NIS-2: Gesetz gegen Cyberangriffe droht ins Leere zu laufen
17.12.2025 - 02:09:12Deutschlands neue IT-Sicherheitsvorschriften sind in Kraft – doch viele Unternehmen sind völlig unvorbereitet. Während die Politik mit strengen Meldepflichten die Wirtschaft schützen will, warnen Experten vor einer gefährlichen Umsetzungslücke und neuen, perfiden Angriffsmethoden.
Seit dem 6. Dezember gilt das NIS-2-Umsetzungsgesetz. Rund 30.000 Unternehmen, darunter kritische Infrastrukturen wie Energie- und Wasserversorger, müssen nun strengere Sicherheitsstandards einhalten und Vorfälle melden. Die Praxis sieht jedoch düster aus. Holger Könnecke, Geschäftsführer des Berliner Sicherheitsunternehmens MACONIA, spricht von einer „Abwartehaltung“ und prägt den Begriff „Nichts-2“. „Viele Unternehmen kennen die Vorgaben gar nicht und haben auch keine Maßnahmen vorbereitet“, so seine scharfe Kritik. Besonders alarmierend: Ohne technische Überwachung können viele Betriebe Angriffe gar nicht erkennen. Eine faktische Meldepflichtlücke entsteht.
DDoS-Attacken als perfide Ablenkung
Während die Wirtschaft mit der Bürokratie kämpft, haben Kriminelle ihre Taktiken längst verfeinert. Der Frankfurter IT-Sicherheitsanbieter Link11 warnt in seinem Ausblick für 2026 vor hybriden Angriffen. DDoS-Attacken dienen demnach immer seltener allein der Lahmlegung von Diensten. Stattdessen sind sie eine raffinierte Nebelkerze. Während IT-Teams hektisch versuchen, eine Website wieder online zu bringen, schleusen Angreifer im Hintergrund unbemerkt Malware ein oder stehlen Daten. Diese Taktik macht klassische Abwehrpläne wertlos und stellt die neuen, engen Meldepflichten vor ein kaum lösbares Problem.
NIS‑2 verlangt schnelle Meldung – viele Firmen sind dennoch unvorbereitet. Wenn Sie Fristen, Bußgelder und persönliche Haftungsrisiken vermeiden wollen, hilft ein praxisnaher Leitfaden mit Prioritätenliste, Sofortmaßnahmen und kosteneffizienten Schutzbausteinen für 24/7‑Überwachung. Der kostenlose E‑Book-Report erklärt, welche technischen Kontrollen Sie jetzt einführen sollten, wie Sie E-Mail‑Angriffe und hybride DDoS‑Ablenkungen erkennen und welche Schritte Geschäftsführer zuerst anstoßen müssen. Jetzt kostenlosen Cyber-Security-Leitfaden für Unternehmen herunterladen
E-Mail: Das schwächste Glied in der Kette
Die Quantität der Bedrohungen bleibt auf Rekordniveau. Allein die Bundesverwaltung sieht sich täglich rund 684.000 potenziellen Angriffen auf ihre E-Mail-Adressen ausgesetzt, wie der Spezialist SEPPmail mitteilt. Geschäftsführer Günter Esch warnt davor, sich von sinkenden Spam-Zahlen täuschen zu lassen. Die Qualität der Angriffe steige durch KI massiv. „Vernetzte Angriffspfade“ seien die neue Norm: Kriminelle ködern Opfer zunächst in sozialen Netzwerken, bevor der finale Schlag per E-Mail kommt. Diese Social-Engineering-Angriffe umgehen technische Firewalls elegant – der Mensch wird zur Schwachstelle.
Die tickende Uhr: 24 Stunden bis zur Meldung
Für betroffene Unternehmen beginnt mit der Kenntnis eines Vorfalls ein gnadenloses Rennen gegen die Zeit. Das NIS-2-Gesetz verlangt:
* Erstmeldung an das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) innerhalb von 24 Stunden.
* Eine detaillierte Bewertung des Vorfalls und seiner Schwere binnen 72 Stunden.
Experten sind sich einig: Ohne automatisierte Erkennungssysteme sind diese Fristen kaum einzuhalten. Die Konsequenzen von Versäumnissen sind hart. Es drohen nicht nur hohe Bußgelder, sondern auch persönliche Haftungsrisiken für Geschäftsführer. Unwissenheit schützt hier kaum, denn das Gesetz schreibt die Einführung angemessener Schutzmaßnahmen ausdrücklich vor.
Ausblick: Eine Welle von Bußgeldern droht
Die Diskrepanz zwischen Gesetz und Realität ist eklatant. Während das BSI ab dem 6. Januar 2026 ein neues Meldeportal bereitstellen wird, steht die deutsche Wirtschaft vor einem gewaltigen Aufholprozess. Branchenkenner erwarten für das erste Quartal 2026 eine Welle von verspäteten Meldungen und die ersten empfindlichen Strafen, sobald Übergangsfristen enden. Die Botschaft an alle Geschäftsführer ist klar: Cybersicherheit muss sofort zur Chefsache werden – und das bedeutet echte Investitionen in 24/7-Überwachung. Die Angreifer warten nicht, bis die Formulare ausgefüllt sind.


