POLITIKROUNDUP, Bundesregierung

Nach Drohnensichtungen und Sperrungen von FlughĂ€fen auch in Deutschland hat die Bundesregierung PlĂ€ne fĂŒr eine verbesserte Drohnenabwehr konkretisiert: Noch in diesem Jahr sollen die Spezialeinheiten der Bundespolizei um eine Drohnenabwehreinheit ergĂ€nzt werden.

08.10.2025 - 14:55:20

POLITIK/ROUNDUP: Bundesregierung will Drohnenabwehr bis Jahresende ausbauen

Auch ein geplantes Drohnenabwehrzentrum von Bund und LĂ€ndern soll noch in diesem Jahr in Betrieb gehen. Beides kĂŒndigte Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) in Berlin auf Nachfrage von Journalisten an.

Merz: DrohnenvorfÀlle bedrohen unsere Sicherheit

Das Bundeskabinett hatte zuvor den Entwurf fĂŒr ein neues Bundespolizeigesetz beschlossen, das neben Befugnissen zur Drohnenabwehr eine deutliche Ausweitung der Kompetenzen der Bundespolizei vorsieht. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) Ă€ußerte sich auf der Plattform X unter anderem mit den Worten: "Die Drohnen-VorfĂ€lle bedrohen unsere Sicherheit. Das lassen wir nicht zu. Wir stĂ€rken die Kompetenzen der Bundespolizei: Damit Drohnen kĂŒnftig schneller aufgespĂŒrt und abgewehrt werden können."

Dobrindt nannte die Reform des Bundespolizeigesetzes, die noch die Zustimmung von Bundestag und Bundesrat braucht, einen großen Wurf. Drohnen kommen in dem gut 30 Jahre alten Gesetz bisher gar nicht vor. Mit neuen Paragrafen soll nun rechtlich klar definiert werden, dass die Bundespolizei in ihren ZustĂ€ndigkeitsbereichen (zum Beispiel FlughĂ€fen und Bahn-Infrastruktur) Drohnen abwehren und auch selbst Drohnen ("mobile SensortrĂ€ger") einsetzen kann, zum Beispiel bei Demonstrationen.

Abwehrzentrum soll Kompetenzen bĂŒndeln

Das von Dobrindt geplante Drohnenabwehrzentrum soll laut Bundesinnenministerium die Kompetenzen von Bund, LĂ€ndern und der Bundeswehr bĂŒndeln. Ziel sei es, die polizeiliche und militĂ€rische Drohnenabwehr noch enger zu verzahnen und neue AbwehrfĂ€higkeiten zu entwickeln. Die Drohnenabwehreinheit bei der Bundespolizei solle im Wettlauf zwischen Drohnenbedrohung und Abwehr immer mit den neuesten Technologien ausgestattet werden, hatte der Minister bereits angekĂŒndigt.

DarĂŒber hinaus ist auch noch eine Änderung des Luftsicherheitsgesetzes geplant, um es der Bundeswehr rechtlich zu ermöglichen, Amtshilfe bei Drohnengefahr zu leisten, etwa wenn militĂ€rische Drohnen in großer Höhe geortet werden.

Der Entwurf zur Reform des Bundespolizeigesetzes enthĂ€lt neben den Neuregelungen zu Drohnen weitere Änderungen:

* Auch die Bundespolizei soll kĂŒnftig Telefone abhören sowie Standort- und anderen Nutzerdaten erheben dĂŒrfen, etwa um die Einreise von Extremisten zu verhindern oder Schleuserrouten aufzudecken.

* Sie soll vollziehbar Ausreisepflichtige festhalten dĂŒrfen, wenn sie diese in ihrem ZustĂ€ndigkeitsbereich aufgreift, so dass sie nicht wieder untertauchen können.

* Zudem bekommt die Bundespolizei das Recht "stichprobenartige und anlasslose Kontrollen" in Waffen- und Messerverbotszonen auf Bahnhöfen oder in ZĂŒgen durchzufĂŒhren.

Gewerkschaft der Polizei zufrieden, aber ...

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) begrĂŒĂŸte die PlĂ€ne. GdP-Chef Jochen Kopelke sprach von einem modernen Gesetz, "das fĂŒr uns in der Polizei neue Möglichkeiten zum Schutz der Bevölkerung bietet und die KriminalitĂ€tsbekĂ€mpfung verbessert".

Der fĂŒr die Bundespolizei zustĂ€ndige GdP-Vorsitzende Andreas Roßkopf wies beim Thema Drohnenabwehr aber darauf hin, dass es der Bundespolizei noch in ausreichendem Maße an der Technik fehle. "Wir haben bereits jetzt vereinzelt Störsende-Technik, aber noch nicht flĂ€chendeckend", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Der Bundesinnenminister mĂŒsse finanziell nachlegen, so dass die Anschaffung vorangehen könne.

Linke warnt vor "Überwachungsstaat"

Kritik an den GesetzesplĂ€nen kam von der Linken: "Überwachung von Telekommunikation, Zugriff auf Fluggastdaten, Aufenthaltsverbote - der Gesetzentwurf liest sich wie eine Anleitung zum Überwachungsstaat. Damit wird keine Sicherheit geschaffen, sondern es kommt zu einer Aushöhlung von Grund- und Freiheitsrechten", sagte Clara BĂŒnger, innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion.

Die Bundespolizei untersteht dem Bundesinnenministerium und ist zustĂ€ndig fĂŒr die Grenzsicherung, fĂŒr die Sicherheit auf Bahnhöfen, an FlughĂ€fen und von Bundesorganen, wie dem Bundeskanzleramt. Sie leistet außerdem Amtshilfe, wenn Landesbehörden darum bitten.

@ dpa.de