Myanmar: Militär verhaftet 1.600 Ausländer in Cybercrime-Zentrum
24.11.2025 - 02:39:12Nach fünftägiger Großrazzia im berüchtigten Shwe Kokko-Komplex zerschlägt die Junta eine der größten Betrugsmaschinerien Südostasiens. Doch Experten warnen: Das könnte nur Augenwischerei sein.
Die Zahlen sind gewaltig: Fast 1.600 festgenommene Ausländer, über 21.000 beschlagnahmte Smartphones, knapp 3.000 Computer. Was sich anhört wie der große Schlag gegen die Cyberkriminalität in Myanmar, könnte sich als Schauspiel für Peking entpuppen. Denn während Dampfwalzen medienwirksam Monitore zermalmen, bleiben die eigentlichen Drahtzieher offenbar unangetastet.
Von Dienstag bis Samstag vergangener Woche rückten Sicherheitskräfte der Militärjunta in den Shwe Kokko-Komplex ein – einen milliardenschweren Glücksspiel- und Betrugsstandort nahe der thailändischen Grenze, nördlich von Myawaddy. Das Gebiet gilt seit Jahren als Drehscheibe für Menschenhandel und industriell betriebenen Internetbetrug.
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Die Dimensionen offenbaren, wie professionell diese kriminellen Fabriken arbeiten. Laut Staatsmedien stellten die Behörden sicher:
- 21.750 Mobiltelefone zur Verwaltung gefälschter Profile
- 2.893 Computer für betrügerische Investment-Plattformen
- 101 Starlink-Satellitenempfänger zum Umgehen lokaler Internetbeschränkungen
- 21 Hochleistungsrouter und weitere Netzwerkausrüstung
Allein am Samstag nahmen die Einsatzkräfte 223 Personen fest, darunter 100 chinesische Staatsbürger. Die Verhafteten sollen in sogenannten “Pig Butchering”-Betrügereien verwickelt sein – ausgeklügelte Romance- und Investment-Maschen, die Opfern weltweit Milliarden aus der Tasche ziehen.
Starlink als Lebensader der Betrüger
Besonders brisant: Die Beschlagnahmung von 101 Starlink-Terminals unterstreicht, wie abhängig die Syndikate von Satelliten-Internet sind. In abgelegenen Grenzregionen mit maroder Infrastruktur sichern die Hochgeschwindigkeitsverbindungen den reibungslosen Betrieb.
Die Razzia folgt auf eine Recherche der französischen Nachrichtenagentur AFP, die im Oktober enthüllte, wie massenhaft Starlink-Geräte in Betrugszentren installiert wurden. SpaceX reagierte prompt und deaktivierte über 2.500 Terminals in der Nähe verdächtiger Komplexe in Myanmar.
Doch die Beschlagnahmung von lediglich etwa 100 Einheiten lässt vermuten: Viele Terminals wurden rechtzeitig versteckt oder abtransportiert. Ohne stabile Internetverbindung brechen Live-Streaming-Betrug und komplexe Geldwäsche-Operationen zusammen – ein neuralgischer Punkt für die Kriminellen.
Chinas langer Arm und die Frage nach echten Absichten
Was treibt die Militärjunta zu diesem Vorgehen? Die Antwort liegt in Peking. China erhöht massiv den Druck, nachdem chinesische Bürger sowohl Hauptopfer des Betrugs als auch Ziel von Menschenhändlern sind, die die Arbeitskräfte für die Betrugsfabriken rekrutieren.
2025 lieferte Myanmar bereits über 5.500 Verdächtige an China aus. Anfang November fanden hochrangige Gespräche zwischen chinesischen Vertretern und ihren Kollegen in Myanmar, Thailand und Laos statt, um gegen grenzüberschreitende Kriminalität vorzugehen.
Dennoch warnen Analysten vor voreiligen Schlüssen. Die medienwirksamen Razzien könnten als “Nebelkerze” dienen – ein inszeniertes Theater, um Pekings Forderungen oberflächlich zu erfüllen, ohne die lukrativen Verbindungen zwischen Militär und Grenzmilizen zu kappen. Shwe Kokko liegt im Territorium der Karen Border Guard Force (BGF), einer traditionell junta-freundlichen Miliz. Indem man einzelne Komplexe angreift, aber die Gesamtstruktur intakt lässt, könnte das Regime China beschwichtigen und gleichzeitig eine wichtige Einnahmequelle im anhaltenden Bürgerkrieg bewahren.
Eine Industrie mit globaler Reichweite
Die Cyber-Betrugsbranche Südostasiens hat sich zur weltweiten Sicherheitsbedrohung entwickelt. Die Vereinten Nationen schätzen, dass Opfer allein in Ost- und Südostasien 2023 fast 37 Milliarden Dollar verloren. Die tatsächliche globale Schadenssumme dürfte deutlich höher liegen – zum Vergleich: Das entspricht etwa dem Jahresumsatz eines DAX-Konzerns wie der Münchner Rück.
Diese “Betrugs-Fabriken” beschäftigen oft Verschleppte aus Asien, Afrika und sogar Südamerika. Mit falschen Versprechen hochbezahlter Tech-Jobs gelockt, werden sie gefangen gehalten und unter Gewaltandrohung zu Cyberverbrechen gezwungen.
Katz-und-Maus-Spiel ohne Sieger?
Die Razzia in Shwe Kokko erinnert an ähnliche Aktionen gegen den KK Park-Komplex im Oktober, wo Behörden angeblich Gebäude abrissen und Tausende festnahmen. Doch die Hartnäckigkeit dieser Zentren deutet auf eine “Whack-a-Mole”-Dynamik hin: Sobald der Druck an einem Ort steigt, verlagern sich kleinere Operationen in noch entlegenere Grenzgebiete oder ins benachbarte Laos und Kambodscha.
Cybersecurity-Experten rechnen damit, dass die Syndikate ihre Infrastruktur dezentralisieren – weg von Riesen-Komplexen wie Shwe Kokko hin zu kleineren, mobileren Einheiten, die schwerer aufzuspüren sind.
Die entscheidende Frage bleibt: Geht die Junta gegen die Anführer der BGF und anderer schützender Milizen vor? Oder bleiben die Verhaftungen auf niedrig rangige Arbeiter und ausländische Staatsangehörige beschränkt? Von der Antwort hängt ab, ob Myanmar einen echten Wandel durchläuft – oder nur eine Vorstellung für Peking aufführt.
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