Excel wird zum KI-Agenten: Microsoft revolutioniert Tabellenkalkulation

BERLIN — Schluss mit statischen Tabellen: Microsoft verwandelt Excel in einen intelligenten Assistenten, der eigenständig denkt, recherchiert und komplexe Arbeitsabläufe ausführt. Was in der vergangenen Woche als Update für Early Adopter startete, könnte die Art und Weise grundlegend verändern, wie Millionen Menschen mit Daten arbeiten.

Die neuen KI-Funktionen gehen weit über bisherige Automatisierungen hinaus. Erstmals kann Excel eigenständig Daten aus dem Internet abrufen, mehrstufige Aufgaben planen und sogar zwischen verschiedenen KI-Modellen wählen. Für Analysten und Geschäftsanwender verspricht das: Stunden an manueller Arbeit fallen weg.

Das Herzstück des Updates ist der Agent Mode – eine Funktion, die Excel vom Rechenwerkzeug zum digitalen Kollegen macht. Seit dem 25. November steht sie Nutzern des „Frontier”-Programms für Windows zur Verfügung.

Anders als frühere Copilot-Versionen, die lediglich Fragen beantworteten, agiert der Agent Mode weitgehend selbstständig. Ein Beispiel: Statt mühsam Formeln zu schreiben, tippt man einfach „Erstelle einen monatlichen Budgetplaner und analysiere die Abweichungen zum vierten Quartal letztes Jahr” – und die Software generiert Tabellen, Formeln und Formatierungen in einem Durchgang.

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„Es geht nicht mehr nur ums Schreiben von Formeln, sondern ums Ausführen ganzer Workflows”, erklärt Microsoft in der offiziellen Mitteilung. Der Agent könne mehrstufige Aufgaben planen, umsetzen und überprüfen – Tätigkeiten, die bisher Menschen selbst verketten mussten.

Live-Daten aus dem Netz – direkt in die Zelle

Besonders praxisrelevant: Excel kann jetzt Webdaten direkt abrufen. Wer etwa fragt „Finde die BIP-Wachstumsraten der G20-Länder für 2024 und trage sie in die Spalten B bis E ein”, erhält innerhalb von Sekunden formatierte Daten – inklusive Quellenangaben.

Die Integration von Live-Recherche verwandelt Excel von einer Berechnungsmaschine in ein Recherche-Tool. Finanzmodelle oder Marktanalysen lassen sich künftig ohne Browser-Tab oder komplizierte API-Skripte erstellen. Excel wird zum Dashboard, das ständig aktualisiert bleibt.

Modellwahl: Claude als Alternative zu ChatGPT

In einem bemerkenswerten strategischen Schritt öffnet sich Microsoft erstmals für externe KI-Anbieter. Nutzer können jetzt zwischen OpenAIs GPT-Modellen und Anthropics Claude wechseln – je nachdem, welche Denkweise oder Erklärungstiefe sie bevorzugen.

Diese Flexibilität, bestätigt in Updates vom 18. und 25. November, markiert einen Kurswechsel: Unternehmen erhalten die Freiheit, KI-Modelle je nach Aufgabe zu kombinieren. Ein Signal, dass Microsoft auf die Nachfrage nach Vielfalt in der künstlichen Intelligenz reagiert.

Die =COPILOT()-Funktion: KI direkt in der Zelle

Power-User dürfen sich über eine neue Formel freuen: =COPILOT() bringt KI-Befehle direkt ins Tabellenblatt. Statt den Chat zu öffnen, tippt man beispielsweise =COPILOT("Fasse dieses Feedback zusammen", A2) – ideal für die Massenverarbeitung qualitativer Daten wie Kundenbewertungen oder Umfrageantworten.

Die Funktion hält Nutzer im Arbeitsfluss, ohne dass sie zwischen verschiedenen Interfaces wechseln müssen. Analysten können so hunderte Feedbacks automatisiert auswerten, ohne die Tabelle zu verlassen.

Modernisierte Werkzeuge für den Alltag

Neben dem Agent Mode hat Microsoft weitere Schwachstellen ausgemerzt:

„Daten abrufen” im neuen Design: Die oft genutzte Funktion zum Verbinden von SQL-Datenbanken, Webquellen oder anderen Arbeitsmappen erhielt eine visuelle Überarbeitung. Die neue Oberfläche vereinfacht Verbindungen und macht Datenherkunft transparenter.

Kommentar-Vorschau ohne Entsperren: Ein lange ersehntes Feature – Nutzer können Kommentare zu geschützten Dateien direkt aus E-Mail-Benachrichtigungen lesen, ohne das Dokument zu öffnen oder freizuschalten. Das spart Zeit bei sensiblen Finanzdokumenten.

Automatische Datenbereinigung: Excel erkennt jetzt inkonsistente Datumsformate oder Großschreibung und schlägt automatisch Korrekturen vor – eine Funktion, die besonders bei importierten Datensätzen nervt.

Was bedeutet das für deutsche Anwender?

Für Controlling, Finanzabteilungen und Datenanalysten könnte der Wandel erheblich sein. Aufgaben wie das Zusammenstellen von Marktdaten, das Bereinigen importierter Tabellen oder das Erstellen komplexer Auswertungen lassen sich künftig in natürlicher Sprache delegieren.

Allerdings: Der Agent Mode steht vorerst nur Windows-Nutzern im „Frontier”-Programm zur Verfügung. Mac-User müssen sich gedulden, ein konkreter Termin wurde nicht genannt. Die breite Ausrollung für alle Microsoft 365 Commercial-Abonnenten ist für Anfang 2026 geplant.

Ausblick: Vom Rechenwerkzeug zum denkenden Assistenten

Die Entwicklung zeigt einen klaren Trend: KI-Systeme sollen nicht nur chatten, sondern handeln. Excel entwickelt sich vom statischen Analysetool zum proaktiven Partner, der eigenständig recherchiert, Zusammenhänge erkennt und Lösungen vorschlägt.

„Die Fähigkeit, Live-Daten ohne Browser-Extension oder API-Skript direkt in strukturierte Tabellen zu ziehen, ist ein gewaltiger Sprung für Finanzmodellierung und Marktforschung”, urteilt ein Technik-Analyst in einer am Freitag veröffentlichten Analyse.

Die Botschaft aus Redmond zum Jahresende ist eindeutig: Die Zukunft der Tabellenkalkulation liegt nicht in besseren Formeln – sondern in intelligenteren Agenten, die mitdenken.

Schnelleinstieg für Early Adopter:
* Agent Mode aktivieren: Copilot-Symbol im Menüband anklicken, „Agent Mode” aus dem Dropdown wählen (nur Frontier-User)
* KI in der Zelle: =COPILOT( eintippen, um direkt in Zellen KI-Befehle zu nutzen
* Schneller Datenimport: Neue „Daten abrufen”-Schaltfläche erspart Navigation durch alte Menüs
* Automatische Bereinigung: Excel schlägt jetzt selbstständig Korrekturen bei inkonsistenten Formaten vor

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