Nokia, Aktie

Nokia Aktie: Turnaround-Gambit gescheitert?

21.11.2025 - 20:40:30

Nokias fundamentale Neuausrichtung auf KI-Infrastruktur führte zu massivem Kursverlust, obwohl das Unternehmen ambitionierte Gewinnziele bis 2028 ankündigte.

Der finnische Telekomriese Nokia hat diese Woche seine bislang größte Transformation seit dem Ende der Handy-Ära angekündigt – und die Anleger reagierten prompt mit einem Kursrutsch von 9,2 Prozent. Während CEO Justin Hotard vom „KI-Superzyklus” schwärmt und milliardenschwere Gewinnziele ausruft, fragt sich der Markt: Ist dieser radikale Umbau realistisch oder eine teure Wette auf die falsche Zukunft?

Radikale Neuausrichtung: Nokia setzt alles auf KI

Am 19. November stellte Nokia auf seinem Kapitalmarkttag eine fundamentale Neuordnung vor. Ab 2026 gliedert sich der Konzern in zwei Hauptgeschäfte: Network Infrastructure für KI-Rechenzentren und Dateninfrastruktur sowie Mobile Infrastructure für das klassische Telekommunikationsgeschäft.

Die Botschaft ist klar: Nokia will weg von der Abhängigkeit der Mobilfunkbetreiber, deren 5G-Investitionen ins Stocken geraten sind. Stattdessen soll das große Geld mit Hyperscalern wie Amazon, Google und Microsoft verdient werden – Unternehmen, die jeden Monat mehr in Infrastruktur investieren als die größten Telekomanbieter im ganzen Jahr.

Doch der Markt kauft die Vision nicht ab. Trotz Gewinnen bei S&P 500 und Nasdaq am selben Tag stürzte die Nokia-Aktie zweistellig ab.

Aggressive Ziele – und große Zweifel

Die Zahlen klingen beeindruckend: Bis 2028 will Nokia einen vergleichbaren operativen Gewinn von 2,7 bis 3,2 Milliarden Euro erreichen – 60 Prozent mehr als die 2,0 Milliarden Euro von 2024. Das jährliche Umsatzwachstum soll bei 6 bis 8 Prozent liegen, die operative Marge auf 13 bis 17 Prozent klettern.

Gleichzeitig sollen die Betriebskosten von 350 auf 150 Millionen Euro zusammengestrichen werden. Ein ehrgeiziger Plan – aber auch ein riskanter. Analyst Paolo Pescatore von PP Foresight warnt vor „erheblichen KI-Investitionen mit unsicherem Return”. Atte Riikola von Inderes merkt an, dass „die Markterwartungen nach dem starken Kursanstieg höher waren”.

Verteidigungsgeschäft als zweites Standbein

Einen Tag nach dem Kapitalmarkttag legte Nokia nach: Eine strategische Partnerschaft mit NestAI, gepaart mit einer kombinierten Investition von 100 Millionen Euro, soll KI-gestützte Verteidigungslösungen vorantreiben. Eine neue Geschäftseinheit zielt auf NATO- und Five-Eyes-Länder ab.

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Die Strategie passt zur früheren Nvidia-Beteiligung – der Chipgigant sicherte sich im Oktober 2,9 Prozent an Nokia für eine Milliarde Dollar. Doch auch hier bleibt die Frage: Reichen Partnerschaften und Kapital, um gegen etablierte Player wie Ericsson oder neue chinesische Wettbewerber zu bestehen?

Starke Q3-Zahlen – aber fallende Margen

Immerhin: Die operativen Grundlagen stimmen. Im dritten Quartal 2025 wuchs Nokia um 9 Prozent organisch, im Berichtsformat sogar um 12 Prozent. Besonders stark zeigte sich das Optical-Networks-Geschäft mit einem Plus von 19 Prozent.

Doch die Bruttomarge sank um 150 Basispunkte auf 44,2 Prozent – ein erwarteter Effekt, aber dennoch ein Warnsignal. Die angehobene Gewinnprognose für 2025 (1,7 bis 2,2 Milliarden Euro) basiert zudem teilweise auf Änderungen bei Venture-Fonds-Berichten.

Kann Nokia die Wende schaffen?

Nokia steht vor einer Zerreißprobe: Einerseits solide operative Leistung, andererseits gewaltige Transformation mit ungewissem Ausgang. Neun der zehn größten Cloud-Anbieter setzen bereits auf Nokia-Technologie – ein Erfolg, aber auch ein hoher Anspruch für die kommenden Jahre.

Die nächsten Quartalszahlen am 29. Januar 2026 werden zeigen, ob Nokia den ersten Schritt der Neuausrichtung erfolgreich meistert. Bis dahin bleibt die Frage offen: Ist dieser radikale Umbau der lang ersehnte Befreiungsschlag – oder ein kostspieliges Missverständnis darüber, wo Nokia wirklich gewinnen kann?

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