Google: Neue KI-Waffen gegen Online-Betrug
15.10.2025 - 18:43:02Google stellt neues Sicherheitspaket mit erweitertem Phishing-Schutz, vereinfachter Kontowiederherstellung und Bildungsinitiativen vor, um Nutzer vor raffinierter werdenden Online-Betrügereien zu schützen.
Google verstärkt den Kampf gegen Cyberkriminelle mit einem umfassenden Sicherheitspaket. Der Tech-Konzern stellte heute neue Schutzfunktionen und Bildungsinitiativen vor, die Nutzer vor einer zunehmend raffinierteren Welle von Online-Betrügereien schützen sollen.
Die Offensive kommt zur rechten Zeit: Generative Künstliche Intelligenz macht betrügerische Aktivitäten wie Phishing und Identitätsdiebstahl überzeugender und schwerer erkennbar als je zuvor. Die neuen Tools setzen auf verstärkten Schutz in Googles Kernprodukten, robustere Kontowiederherstellungsoptionen und Nutzerschulung. Denn die Bedrohungslandschaft hat sich dramatisch gewandelt – traditionelle Warnsignale wie Grammatikfehler verschwinden, während Betrüger auf KI-gestützte Techniken wie Stimmenklonierung und Deepfakes setzen.
Fast 60 Prozent aller Menschen weltweit sind im vergangenen Jahr mit Betrugsversuchen konfrontiert worden, wie Google-Vertreter mitteilten. „Die Bedrohung durch Online-Betrug ist eine ständige Realität in unserer vernetzten Welt – und das Volumen der Betrügereien wächst stetig.“
Nachrichten-App wird zur digitalen Festung
Den Grundstein des Sicherheitspakets bilden neue Schutzfunktionen in Google Messages. Die Anwendung erhält eine erweiterte „Sicherere Links“-Funktion, die weltweit für alle Nutzer verfügbar ist. Das Tool warnt automatisch, wenn jemand auf einen verdächtigen oder schädlichen Link in einer Nachricht klickt.
Besonders clever: Um trotzdem zur potenziell gefährlichen Website zu gelangen, muss der Nutzer die Nachricht explizit als „kein Spam“ markieren. Diese zusätzliche Hürde kann versehentliche Besuche auf Phishing-Seiten verhindern.
Für private Gespräche führt Google den „Schlüssel-Verifizierer“ für Android 10 und höher ein. Diese Funktion schützt vor Identitätsdiebstahl und Man-in-the-Middle-Attacken, indem Nutzer die Identität ihrer Kontakte überprüfen können. Per QR-Code-Scan mit einem vertrauenswürdigen Kontakt erhalten sie zusätzliche Gewissheit, dass ihre Ende-zu-Ende-verschlüsselten Nachrichten privat bleiben und beim richtigen Empfänger ankommen.
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Konto-Rettung wird zum Kinderspiel
Kompromittierte Konten bereiten Millionen Nutzern Kopfzerbrechen. Google hat deshalb zwei neue Wiederherstellungstools entwickelt. Die erste Funktion „Wiederherstellungskontakte“ erlaubt es, vertrauenswürdige Freunde oder Familienmitglieder zu bestimmen, die beim Wiederzugang zum Google-Konto helfen können. Das bietet eine sichere Alternative, wenn traditionelle Methoden wie vergessene Passwörter oder verlorene Schlüsselgeräte versagen.
Die zweite Neuerung „Anmeldung mit Handynummer“ erleichtert die Einrichtung eines neuen Android-Geräts nach Verlust, Diebstahl oder Defekt des vorherigen. Nutzer können ihren Kontozugang allein mit ihrer Telefonnummer und dem Sperrbildschirm-Code ihres alten Geräts wiederherstellen – ohne Passwort. Google führt diese Funktion schrittweise weltweit ein.
Spielerisch gegen Betrüger lernen
Neben technischen Lösungen setzt Google stark auf Nutzerschulung. Das heute gestartete „Be Scam Ready Game“ versetzt Anwender in realistische Betrugsszenarios – in sicherer Umgebung. Basierend auf der Impfungstheorie werden Menschen echten Betrugstaktiken ausgesetzt, um kritisches Denken zu entwickeln und Betrug im echten Leben zu erkennen.
Für größere Reichweite schmiedet Google Partnerschaften mit der National Cybersecurity Alliance, dem National Elder Fraud Coordination Center und der American Association of Retired Persons. Sogar Einzelhändler wie Amazon und Walmart sind mit an Bord, um Ressourcen zu verteilen und persönliche Workshops anzubieten. Besonders gefährdete Gruppen wie junge und ältere Erwachsene stehen im Fokus.
KI-Wettrüsten erreicht neue Dimension
Googles Sicherheits-Offensive ist Teil eines branchenweiten Kampfes gegen KI-Missbrauch durch Kriminelle. Da KI-Tools immer zugänglicher werden, sinkt die Hürde für hochsophistizierte und personalisierte Betrügereien. Tech-Giganten müssen deshalb über traditionelle, signaturbasierte Erkennungsmethoden hinausgehen und dynamische, KI-gestützte Abwehr entwickeln.
Google nutzt bereits seit Jahren KI und große Sprachmodelle, um betrügerische Suchergebnisse herauszufiltern. Jüngste Verbesserungen steigerten die Fähigkeit, verdächtige Seiten zu erkennen, um das 20-Fache.
Besonders bemerkenswert: Die Einführung von Geräte-KI für Echtzeitanalysen in Funktionen wie der Betrugs-Erkennung in Google Messages markiert einen strategischen Wandel. Durch die lokale Datenverarbeitung auf dem Nutzergerät kann Google sofortige Warnungen aussprechen und gleichzeitig die Privatsphäre stärken – sensible Daten wie Gesprächsinhalte müssen nicht an Server gesendet werden.
Der Kampf geht weiter
Das Wettrüsten zwischen Sicherheitsplattformen und Betrügern ist endlos. Googles heutige Ankündigungen stellen nur die neueste Phase dar – weitere Schutzmaßnahmen sind bereits in Vorbereitung. Die Fähigkeiten von Gerätemodellen wie Gemini Nano sollen erweitert werden, um mehr Betrugsarten zu erkennen, etwa bei unbezahlten Mautgebühren oder Paketsendungen.
Während Betrüger ihre Taktiken verfeinern, können Verbraucher weitere KI-gestützte Sicherheitsfunktionen auf allen digitalen Plattformen erwarten. Der Fokus bleibt auf proaktiver Bedrohungserkennung in Echtzeit, die neuartige Betrügereien erkennt und blockiert, bevor sie ein breites Publikum erreichen.