KI-Agenten: Eigenständige digitale Kollegen statt einfache Assistenten
09.11.2025 - 10:02:12Steuerberater delegieren komplette Steuererklärungen an KI

Schluss mit der KI als digitalem Gehilfen: Eine Ankündigungswelle von Thomson Reuters, SAP, Snowflake und Google markiert den Durchbruch autonomer KI-Agenten. Diese neue Generation kann komplexe Arbeitsabläufe eigenständig planen und ausführen – von der Steuererklärung bis zur Datenanalyse.
Die vergangene Woche brachte eine beispiellose Konzentration wegweisender Entwicklungen. Führende Technologiekonzerne präsentierten Plattformen, die “agentische KI” tief in digitale Geschäftsprozesse integrieren. Der entscheidende Unterschied zur bisherigen Automation? Diese Systeme können Ziele verstehen, Pläne entwickeln und mehrstufige Aufgaben weitgehend selbstständig umsetzen.
Während Thomson Reuters, SAP und Snowflake Software für autonome Prozesse vorstellten, lieferte Google die Hardware-Grundlage. Die neuen Ironwood-TPUs bringen die Rechenleistung, die solche KI-Agenten für Echtzeit-Analysen benötigen. Eine koordinierte Offensive entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Thomson Reuters machte am 5. November den Anfang. Auf der Synergy-2025-Konferenz präsentierte der Konzern KI-Lösungen, die Steuer- und Wirtschaftsprüfern zeitaufwendige Prozesse komplett abnehmen sollen. Das Flaggschiff “Ready to Review” automatisiert die Erstellung US-amerikanischer Steuererklärungen: Die KI verarbeitet Belege und Vorjahresdaten, erstellt die fertige Erklärung – bereit zur Unterschrift.
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“Der Beruf steht an einem Wendepunkt. KI ist nicht länger nur ein Produktivitätswerkzeug, sondern verändert grundlegend die Art, wie wir arbeiten”, erklärte Elizabeth Beastrom, Präsidentin für Steuer- und Buchhaltungsfachleute bei Thomson Reuters. Das Ziel: Repetitive Tätigkeiten eliminieren, damit sich Fachkräfte auf strategische Beratung konzentrieren können.
Ab Januar 2026 folgt “CoCounsel Document Analysis” für die Automatisierung komplexer Prüfungsabläufe. Die Vision: KI-gestützte Delegation statt manueller Kleinarbeit.
SAP und Snowflake bauen Agenten-Ökosysteme
SAP zog am selben Tag nach. Die neue Version der SAP-Build-Plattform erhielt Funktionen für autonome Unternehmensagenten, die auf Basis live geschalteter Geschäftsdaten Entscheidungen treffen. Besonders bemerkenswert: Die geplante Integration der Workflow-Plattform n8n ermöglicht künftig die Zusammenarbeit verschiedener KI-Agenten über Systemgrenzen hinweg.
Snowflake meldete beeindruckende Zahlen: Über 1.000 globale Unternehmen haben bereits mehr als 15.000 KI-Agenten auf der Snowflake-Intelligence-Plattform im Einsatz. Die neuen Funktionen sollen die sichere Skalierung agentischer KI erleichtern. Durch die Vereinheitlichung strukturierter und unstrukturierter Daten schafft Snowflake die Grundlage für wirklich autonome Systeme.
Zum Vergleich: Während SAP-Konkurrent Salesforce erst im Oktober erste agentenbasierte Funktionen ankündigte, positioniert sich Snowflake bereits als zentrale Infrastruktur für die KI-Transformation – eine Strategie, die auch deutschen Datenbank-Anbietern wie Software AG zu denken geben dürfte.
Google liefert die Rechenpower für die Agenten-Revolution
Am 6. November folgte Googles Hardware-Offensive. Die maßgefertigten Ironwood-TPUs (Tensor Processing Units) stehen Cloud-Kunden nun zur Verfügung. Ein einzelner Pod kann bis zu 9.216 Chips bündeln – die immense Rechenleistung, die KI-Agenten für Echtzeitanalysen und komplexes Task-Management benötigen.
Ergänzend führt Google neue Arm-basierte Axion-Instanzen ein, optimiert für datenintensive Analysen und das Hosting intelligenter Anwendungen. Der Konzern betont: KI-Agenten treiben die Nachfrage nach leistungsstarker, effizienter Rechenarchitektur massiv in die Höhe. Ohne diese Hardware-Grundlage blieben die Software-Ambitionen von SAP und Co. Luftschlösser.
Von starrer Automation zu adaptiver Intelligenz
Was unterscheidet diese neue Generation von klassischer Automation? Während herkömmliche Systeme starren Regeln folgen, interpretieren KI-Agenten Ziele eigenständig. Sie zerlegen Aufgaben in Teilschritte, führen diese über verschiedene Systeme hinweg aus und passen sich unerwarteten Situationen an.
Der Unterschied? Ein Tool, das ein Formular ausfüllt, versus ein digitaler Kollege, der einen gesamten Rechnungsfreigabeprozess managt – vom Dokumenteneingang bis zur Zahlungsanweisung.
Das Ökosystem wächst rasant. Eine Marktplatz-Übersicht von Microsoft am 7. November zeigte Lösungen wie Minfys “EGIRA on Azure”, eine Plattform für autonome Workflows durch Datenintegration. Auch Palantir Foundry erschien dort – ein System, das Analytik direkt in operative Abläufe einbindet. Spezialisierte Tools auf leistungsfähiger Cloud-Infrastruktur machen komplexe KI-Agenten zunehmend massentauglich.
Die nächsten 18 Monate entscheiden über Standards
Wohin führt die Entwicklung? Die Integration wird tiefer, die Vernetzung enger. SAPs geplante n8n-Anbindung deutet darauf hin: Die Zukunft gehört kooperierenden Agenten-Ökosystemen, in denen spezialisierte KIs verschiedener Anbieter zusammenarbeiten.
Mit wachsendem Vertrauen werden Unternehmen komplexere Aufgaben delegieren – von Backoffice-Prozessen über kundenorientierte Operationen bis zur strategischen Entscheidungsunterstützung. Die Herausforderung verschiebt sich von der technischen Umsetzung zu Governance, Sicherheit und menschlicher Aufsicht.
Die kommenden 12 bis 18 Monate werden kritisch für die Etablierung von Best Practices im Umgang mit hybriden Teams aus Menschen und KI-Agenten. Was diese Woche geschah, war mehr als eine Produktankündigung: der Sprung von der Theorie in die betriebliche Realität.
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