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Google Messages: Verschlüsselung ja – aber nicht für alle

06.12.2025 - 22:31:12

Google führt sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für private Chats ein, während Arbeitgeber auf Firmenhandys die Nachrichtenüberwachung aktivieren können. Eine Spaltung der Privatsphäre.

Google rollt seit Samstag den MLS-Standard für sichere Android-iOS-Chats aus. Gleichzeitig können Arbeitgeber auf Firmengeräten nun die Verschlüsselung aushebeln. Eine gespaltene Entwicklung mit weitreichenden Folgen.

Die Messaging-Welt erlebt gerade einen Wendepunkt: Während Privatnutzer endlich auf sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zwischen Android und iPhone hoffen dürfen, wird diese für Firmenchats systematisch ausgehebelt. Google spielt beide Karten gleichzeitig – mit einem neuen Sicherheitsstandard für Verbraucher und einer Compliance-Funktion für Unternehmen.

Was bedeutet das konkret für Millionen Nutzer? Die grüne Blase zwischen iPhone und Android könnte bald Geschichte sein. Doch wer ein Firmenhandy nutzt, sollte jetzt genau hinsehen.

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MLS-Protokoll macht Schluss mit unsicheren Cross-Platform-Chats

Seit diesem Wochenende integriert Google Messages den Messaging Layer Security (MLS)-Standard als Teil des Universal Profile 3.0. Wie 9to5Google berichtet, können Nutzer die Aktivierung bereits in den Gesprächsdetails überprüfen – ein Wert von “1” unter “Verschlüsselungsprotokoll” bestätigt den neuen Standard.

Jahrelang klaffte eine Sicherheitslücke: Android-zu-Android-Chats waren verschlüsselt, iPhone-zu-iPhone ebenso. Doch sobald ein Android-Nutzer einem iPhone-Nutzer schrieb, fiel die Kommunikation auf das veraltete, unverschlüsselte SMS-System zurück. Jeder Mobilfunkanbieter konnte problemlos mitlesen.

MLS ändert diese Architektur grundlegend. Das Protokoll arbeitet effizienter als bisherige Standards und wurde speziell für plattformübergreifende Verschlüsselung entwickelt. Die technische Infrastruktur steht – jetzt fehlt nur noch Apple.

Der iPhone-Konzern hatte Ende 2024 zwar RCS-Basisunterstützung eingeführt, allerdings ohne Verschlüsselung. Für wann die Aktivierung von MLS geplant ist, bleibt vage: Apple spricht von “zukünftigen Software-Updates”.

Firmenchats unter Beobachtung: RCS-Archivierung startet

Während sich Consumer-Nutzer über mehr Privatsphäre freuen können, erleben Mitarbeiter mit Firmengeräten das Gegenteil. Mit der Funktion “RCS Archival” können Unternehmen auf vollständig verwalteten Pixel-Geräten die Verschlüsselung umgehen.

Die neue Funktion erlaubt Compliance-Diensten wie Smarsh oder CellTrust direkten Zugriff auf Nachrichten – und zwar nach der Entschlüsselung, aber vor der Anzeige. Damit werden Textnachrichten für Arbeitgeber transparent, selbst wenn technisch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung aktiviert ist.

Hintergrund sind strenge Dokumentationspflichten in regulierten Branchen. Finanzdienstleister unterliegen beispielsweise den SEC- und FINRA-Regelungen, das Gesundheitswesen muss HIPAA-Standards erfüllen. Die bisherige RCS-Verschlüsselung hatte eine Grauzone geschaffen: Unternehmen konnten ihrer gesetzlichen Archivierungspflicht nicht mehr nachkommen.

Wichtig: Die Archivierungsfunktion funktioniert ausschließlich auf vollständig vom Unternehmen verwalteten Geräten. Private Smartphones oder gemischte BYOD-Profile sind nicht betroffen. Dennoch gilt: Wer ein Firmenhandy nutzt, sollte sich bewusst sein, dass Privatsphäre hier eine Richtlinien-, keine technische Frage ist.

Neue Features für den Alltag

Neben den großen Verschlüsselungsthemen bringt das Dezember-Update konkrete Verbesserungen für die tägliche Nutzung:

@-Erwähnungen in Gruppenchats: Nutzer können jetzt gezielt einzelne Personen in RCS-Gruppenchats markieren – selbst wenn diese die Gruppe stummgeschaltet haben. Eine Funktion, die WhatsApp-Nutzer bereits kennen und schätzen.

Überarbeitete Link-Vorschauen: YouTube-Links und Webinhalte werden nun mit größeren, immersiveren Vorschaukarten angezeigt. Der Text-Snippet fällt dafür weg – eine designorientierte Entscheidung, die nicht bei allen gut ankommt.

Anti-Spoofing-Maßnahmen: Auf Druck singapurischer Behörden implementieren Google und Apple strengere Filter gegen gefälschte Absender. Nachrichten, die sich als Behörden ausgeben, werden künftig automatisch blockiert. Eine Maßnahme, die globale Standards setzen dürfte.

Zwei Welten, ein System

Die Entwicklungen zeigen eine klare Zweiteilung: Private Kommunikation wird mathematisch unknackbar, berufliche systematisch transparent.

“Die MLS-Integration ist ein technischer Triumph für Verbraucherdatenschutz”, erklärt ein Cybersecurity-Experte, der mit den GSMA-Standards vertraut ist. “Gleichzeitig ist die RCS-Archivierung ein Realitätscheck: Sie schafft eine klare Trennlinie zwischen privaten und beruflichen Chats.”

Für Unternehmen war die Archivierungsfunktion überfällig. Ohne sie blieben nur zwei Optionen: RCS komplett deaktivieren oder gegen Compliance-Vorgaben verstoßen. Googles Lösung erhält die technischen Vorteile von RCS – hochauflösende Medien, Tippanzeigen, Lesebestätigungen – und erfüllt gleichzeitig gesetzliche Dokumentationspflichten.

Der Ball liegt bei Apple

Mit der MLS-Unterstützung seit diesem Wochenende hat Google vorgelegt. Jetzt ist Apple am Zug.

Die RCS-Basisunterstützung in iOS 18 hatte Ende 2024 zwar die Medienqualität verbessert, die Nachrichten blieben aber für Mobilfunkanbieter und Sicherheitsbehörden lesbar. Apple hat öffentlich zugesagt, mit der GSMA an verschlüsselten Standards zu arbeiten – Googles MLS-Einführung signalisiert, dass die technischen Hürden fallen.

Branchenbeobachter erwarten erste Tests in iOS-Beta-Versionen Anfang 2026, mit einer breiten Auslieferung im Laufe des Jahres. Bis dahin bleibt die “grüne Blase” eine Mischung aus hochwertigen Medien und minderwertiger Sicherheit.

Für Android-Nutzer steht fest: Private Chats werden mit MLS sicherer. Wer allerdings ein Firmen-Pixel nutzt, sollte wissen: Diese Nachrichten sind Teil der permanenten Unternehmensakte.

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