Lecanemab, EMA-Zulassung

Lecanemab: EMA-Zulassung überfordert Demenz-Beratungsstellen

27.11.2025 - 19:49:12

Die europäische Arzneimittelbehörde hat eine Kehrtwende vollzogen. Der Alzheimer-Antikörper Lecanemab erhält die Zulassungsempfehlung – allerdings nur für eine stark eingeschränkte Patientengruppe. Was medizinisch wie ein Durchbruch klingt, stellt lokale Beratungsstellen vor massive Herausforderungen: Die Infrastruktur für die komplexe Diagnostik fehlt vielerorts.

Seit der Bekanntgabe klingeln in Alzheimer-Gesellschaften und Demenz-Beratungsstellen die Telefone. Angehörige wollen wissen: Ist das die Heilung? Die Antwort fällt komplizierter aus als erhofft.

Mitte November empfahl der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA die Zulassung von Lecanemab – nach einer Absage im Sommer. Erstmals greift ein Medikament direkt in die biologischen Prozesse der Alzheimer-Krankheit ein, statt nur Symptome zu lindern.

Doch die Behörde zieht eine harte Grenze: Das Medikament gilt nur für Patienten ohne oder mit einer Kopie des Gens ApoE4. Wer zwei Kopien trägt – etwa 15 Prozent der Alzheimer-Patienten – bleibt kategorisch ausgeschlossen. Der Grund: Diese Gruppe zeigt ein drastisch erhöhtes Risiko für Hirnschwellungen und Blutungen.

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Während die USA das Medikament breiter einsetzen, wählt Europa den Weg maximaler Risikominimierung. Ohne vorherigen Gentest gibt es keine Therapie.

„Das ist kein Durchbruch”

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft (DAlzG) begrüßt die Entscheidung grundsätzlich, dämpft aber überzogene Erwartungen. Prof. Janine Diehl-Schmid vom Vorstand formuliert vorsichtig: „Ein erster, wichtiger Schritt” – aber wegen der begrenzten Wirksamkeit kein „echter Durchbruch”.

Berater vor Ort müssen nun komplexe Sachverhalte vermitteln:

  • Keine Heilung: Das Medikament verzögert den Abbau lediglich
  • Frühe Phase nötig: Nur bei MCI oder leichter Demenz wirksam
  • Gentest als Türsteher: 15 Prozent fallen automatisch durch

Die Aufklärungsarbeit wird zur Herkulesaufgabe. Jahrelang haben Betroffene auf einen Durchbruch gewartet – nun müssen Berater Hoffnung und Realität austarieren.

Der Infrastruktur-Engpass

Die eigentliche Hürde liegt in der Logistik. Die Therapie verlangt alle zwei Wochen eine intravenöse Infusion plus engmaschige MRT-Kontrollen, um Hirnschwellungen rechtzeitig zu erkennen.

Der aktuelle Monitoring-Bericht zur Nationalen Demenzstrategie zeigt: Rund 60 Prozent der geplanten Maßnahmen laufen erfolgreich. Allerdings zielten diese primär auf soziale Teilhabe und Pflegeberatung ab. Die medizinische High-Tech-Infrastruktur für Antikörper-Therapien? Vielerorts Fehlanzeige.

Spezialisierte Gedächtnisambulanzen und MRT-Kapazitäten sind besonders in ländlichen Regionen rar. Es droht eine Zweiklassenmedizin: Die Beratung findet lokal statt, die Behandlung aber nur in Ballungszentren.

Was jetzt kommt

Die formale Zulassung durch die EU-Kommission gilt als Formsache und dürfte binnen 60 Tagen erfolgen. Bereits im ersten Quartal könnte das Medikament verfügbar sein.

Für die kommenden Monate erwarten Experten:

Richtlinien-Debatten: Der Gemeinsame Bundesausschuss muss festlegen, wer die Behandlung verschreiben darf und wie die Erstattung läuft.

Aufklärungskampagnen: Lokale Beratungsstellen überarbeiten ihre Materialien komplett – Gentest und Ausschlusskriterien müssen verständlich erklärt werden.

Längere Wartezeiten: Der Run auf Gedächtnisambulanzen wird zunehmen. Auch Patienten, die für das Medikament gar nicht infrage kommen, müssen länger auf Erstdiagnosen warten.

Die Alzheimer Forschung Initiative spricht von einer „historischen Entscheidung”. Doch zwischen medizinischem Fortschritt und Versorgungsrealität klafft eine Lücke. Lokale Beratungsstellen wandeln sich vom psychosozialen Anker zum kritischen Informationsfilter in einer neuen, hochkomplexen Ära der Alzheimer-Medizin.

Die Frage ist nicht mehr nur: Wer braucht Hilfe? Sondern: Wer kommt überhaupt für welche Hilfe infrage?

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