Google, RCS-Archivierung

Google führt RCS-Archivierung ein: Verschlüsselung ja, Privatsphäre nein?

19.11.2025 - 19:10:12

Google hat diese Woche eine Funktion für Android vorgestellt, die verschlüsselte Nachrichten auf Firmenhandys überwachbar macht. Das neue Feature „Android RCS Archival” ermöglicht Unternehmen, sämtliche Mitarbeiter-Chats über Rich Communication Services (RCS) zu speichern und auszuwerten – selbst wenn diese Ende-zu-Ende-verschlüsselt sind. Was für Compliance-Beauftragte ein Durchbruch ist, dürfte bei Beschäftigten für Unbehagen sorgen.

Die am 18. November 2025 angekündigte Funktion startet zunächst auf Google Pixel-Smartphones und ausgewählten Android-Enterprise-Geräten. Sie richtet sich an regulierte Branchen wie Finanzwesen oder Behörden, die gesetzlich verpflichtet sind, alle geschäftlichen Kommunikationen zu protokollieren. Bislang machte die robuste Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von RCS – die Nachrichten ausschließlich für Sender und Empfänger lesbar macht – eine solche Archivierung unmöglich. Viele Firmen verboten ihren Mitarbeitern daher schlicht die Nutzung des modernen Messenger-Protokolls.

Doch wie kann man verschlüsselte Nachrichten archivieren, ohne die Verschlüsselung zu brechen? Googles Antwort: Man tut es direkt auf dem Gerät.

Die neue Lösung umgeht das Verschlüsselungsproblem elegant – und etwas unheimlich. Statt Nachrichten während der Übertragung abzufangen, greift die Archivierung direkt auf dem Smartphone zu. Aktiviert die IT-Abteilung das Feature, erhält eine Drittanbieter-App Zugriff auf sämtliche RCS-, SMS- und MMS-Nachrichten in der Google Messages App.

Das System protokolliert nicht nur gesendete und empfangene Nachrichten, sondern auch nachträgliche Bearbeitungen und Löschungen. Die gesammelten Daten landen dann bei der IT-Abteilung – für Compliance-Prüfungen und juristische Ermittlungen. Immerhin: Google verspricht eine „deutlich sichtbare Benachrichtigung”, wenn die Archivierung aktiv ist.

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Viele Android-Nutzer übersehen genau die Einstellungen, die Chats, Konten und persönliche Daten vor ungewollter Einsicht schützen – ein Problem, das mit RCS‑Archivierung auf Firmenhandys besonders akut wird. Das kostenlose Sicherheitspaket erklärt fünf leicht umsetzbare Maßnahmen, enthält Checklisten und zeigt Schritt für Schritt, welche Optionen Sie in Android und Messaging‑Apps setzen sollten. Ideal für Beschäftigte und Admins, die Privatsphäre praktikabel sichern wollen. Gratis-Ratgeber: 5 Schutzmaßnahmen für Ihr Android-Smartphone herunterladen

Zum Start kooperiert Google mit etablierten Compliance-Anbietern wie Celltrust, Smarsh und 3rd Eye. Weitere Partner sollen 2026 folgen.

Moderner Nachrichtendienst mit Überwachungsgarantie

Für Unternehmen löst die Funktion ein echtes Dilemma. RCS bietet gegenüber altbackenem SMS erhebliche Vorteile: Tippindikatoren, Lesebestätigungen, hochauflösende Medien. Doch bislang bedeutete die Nutzung von RCS für regulierte Firmen einen Verstoß gegen Aufbewahrungspflichten. „Das ist ein entscheidender Moment für konforme Kommunikation”, jubelte Kim Crawford Goodman, Chefin von Smarsh. „Regulierte Organisationen müssen nicht länger zwischen moderner Kommunikation und Compliance wählen.”

Aber was bedeutet das konkret für die Mitarbeiter? Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung während der Übertragung bleibt zwar intakt – das kleine Schloss-Symbol im Chat leuchtet weiter. Doch auf dem Gerät selbst ist jede Nachricht für den Arbeitgeber lesbar. Der Vorgesetzte kann theoretisch mitlesen, was der Mitarbeiter dem Kollegen oder der Partnerin schreibt.

Google betont, dass dies nur für „vollständig verwaltete” Firmengeräte gilt, nicht für private Handys mit Arbeitsprofil. Doch in der Praxis verschwimmen die Grenzen oft: Wer nutzt das Firmenhandy nicht auch mal privat? Die Gefahr ungewollter Überwachung privater Gespräche ist real.

Compliance gegen Privatsphäre – ein alter Konflikt verschärft sich

Die RCS-Archivierung verdeutlicht ein grundsätzliches Spannungsfeld: Moderne verschlüsselte Kommunikationswerkzeuge treffen auf jahrzehntealte Regulierungsvorschriften. Die Unfähigkeit, verschlüsselte Nachrichten zu protokollieren, war jahrelang das Haupthindernis für RCS in Unternehmen. Googles gerätebasierter Ansatz ist technisch raffiniert – und datenschutzrechtlich heikel.

Die Funktion reiht sich ein in Googles Bemühungen, Android-Messaging sicherer zu machen. Jüngste Updates brachten Features wie Key Verifier zum Schutz vor Betrügern und das schrittweise Ausrollen des Messaging Layer Security (MLS)-Protokolls für plattformübergreifende Verschlüsselung zwischen Android und iOS. Doch RCS Archival führt drastisch vor Augen: Auf einem Firmengerät hat am Ende immer der Arbeitgeber die Kontrolle.

Ausblick: Von Pixel zu allen?

Vorerst bleibt die Archivierungsfunktion auf Google Pixel und ausgewählte Android-Enterprise-Geräte beschränkt. Die Ankündigung deutet aber auf eine breitere Einführung hin, weitere Partner sollen 2026 folgen. Vermutlich wird Google die Kompatibilität schrittweise auf mehr Android-Hersteller ausweiten – ein Standard-Feature für Geschäftskunden.

Für Beschäftigte ist die Entwicklung eine eindringliche Mahnung: Wer ein Firmenhandy nutzt, sollte die Nutzungsrichtlinien genau kennen. Die angekündigte Benachrichtigungspflicht ist immerhin ein Fortschritt in Sachen Transparenz. Doch die Verantwortung bleibt beim Nutzer – zu wissen, wann die eigene Kommunikation protokolliert wird. Während Messaging-Technologie immer ausgefeilter wird, beobachtet die Branche gespannt, wie Unternehmen den schmalen Grat zwischen Innovation, Sicherheit und Privatsphäre meistern werden.

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