Google zahlt 425 Millionen Dollar Strafe wegen heimlicher Datensammlung
10.09.2025 - 21:41:01Ein US-Gericht verurteilt Google zu einer Rekordstrafe von 425 Millionen Dollar wegen systematischer Datensammlung trotz deaktivierter Tracking-Funktionen bei 98 Millionen Nutzern.
Ein Bundesgericht in San Francisco hat Google diese Woche zu einer Rekordstrafe von 425 Millionen Dollar verurteilt. Der Vorwurf: Der Tech-Riese sammelte weiterhin Nutzerdaten, obwohl diese ihre Tracking-Funktionen bewusst abgeschaltet hatten. Das Urteil betrifft 98 Millionen Google-Nutzer und markiert einen Wendepunkt im Kampf um digitale Privatsphäre.
Die Sammelklage vom Juli 2020 drehte sich um Googles „Web- & App-Aktivitäten“-Einstellung. Nutzer glaubten, dass das Deaktivieren dieser Funktion ihre Datensammlung stoppt. Doch Google zapfte weiter Informationen ab – über seine Dienste in Drittanbieter-Apps wie Uber, Venmo und Instagram.
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Jury spricht Google schuldig
Die Geschworenen sahen in zwei von drei Anklagepunkten eine Verletzung der Privatsphäre. Googles Verteidigung, die gesammelten Daten seien „unpersönlich, pseudonym und verschlüsselt gespeichert“, überzeugte nicht. Die ursprünglich geforderten 31 Milliarden Dollar blieben zwar aus, doch die 425 Millionen Dollar senden ein klares Signal.
Das Problem lag im System: Google sammelte Daten über seine Analytics-Services, die in unzähligen Apps integriert sind. Nutzer ahnten nicht, dass ihre bewusste Entscheidung gegen Tracking faktisch wirkungslos blieb. Eine Täuschung, die acht Jahre anhielt.
Nicht der erste Datenskandal
Google gerät immer häufiger wegen dubioser Datenpraktiken unter Beschuss. Erst im April 2024 wurde ein Vergleich über den „Inkognito-Modus“ des Chrome-Browsers bekannt. Auch hier sammelte Google heimlich Daten trotz angeblich privater Browsing-Sessions.
Die Folgen waren drastisch: Google musste Milliarden persönlicher Datensätze löschen und verpflichtete sich, fünf Jahre lang Third-Party-Cookies zu blockieren. Experten bewerteten den Deal auf über fünf Milliarden Dollar.
Parallel liefen Verfahren mit Dutzenden US-Bundesstaaten wegen Standort-Tracking. Das Muster ist eindeutig: Google verspricht Privatsphäre, sammelt aber trotzdem weiter.
Industrie unter Druck
Cybersecurity-Experten sehen das Urteil als Weckruf für die gesamte Tech-Branche. Datenschutz-Einstellungen müssen endlich das halten, was sie versprechen. Die Zeit vager Formulierungen und versteckter Datensammlung geht zu Ende.
Besonders brisant: Interne Google-Dokumente enthüllten, dass das Unternehmen bewusst „absichtlich vage“ über seine Datenpraktiken kommunizierte. Die ungeschönte Wahrheit könnte Nutzer „alarmieren“, hieß es intern. Diese Strategie wird nun teuer bezahlt.
Was bedeutet das für deutsche Nutzer? Die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) bietet bereits stärkeren Schutz als US-Gesetze. Dennoch zeigt der Fall: Tech-Giganten nehmen Datenschutz oft nicht ernst genug, wenn die Strafen zu gering sind.
Berufung bereits angekündigt
Google will das Urteil anfechten und bestreitet weiterhin jedes Fehlverhalten. „Diese Entscheidung verkennt, wie unsere Produkte funktionieren“, erklärte ein Sprecher. Die Datenschutz-Tools gäben Nutzern Kontrolle über ihre Daten.
Die Realität sieht anders aus: 98 Millionen betroffene Nutzer und ein Millionen-Urteil sprechen eine klare Sprache. Parallel können Einzelkläger aus dem Inkognito-Fall weiter gegen Google vorgehen.
Der Druck auf Google und andere Tech-Konzerne wächst kontinuierlich. Ihr Geschäftsmodell basiert auf massenhafter Datensammlung – doch Gerichte und Regulierer ziehen die Zügel immer straffer an. Für Verbraucher könnte das endlich echte Kontrolle über ihre digitalen Spuren bedeuten.