Google Deepmind: KI übernimmt die Browserbedienung
09.10.2025 - 20:23:02KI-Agenten übernehmen das Steuer
Künstliche Intelligenz wird vom passiven Assistenten zum aktiven Akteur. Diese Woche haben Technologiekonzerne eine neue Klasse von KI-Tools enthüllt, die eigenständig Software bedienen können – mit dem Versprechen beispielloser Produktivitätssteigerungen. Doch Sicherheitsforscher warnen heute vor einer neuen gefährlichen Angriffsfläche für Cyberattacken.
Die Entwicklungen der vergangenen 72 Stunden markieren einen Wendepunkt für die Integration von KI in den Alltag. Während Unternehmen KI tiefer in ihre Kernanwendungen einbetten, schafft genau diese Autonomie neue Schwachstellen.
Den wohl bedeutendsten Durchbruch lieferte Google DeepMind am Donnerstag. Das neue KI-Modell auf Basis des Gemini 2.5 Pro-Frameworks kann Webbrowser wie ein Mensch bedienen. Das „Computer Use“-System klickt, tippt und scrollt auf Webseiten – alles basierend auf einfachen Sprachbefehlen.
Ein Beispiel: Nutzer können die KI bitten, spezifische Informationen auf einer Website zu finden, zusammenzufassen und in ein Formular einzutragen – komplett ohne menschliches Eingreifen. Die sogenannte „agentische KI“ gilt als nächste große Evolution im Personal Computing.
Diese verbraucherorientierten Entwicklungen spiegeln Trends im Unternehmensbereich wider. IBM stellte diese Woche auf der TechXchange 2025 neue Funktionen für seine watsonx Orchestrate-Plattform vor, die komplexe Geschäftsprozesse durch mehrere vernetzte KI-Agenten abarbeiten kann.
Produktivität neu gedacht
Auch jenseits der Browser wird KI zum unverzichtbaren Mitarbeiter. Microsoft kündigte am Donnerstag neue Copilot-Funktionen für seinen OneDrive-Cloud-Speicher an. Ein schwebendes Symbol ermöglicht Nutzern mit Copilot-Abonnement, Dokumente sofort zusammenzufassen oder verschiedene Dateiversionen zu vergleichen – ohne sie zu öffnen.
Das folgt Microsofts breiterem Vorstoß: Der Konzern installiert die Microsoft 365 Copilot-Anwendung diesen Monat automatisch auf Windows-Geräten.
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Spezialisierte Tools ziehen nach. Plaud Inc. startete heute Plaud Intelligence 3.0, eine intelligente Notiz-App. Das Highlight: „Press to highlight“ erlaubt es Nutzern, wichtige Momente in aufgezeichneten Gesprächen zu markieren, damit die KI genauere Zusammenfassungen erstellt.
Neue Sicherheitslücken entstehen
Ausgerechnet jetzt warnt die Cybersicherheitsfirma SquareX vor kritischen Schwachstellen in den neuen „KI-Browsern“. Die heute veröffentlichte Forschung zeigt: Angreifer können diese Browser zu bösartigen Handlungen verleiten, da die KI-Agenten auf Aufgabenerledigung, nicht auf Sicherheitsbewusstsein trainiert sind.
In einem dokumentierten Fall wurde ein KI-Browser erfolgreich zu einem OAuth-Angriff verleitet – mit vollständigem Zugang zu E-Mails und Cloud-Speicher des Nutzers als Folge.
Überwachung nimmt zu
Die Sicherheitsbedenken verstärken sich durch neue KI-Überwachungstools. Verkada präsentierte diese Woche KI-gestützte Schulschutz-Systeme, die Bewegungen von Personen und Fahrzeugen auf einem Campus visuell rekonstruieren können.
Fujitsu und ARYA verkündeten am 8. Oktober eine Partnerschaft für Video- und Geodaten-KI, die verdächtiges Verhalten in öffentlichen Einrichtungen automatisch erkennt und lokalisiert.
Was das bedeutet
Diese Woche markiert einen klaren Wendepunkt. Die Branche bewegt sich aggressiv weg von der Neuheit der generativen KI hin zum praktischen Nutzen agentischer KI. Es geht nicht mehr nur um Inhaltsgenerierung, sondern um Handlungsausführung.
Doch die SquareX-Enthüllung zeigt: Je fähiger und autonomer KI wird, desto attraktiver wird sie auch für Angreifer. Die Schwachstellen liegen nicht in den KI-Modellen selbst, sondern in ihrer Interaktion mit der digitalen Welt.
Das kommende Jahr wird von einem heiklen Balanceakt geprägt sein: die enormen Produktivitätsgewinne agentischer KI zu erschließen und gleichzeitig die nötigen Schutzmaßnahmen zu entwickeln. Nutzervertrauen wird zum entscheidenden Schlachtfeld der Tech-Konzerne.