NIS2-Umsetzungsgesetz

NIS2-Umsetzungsgesetz: 30.000 deutsche Unternehmen müssen jetzt handeln

15.11.2025 - 22:40:12

Der Bundestag hat am 13. November das NIS2-Umsetzungsgesetz verabschiedet – zeitgleich warnt das BSI vor dramatisch steigenden Cyber-Bedrohungen. Rund 30.000 Unternehmen stehen nun vor massiven Compliance-Anforderungen, während täglich 119 neue Sicherheitslücken entdeckt werden. Die Botschaft ist eindeutig: Die Verschärfung kommt nicht zu früh, sondern womöglich reichlich spät.

Die Kombination aus neuer Regulierung und eskalierender Bedrohungslage markiert einen Wendepunkt für die deutsche Wirtschaft. Wer die neuen Pflichten ignoriert, riskiert nicht nur Bußgelder, sondern auch die Existenz seines Unternehmens.

Nach monatelangem Ringen hat der Bundestag die EU-Richtlinie NIS2 in deutsches Recht überführt. Die Reichweite ist gewaltig: Künftig fallen nicht mehr nur klassische KRITIS-Betreiber unter die Aufsicht des BSI, sondern alle Unternehmen ab 50 Mitarbeitern oder 10 Millionen Euro Jahresumsatz in 18 definierten Sektoren.

Die neuen Pflichten haben es in sich. Unternehmen müssen sich beim BSI registrieren, erhebliche Sicherheitsvorfälle unverzüglich melden und umfassende Risikomanagement-Systeme etablieren. Diese müssen dem Stand der Technik entsprechen und Bereiche wie Business Continuity, Lieferkettensicherheit, Kryptografie und Multi-Faktor-Authentifizierung abdecken.

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Die wohl brisanteste Neuerung: Persönliche Haftung der Geschäftsführung. Vorstände und Geschäftsführer können künftig persönlich zur Verantwortung gezogen werden, wenn sie ihre Aufsichtspflicht bei der Cybersicherheit verletzen. Cybersecurity wird damit endgültig zur Chefsache – nicht mehr nur auf dem Papier.

Selbst die Bundesverwaltung entkommt den neuen Standards nicht. Auch Behörden müssen künftig die gleichen hohen Sicherheitsanforderungen erfüllen wie die regulierten Unternehmen.

BSI schlägt Alarm: 119 neue Schwachstellen – pro Tag

Fast zeitgleich zur Gesetzesverabschiedung liefert der aktuelle BSI-Lagebericht die Begründung für die Dringlichkeit. Die Sicherheitslage in Deutschland bleibt angespannt. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Durchschnittlich 119 neue Sicherheitslücken werden täglich registriert – ein Anstieg von 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Das BSI identifiziert das Kernproblem: mangelhafte IT-Hygiene. Veraltete, ungepatchte Systeme bleiben die Haupteinfallstore für Angreifer. Doch statt die Bastion zu verstärken, schwindet die Wachsamkeit. Die Nutzung essenzieller Schutzmaßnahmen wie Zwei-Faktor-Authentifizierung und Passwortmanager geht zurück – im zweiten Jahr hintereinander. Der Grund? Viele Nutzer empfinden sie als zu kompliziert.

Besonders prekär ist die Lage bei kleinen und mittleren Unternehmen. Etwa 80 Prozent aller Ransomware-Angriffe zielen auf KMU. Gleichzeitig stufen 91 Prozent dieser Unternehmen ihre eigene IT-Sicherheit als gut ein. Diese gefährliche Fehleinschätzung öffnet Angreifern Tür und Tor.

KI macht Phishing nahezu perfekt

Die wachsende Anzahl von Schwachstellen trifft auf immer raffiniertere Angriffsmethoden. Künstliche Intelligenz verändert die Phishing-Landschaft fundamental. KI-generierte Phishing-Mails sind mittlerweile fehlerlos, hochgradig überzeugend und kaum noch von legitimen Nachrichten zu unterscheiden.

Dazu kommt ein florierender Schwarzmarkt: Phishing-as-a-Service (PhaaS) senkt die Einstiegshürde für Cyberkriminalität drastisch. Komplette Baukästen für Angriffskampagnen sind im Darknet verfügbar. Experten gehen davon aus, dass bald über die Hälfte aller Angriffe auf Zugangsdaten auf solchen Kits basieren wird.

Die Angreifer diversifizieren ihre Kanäle. Neben klassischen E-Mails setzen sie verstärkt auf QR-Codes (Quishing), SMS (Smishing) und sogar Deepfake-Anrufe (Vishing). Selbst Multi-Faktor-Authentifizierung wird gezielt ausgespäht und umgangen.

Bitkom: Überfällig, aber mit Fragezeichen

Der Digitalverband Bitkom bezeichnet die NIS2-Umsetzung als überfällig. Die deutsche Wirtschaft benötige dringend einen verbindlichen Rahmen für digitale Widerstandsfähigkeit. Die persönliche Haftung der Geschäftsleitung verankere die Verantwortung dort, wo strategische Entscheidungen getroffen werden.

Doch es gibt auch Kritik. Die neu eingeführten Regelungen zu “kritischen Komponenten” bereiten dem Verband Sorgen. Das Bundesinnenministerium erhält die Befugnis, den Einsatz von IT-Komponenten bestimmter Hersteller zu verbieten, wenn eine Beeinträchtigung der öffentlichen Sicherheit droht. Könnte dies Investitionsentscheidungen lähmen und die Digitalisierung bremsen?

Die Bundesregierung verteidigt den Schritt: Deutschland stehe im Zentrum von Cyberangriffen und befinde sich in einem großen Stresstest. Das Gesetz sei die notwendige Antwort auf eine eskalierende Bedrohungslage.

Die eigentliche Arbeit beginnt jetzt

Der legislative Prozess ist fast abgeschlossen – die Zustimmung des Bundesrates steht noch aus. Für die betroffenen Unternehmen beginnt damit die eigentliche Arbeit. Sie müssen umgehend prüfen, ob sie reguliert werden, und einen Implementierungsplan entwickeln.

Die Registrierung beim BSI wird einer der ersten verpflichtenden Schritte sein. Doch damit ist es nicht getan. Angesichts von täglich 119 neuen Schwachstellen ist Cybersicherheit kein einmaliges Projekt, sondern ein kontinuierlicher Prozess.

Experten raten zu einer proaktiven Sicherheitsstrategie auf Basis von Zero Trust und konsequenter IT-Hygiene. Die NIS2-Richtlinie setzt den rechtlichen Rahmen. Die Resilienz gegenüber sich ständig weiterentwickelnden Bedrohungen muss jedoch in der DNA jedes Unternehmens verankert werden. Wer jetzt nicht handelt, handelt fahrlässig – und haftet künftig womöglich persönlich dafür.

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