Datenschutz, Nutzer

EU krempelt Datenschutz um: Was sich für Nutzer ändert

19.11.2025 - 12:35:12

Die EU-Kommission stellt ein umfassendes Digitalgesetz vor, das KI-Training erleichtert, Transparenz erhöht und Verbraucherrechte stärkt. Das Paket harmonisiert bestehende Regelungen wie DSGVO und Data Act.

Die Europäische Kommission stellt heute ein umfassendes Gesetzespaket vor, das die digitale Regulierung grundlegend überarbeitet. Der sogenannte “Digital-Omnibus” soll bestehende Gesetze wie DSGVO und Data Act harmonisieren und die Bürokratie abbauen. Mitgliedsstaaten und Unternehmen hatten zuvor massiven Druck ausgeübt – die aktuellen Vorschriften seien zu komplex und würden Innovation bremsen.

Für Verbraucher beginnt damit eine neue Ära der Datennutzung. Doch was bedeutet das konkret?

KI-Training wird einfacher – auf Kosten der Kontrolle?

Die Reform lockert die strengen Regeln für das Training von KI-Systemen erheblich. Tech-Konzerne dürfen künftig personenbezogene Daten auf Basis eines “berechtigten Interesses” nutzen – ohne explizite Einwilligung der Nutzer. Diese Änderung könnte die bisherige Rechtslage auf den Kopf stellen.

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Im Gegenzug verschärft Brüssel die Transparenzpflichten. Unternehmen müssen offenlegen, wenn Algorithmen über Bewerbungen oder Kredite entscheiden. Der EU Data Act und der AI Act sollen Nutzern mehr Kontrolle über ihre Daten geben, besonders bei vernetzten Produkten und Cloud-Diensten.

Doch reicht das aus? Kritiker bezweifeln, dass die neuen Transparenzregeln den Verlust an Kontrolle wirklich ausgleichen können.

Soziale Netzwerke unter Druck

Facebook, Instagram und TikTok stehen bereits unter strenger Beobachtung. Der seit 2024 vollständig durchgesetzte Digital Services Act (DSA) zeigt Wirkung: Vorläufige Ermittlungen der EU-Kommission deuten auf schwere Verstöße hin.

Die Vorwürfe wiegen schwer:

  • Mangelnde Transparenz bei der Datennutzung
  • Erschwerte Meldung illegaler Inhalte
  • Unzureichender Schutz Minderjähriger vor personalisierter Werbung

Alle Plattformen mit über 45 Millionen monatlichen Nutzern in der EU müssen ihre Algorithmen offenlegen und härter gegen Falschinformationen vorgehen. Hohe Strafen drohen – und die Tech-Giganten wissen das.

Datenlecks bleiben die größte Gefahr

Trotz verschärfter Gesetze bleibt die Bedrohung durch Cyberkriminalität real. Das massive Facebook-Datenleck von 2021, bei dem Daten von über 500 Millionen Nutzern gestohlen wurden, hat Konsequenzen: Der Verbraucherzentrale Bundesverband führt eine Sammelklage an.

Betroffene können Schadensersatz für den Kontrollverlust fordern – der Bundesgerichtshof stützt diese Forderung. Ein Präzedenzfall, der zeigt: Datenschutz ist nicht nur eine regulatorische Frage, sondern wird zunehmend juristisch durchgesetzt.

Apple und Google rüsten ihre Betriebssysteme derweil mit neuen Schutzfunktionen auf. On-Device AI verarbeitet Daten lokal auf dem Gerät statt in der Cloud. Das Datenschutz-Dashboard und Google Play Protect geben Nutzern mehr Kontrolle über App-Berechtigungen.

Digitale Souveränität – ein frommer Wunsch?

Europa versucht, Innovation und Grundrechtsschutz unter einen Hut zu bringen. Der “Digital-Omnibus” soll die als innovationsfeindlich kritisierte DSGVO-Bürokratie abbauen, ohne die Schutzmechanismen zu opfern. Ein Balanceakt.

Doch die Abhängigkeit von US-Tech-Giganten bleibt bestehen. Googles milliardenschwere Investitionen in deutsche Rechenzentren zementieren diese Realität. Politiker sprechen von “digitaler Souveränität” – die Praxis sieht anders aus.

Kann Europa überhaupt eine eigene digitale Infrastruktur aufbauen? Oder bleibt es beim Regulieren ausländischer Konzerne?

Was 2025 auf uns zukommt

Eine Welle regulatorischer Änderungen rollt heran. Unternehmen müssen erweiterte Nachweispflichten erfüllen, besonders beim KI-Einsatz. Die ersten KI-Verbote – etwa für Social Scoring – treten Anfang 2025 in Kraft.

Verbraucher erhalten mehr Rechte und Kontrollmöglichkeiten. Die geplante Einwilligungsverordnung könnte Cookie-Banner zentral verwalten und den Alltag vereinfachen. Doch die wachsende Komplexität der digitalen Welt erfordert mehr Bewusstsein für die eigenen Daten.

Der Erfolg der europäischen Digitalstrategie hängt davon ab, ob sie Innovation ermöglicht und gleichzeitig die Privatsphäre wirksam schützt. Die kommenden Monate werden zeigen, ob dieser Spagat gelingt.

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