Google und Visa: KI-Revolution im Kampf gegen Betrug
22.11.2025 - 18:00:11Die Tech-Industrie rüstet massiv auf: Google, Visa und Reality Defender haben in dieser Woche koordinierte Gegenmaßnahmen gegen eine neue Generation von KI-gestützten Betrugsmaschen vorgestellt. Der Anlass? Kriminelle setzen mittlerweile autonome KI-Systeme ein, die Betrugsfälle in industriellem Maßstab abwickeln – ganz ohne menschliches Zutun.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: In den letzten sechs Monaten explodierten die Erwähnungen von „KI-Agenten” im Darknet um 450 Prozent. Das zeigt der aktuelle Bedrohungsbericht von Visa, der am 20. November veröffentlicht wurde. Die Zahlungsplattform spricht von einer „Industrialisierung des Betrugs” – Kriminelle arbeiten längst nicht mehr als Einzeltäter, sondern wie professionelle Tech-Startups mit wiederverwendbarer Infrastruktur.
„Kriminelle operieren heute wie Unternehmen”, erklärt Paul Fabara, Chief Risk Officer bei Visa. „Sie bauen systematische Strukturen auf, die unsere konventionellen Abwehrmechanismen vor völlig neue Herausforderungen stellen.” Dazu kommt: Die Ransomware-Vorfälle im Zahlungsverkehr stiegen in der ersten Jahreshälfte 2025 um 41 Prozent.
Googles Antwort auf diese Bedrohung ist ebenso innovativ wie radikal: Der Konzern hat am 20. November in Neu-Delhi eine On-Device-Betrugserkennung für seine Pixel-Smartphones vorgestellt. Die Technologie analysiert Telefongespräche in Echtzeit – direkt auf dem Gerät, ohne dass Audio-Daten in die Cloud übertragen werden.
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Das System basiert auf Googles Gemini Nano-KI-Modell und schlägt Alarm, wenn typische Betrugsmerkmale auftauchen: Dringliche Geldforderungen, Abfragen sensibler Daten oder verdächtige Gesprächsmuster. Die Privatsphäre bleibt dabei gewahrt – nichts wird aufgezeichnet oder an externe Server gesendet.
„On-Device-Verteidigung verschafft uns einen entscheidenden Vorteil gegenüber Angreifern”, so Evan Kotsovinos, Googles Vizepräsident für Datenschutz und Sicherheit. Der Rollout startet zunächst für Pixel-9-Nutzer in Indien – einem Markt, den Google als „globales Testlabor für KI-Sicherheit” bezeichnet.
Zusätzlich warnt eine neue Funktion Nutzer, wenn sie während einer Bildschirmfreigabe Banking-Apps öffnen wollen – eine gängige Masche, mit der Betrüger Zugangsdaten abgreifen. Entwickelt wurde das Feature gemeinsam mit Google Pay, Paytm und Navi.
Deepfake-Abwehr für jedermann
Parallel dazu demokratisiert das Cybersecurity-Unternehmen Reality Defender den Zugang zu Deepfake-Erkennungstechnologie. Die am 19. November vorgestellte Real Suite richtet sich erstmals auch an kleinere Unternehmen, nicht nur an Konzerne und Behörden.
Kernstück ist RealScan: eine webbasierte Plattform, auf der Nutzer Video-, Audio- und Bilddateien per Drag-and-Drop hochladen und sofort auf Manipulationen prüfen lassen können. RealMeeting geht noch einen Schritt weiter: Das Plugin für Zoom und Microsoft Teams erkennt Deepfake-Imitationen während laufender Videokonferenzen – ein wachsendes Risiko für Remote-Teams.
„Mit unserer kostenlosen API haben wir Entwicklern die Macht gegeben, Deepfake-Erkennung zu integrieren. Jetzt erweitern wir diesen Schutz auf alle”, erklärt CEO Ben Colman.
Auch der Identitätsverifizierungs-Anbieter ID-Pal zog am 20. November nach: Das aufgerüstete ID-Detect-Tool wehrt nun gezielt „Präsentationsangriffe” ab – etwa durch KI-generierte Dokumente oder synthetische Identitäten.
Das KI-Wettrüsten erreicht eine neue Dimension
Was diese Woche deutlich wird: Die Cybersecurity-Branche wechselt von reaktivem Flickwerk zu proaktiver, KI-gestützter Verteidigung. Doch bleibt die Frage: Kann die Demokratisierung der Abwehr mit der Demokratisierung des Angriffs mithalten?
Visas Bericht legt nahe, dass Angreifer aktuell schneller sind. Sie setzen „agentische” KI ein – autonome Systeme, die Social Engineering im großen Stil automatisieren, ohne dass ein Mensch eingreifen muss. Die Hürden für hochentwickelte Cyberkriminalität sinken rapide.
Googles On-Device-Ansatz ist technisch beeindruckend: Durch die Verarbeitung auf dem Smartphone entfällt die Latenz, die Cloud-Lösungen oft ausbremst – und Betrügern Zeit verschafft. Doch der Haken? Die Funktion ist zunächst nur für Premium-Geräte wie das Pixel 9 verfügbar. Die Masse der Nutzer – oft die vulnerabelsten – bleibt vorerst ungeschützt.
Ausblick: Identität wird zum Echtzeitnachweis
2026 dürften „agentische” Abwehrsysteme zum Standard in der Unterhaltungselektronik werden. Google kündigte an, die Betrugs-Erkennung auf weitere Android-Geräte auszuweiten – einen konkreten Zeitplan nannte das Unternehmen aber noch nicht.
Im Finanzsektor rückt das Konzept der „Identitätsresilienz” in den Fokus. „Jeder mit Internetzugang kann heute ein Betrüger sein”, warnt Visas Michael Jabbara. Das bedeutet: Einfache Passwort-Authentifizierung reicht nicht mehr. Gefragt sind kontinuierliche, verhaltensbasierte Verifikationen, die zwischen menschlichen Nutzern und KI-Agenten unterscheiden können.
Mit den neuen Datenschutzregeln (DPDP), die in Märkten wie Indien nun greifen, wird der Druck auf datenschutzfreundliche On-Device-Lösungen weiter steigen. Die Frontlinien sind klar: Während Betrug industrialisiert wird, wird Sicherheit personalisiert, in Echtzeit und KI-getrieben.
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