Nestlé, Aktie

Nestlé Aktie: Radikalkur!

07.11.2025 - 19:12:30

Der neue CEO Philipp Navratil kündigt umfassende Stellenstreichungen an, während Nestlé überraschend gute Quartalszahlen vorlegt. Die Aktie verzeichnet den höchsten Tagesgewinn seit 17 Jahren.

Der neue Chef macht ernst: Philipp Navratil streicht 16.000 Jobs – der größte Kahlschlag in der jüngeren Geschichte des Schweizer Lebensmittelgiganten. Paradox: Die Quartalszahlen waren überraschend stark, die Aktie explodierte daraufhin mit dem höchsten Tagesgewinn seit der Finanzkrise 2008. Was steckt hinter dieser drastischen Wende? Und kann der 45-Jährige Nestlé wirklich aus der Krise führen?

Nur wenige Wochen im Amt, zieht Navratil die Notbremse. 16.000 Stellen sollen fallen – etwa 5,8% der weltweiten Belegschaft. Die Botschaft ist unmissverständlich: „Die Welt verändert sich, und Nestlé muss sich schneller verändern.” Der CEO propagiert eine „Performance-Mentalität”, die Marktanteilsverluste nicht länger toleriert.

3 Milliarden Franken Einsparungen bis 2027

Die Zahlen des Sparprogramms sind beeindruckend:

  • 12.000 Verwaltungsstellen werden gestrichen
  • 4.000 weitere Jobs in Produktion und Lieferkette fallen weg
  • 3 Milliarden Schweizer Franken sollen bis Ende 2027 eingespart werden
  • Umsetzung in zwei Jahren von 2025 bis 2027

Für 2025 peilt Nestlé bereits 700 Millionen Franken Kostensenkungen an. Die großen Effekte werden allerdings erst 2026 und 2027 in den Büchern stehen.

Starke Quartalszahlen trotz Krise

Die Ironie: Navratil verkündet die Radikalkur nach überraschend guten Ergebnissen. Im dritten Quartal 2025 übertraf Nestlé die Erwartungen deutlich. Das organische Wachstum lag bei 4,3% – Analysten hatten nur 3,7% prognostiziert. Noch beeindruckender: Das reale interne Wachstum erreichte 1,5%, während lediglich 0,3% erwartet wurden.

Die Börse honorierte die Kombination aus starken Zahlen und harten Sanierungsmaßnahmen mit einem Kurssprung von bis zu 8,2% – dem stärksten Tagesgewinn seit 17 Jahren. Besonders das überraschende Volumenwachstum signalisiert operative Stärke.

Chaos im Chefsessel endlich beendet?

Navratils Ernennung beendet eine beispiellose Führungskrise. Innerhalb von nur 13 Monaten wechselte der Konzern zweimal den CEO. Sein Vorgänger Laurent Freixe flog im September 2025 wegen einer nicht offengelegten Beziehung zu einer Mitarbeiterin raus. Gleichzeitig trat Verwaltungsratspräsident Paul Bulcke vorzeitig zurück – ein beispielloser Doppelschlag für einen DAX-Konzern dieser Größenordnung.

Mit Pablo Isla, dem ehemaligen Inditex-Chef, steht nun ein erfahrener Krisenmanager an der Spitze des Verwaltungsrats. Die Hoffnung: Stabilität nach dem Führungschaos.

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Strukturelle Herausforderungen bleiben massiv

Doch Navratil steht vor gewaltigen Herausforderungen. US-Importzölle von 39% auf Schweizer Waren belasten seit August 2025. Der wichtige chinesische Markt schwächelt – CFO Anna Manz räumte ein, dass Nestlé zu stark auf Vertriebsausweitung statt auf echte Verbrauchernachfrage gesetzt habe. Dazu kommt der Trend zu gesünderen Produkten, der traditionelle Nestlé-Marken unter Druck setzt.

Die strategische Neuausrichtung läuft auf Hochtouren: Das Wasser- und Premium-Getränkegeschäft steht auf dem Prüfstand, ebenso wie Vitamins- und Nahrungsergänzungsmittel-Sparten. Unterperformende Marken mit niedrigen Margen werden gnadenlos aussortiert.

Analysten bleiben vorsichtig. Die Deutsche Bank hob das Kursziel von 81 auf 86 Franken an, empfiehlt aber weiterhin „Hold”. Morgan Stanley zeigt sich mit einer Anhebung von 71 auf 72 Franken und einem „Underweight”-Rating noch skeptischer. Bernstein sprach dagegen von „Brennstoff für das Turnaround-Feuer” – die drastischen Stellenstreichungen seien genau das richtige Signal.

Trotz aller Umbrüche bestätigt Nestlé die Guidance für 2025: Das organische Wachstum soll sich gegenüber 2024 verbessern, die operative Marge mindestens 16% erreichen. Mittelfristig peilt der Konzern sogar 17% an.

Die Nestlé-Aktie handelt mit 84,03 Euro rund 11% unter ihrem 52-Wochen-Hoch. Ob Navratils Radikalkur den erhofften Turnaround bringt oder ob die strukturellen Probleme zu groß sind – das dürfte sich in den nächsten Quartalen zeigen.

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