Phishing-Angriffe, Cyberkriminelle

Phishing-Angriffe: KI macht Cyberkriminelle fast unschlagbar

24.10.2025 - 15:29:02

Künstliche Intelligenz ermöglicht täuschend echte Phishing-Angriffe mit massiven Schäden. Deepfake-Telefonbetrug stieg um 1.600 Prozent, während BEC-Attacken durchschnittlich 4,1 Millionen Euro kosten.

Die Zeiten plumper Betrugs-E-Mails mit Rechtschreibfehlern sind vorbei. Künstliche Intelligenz verwandelt Cyberkriminelle in perfekte Nachahmungskünstler – mit verheerenden Folgen für Unternehmen und Privatpersonen weltweit.

Was früher an grammatischen Schnitzern und holprigen Formulierungen scheiterte, gelingt heute mit beängstigender Perfektion. Generative KI-Tools ermöglichen es Betrügern, massenhaft täuschend echte E-Mails zu erstellen, die selbst Experten ins Grübeln bringen. Die Angreifer durchkämmen soziale Medien und öffentliche Datenquellen, um ihre Nachrichten individuell auf jeden Empfänger zuzuschneiden.

Diese Entwicklung markiert einen Wendepunkt: Der durchschnittliche Nutzer kann kaum noch zwischen echten und gefälschten Nachrichten unterscheiden. Cybersicherheitsexperten schlagen Alarm – denn die neuen Angriffswellen übersteigen alles bisher Dagewesene.

Deepfakes erobern das Telefon

Besonders perfide wird es, wenn KI nicht nur Texte, sondern auch Stimmen und Videos fälscht. Cyberkriminelle klonen mittlerweile die Stimmen von Geschäftsführern oder vertrauten Kollegen, um per Telefon betrügerische Überweisungen zu autorisieren oder sensible Informationen zu erschleichen.

Die Schadenssummen sind erschreckend: Ein europäischer Energiekonzern verlor 21 Millionen Euro, eine britische Ingenieurfirma ebenfalls rund 21 Millionen Euro – beide durch gefälschte Audioanrufe von angeblichen Vorgesetzten.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Im ersten Quartal 2025 explodierten Deepfake-basierte Telefonbetrügereien um sagenhafte 1.600 Prozent gegenüber Ende 2024. Was einst Einzeltätern vorbehalten war, nutzen heute organisierte Verbrecherbanden als Standardwerkzeug.

Business Email Compromise: Psychologie trifft auf KI

Beim sogenannten Business Email Compromise (BEC) erreichen Kriminelle neue Dimensionen der Raffinesse. KI analysiert Kommunikationsmuster und ahmt Tonfall sowie Schreibstil von Zielpersonen nach – das Ergebnis ist praktisch nicht von echten Nachrichten zu unterscheiden.

Diese Angriffe kosten im Durchschnitt 4,1 Millionen Euro pro Fall und rangieren damit auf Platz zwei der teuersten Cyberbedrohungen 2025. Besonders perfide: Gefälschte Rechnungen von kompromittierten Lieferantenkonten, die durch künstlich erzeugte Dringlichkeit Mitarbeiter zu vorschnellen Entscheidungen drängen.

Wenn selbst Zwei-Faktor-Authentifizierung nervt

Cyberkriminelle finden immer neue Wege, Sicherheitsmaßnahmen zu umgehen. ASCII-basierte QR-Codes in E-Mails oder die Verlagerung schädlicher Inhalte in Anhänge sollen Sicherheitssoftware austricksen. Selbst die bewährte Zwei-Faktor-Authentifizierung gerät unter Beschuss.

Bei “MFA-Bombing” bombardieren Angreifer Nutzer mit Push-Benachrichtigungen, bis diese genervt oder verwirrt die Anmeldung bestätigen. Diese psychologische Kriegsführung war bereits bei mehreren spektakulären Datenlecks erfolgreich.
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Wettrüsten zwischen Angreifern und Verteidigern

Die rasante Entwicklung zwingt Cybersicherheitsfirmen zu einem Wettrüsten mit KI-gestützten Abwehrsystemen. Traditionelle Erkennungsmethoden, die auf offensichtliche Warnsignale setzen, versagen bei KI-generierten Inhalten.

Der Fokus verschiebt sich auf Verhaltensanalyse und Anomalieerkennung. Für Unternehmen bedeutet das: Massive Investitionen in fortschrittliche E-Mail-Sicherheit und kontinuierliche Mitarbeiterschulungen sind unerlässlich.

Die Zukunft: Noch intelligentere Angriffe

Die Entwicklung deutet auf noch personalisierte und kontextbewusste Attacken hin. Phishing-as-a-Service-Plattformen democratisieren bereits heute hochentwickelte Angriffswerkzeuge – ein Trend, der sich verstärken dürfte.

Für Privatpersonen bleibt die wichtigste Regel: Gesunde Skepsis bei unaufgeforderten Nachrichten. Geldtransfers oder sensible Informationen sollten grundsätzlich über einen separaten, vertrauenswürdigen Kommunikationskanal verifiziert werden.

Der Kampf gegen Phishing ist längst nicht vorbei – er hat nur eine neue, deutlich intelligentere Phase erreicht.

@ boerse-global.de