
Die aktuelle Bedrohungslandschaft markiert einen grundlegenden Wandel: von der Verteidigung gegen einzelne Bedrohungen hin zum Kampf gegen ein hypervernetztes Angriffs-Ökosystem. Ein einziges, von einer Social-Media-App geleaktes Passwort kann direkte zu einer millionenschweren Datenpanne führen.
Die Erfolgsrate von Credential Stuffing liegt zwischen 0,1 und 2 Prozent. Bei Milliarden getesteter Zugangsdaten reicht das für hochprofitable Angriffe völlig aus.
Diese Realität zwingt zur Neubewertung traditioneller Sicherheitsratschläge. Während starke, einzigartige Passwörter wichtig bleiben, bedeutet das schiere Ausmaß der Datenlecks: Selbst komplexeste Passwörter können kompromittiert werden.
Experten betonen daher die Einführung phishing-resistenter Multifaktor-Authentifizierung (MFA) als kritischste Verteidigung. Ein aktueller Bericht von Marsh zeigt: Organisationen mit fortgeschrittener, phishing-resistenter MFA weisen deutlich stärkere Sicherheitsergebnisse auf als solche mit Basis-Methoden wie SMS-Codes.
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Ausblick: Zero Trust und menschenzentrierte Sicherheit
Als Reaktion auf diese eskalierende Bedrohung beschleunigt die Cybersecurity-Community den Vorstoß zur „Zero-Trust“-Architektur. Kein Nutzer oder Gerät wird standardmäßig vertraut – jeder muss sich verifizieren.
Organisationen investieren verstärkt in Mitarbeiterschulungen. Da Phishing in etwa 36 Prozent aller Datenlecks der initiale Angriffsvektor ist, bleibt der menschliche Faktor eine kritische Verteidigungslinie.
In den nächsten 6 bis 12 Monaten erwarten Sicherheitsexperten einen anhaltenden Anstieg KI-gestützter Phishing-Angriffe. Unternehmen und Privatpersonen sind aufgerufen, wachsam zu bleiben, Software zeitnah zu aktualisieren und stärkere Authentifizierungsmethoden zu verwenden.