Lancet-Studie, Forscher

Lancet-Studie: Forscher fordern Tabak-Strategie gegen Fertigpizza

25.11.2025 - 08:19:11

Eine internationale Forschergruppe will Softdrinks, Tiefkühlpizzen und Co. wie Zigaretten behandeln. Die letzte Woche veröffentlichte Analyse bezichtigt die Lebensmittelindustrie, eine globale Gesundheitskrise zu befeuern – und fordert drastische Gegenmaßnahmen.

43 Experten aus aller Welt schlagen Alarm: Hochverarbeitete Lebensmittel seien der Haupttreiber für Fettleibigkeit, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen weltweit. Ihre dreiteilige Analyse im Fachjournal “The Lancet” liest sich wie eine Kriegserklärung an eine Industrie, die 2023 rund 1,9 Billionen US-Dollar umsetzte. Die Kernforderung? Ein koordiniertes globales Vorgehen – vergleichbar mit dem Kampf gegen die Tabakindustrie.

Die NOVA-Klassifikation des brasilianischen Ernährungswissenschaftlers Carlos Monteiro definiert hochverarbeitete Lebensmittel als industrielle Produkte mit langen Zutatenlisten. Gehärtete Öle, modifizierte Stärken, Aromen und Farbstoffe – Zutaten, die in keiner Haushaltsküche zu finden sind. Von Tiefkühlpizzen über Softdrinks bis zu verpackten Snacks: Diese Produkte dominieren zunehmend unsere Ernährung.

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Die Kritik am Klassifikationssystem kommt jedoch nicht von ungefähr. Auch Vollkornbrot aus der Tüte oder pflanzliche Milchalternativen landen in derselben Kategorie wie Gummibärchen. Zu unscharf, monieren Kritiker.

92 von 104 Studien bestätigen das Risiko

Die Datenlage ist dennoch beeindruckend. Die Forscher werteten 104 Langzeitstudien aus – in 92 davon zeigte sich ein klarer Zusammenhang zwischen UPF-Konsum und chronischen Erkrankungen oder erhöhter Sterblichkeit.

Die Mechanismen dahinter:

  • Nährstoffmangel: Zu viel Zucker, Salz und ungesunde Fette bei gleichzeitig zu wenig Ballaststoffen und Proteinen
  • Suchtpotenzial: Schnelle, aber nicht nachhaltige Sättigung führt zu übermäßigem Essen
  • Chemikalienbelastung: Schädliche Substanzen aus Produkten und Verpackungen

Die Studienlage basiert allerdings hauptsächlich auf Beobachtungsstudien – was Korrelationen, aber nicht zwingend Kausalitäten belegt.

Deutschland: Jedes zweite Produkt hochverarbeitet

Laut Gesundheitsökonom Peter von Philipsborn zählt Deutschland zu den Spitzenreitern beim UPF-Konsum. Eine Marktanalyse der Uni Gießen untermauert dies: Rund die Hälfte der über 24.000 untersuchten Supermarktprodukte fällt in die Kategorie hochverarbeitet.

Besonders brisant: Deutsche konsumieren deutlich weniger frische Lebensmittel als empfohlen, dafür zu viele Softdrinks, Süßwaren und verarbeitetes Fleisch. Kinder sind laut UNICEF besonders gefährdet.

Industrie wehrt sich: “Verarbeitung macht Lebensmittel sicher”

Der Lebensmittelverband schießt scharf zurück. Der Verarbeitungsgrad sage nichts über die gesundheitliche Qualität aus, argumentiert die Branche. Katharina Koßdorff vom österreichischen Fachverband betont: “Verarbeitung macht Lebensmittel erst sicher, haltbar und genießbar – sie ist für die moderne Versorgung unverzichtbar.”

Die Forscher kontern mit dem Hinweis auf die enorme Marktmacht: Aggressive Werbekampagnen und politische Lobbyarbeit erschwerten gesunde Ernährung für breite Bevölkerungsschichten. Eine Argumentationslinie, die an die Tabakdebatte der 1990er-Jahre erinnert.

Werbeverbote und Zuckersteuer – kommt die Regulierung?

Die Forderungen der Experten sind konkret:

  • Werbeverbote für Produkte, die sich an Kinder richten
  • Steuern auf ungesunde Lebensmittel zur Finanzierung von Subventionen für frische Produkte
  • Verbindliche Qualitätsstandards in Schulen und Krankenhäusern

Ob die Politik reagiert, bleibt offen. Der öffentliche Druck wächst jedoch – und damit die Wahrscheinlichkeit, dass die Lebensmittelindustrie sich auf schärfere Regulierungen einstellen muss. Die Parallele zur Tabakbranche zeigt: Was heute undenkbar erscheint, kann morgen Realität sein.

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