Digitaler, Stress

Digitaler Stress: Jeder dritte Arbeitnehmer immer erreichbar

09.11.2025 - 17:22:11

Wenn das Smartphone nie Pause macht

Die Digitalisierung zeigt ihre dunkle Seite. Eine aktuelle Studie von Protime und YouGov belegt: 35 % der deutschen Beschäftigten fühlen sich ständig erreichbar. Die Folge? Mehr als die Hälfte dieser Gruppe zeigt manifeste Burnout-Symptome. Was als flexible Arbeitswelt gefeiert wurde, entpuppt sich zunehmend als Belastungsprobe für die mentale Gesundheit.

Experten schlagen Alarm: Die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben verschwimmen dramatisch. Feierabend und Wochenende bieten keine verlässlichen Erholungsphasen mehr. Die Frage ist nicht mehr, ob ein Umdenken nötig ist – sondern wie schnell es kommen muss.

Technische Probleme und ständige Software-Updates belasten laut YouGov-Umfrage rund die Hälfte aller Befragten. Ein Viertel der Arbeitnehmer fühlt sich bei der Einführung neuer digitaler Tools unzureichend geschult. Das Ergebnis: eine Kultur der permanenten Verfügbarkeit, die nicht nur die Psyche angreift, sondern langfristig auch die Produktivität untergräbt.

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Die Digitalisierung wurde als Wegbereiter für mehr Flexibilität gefeiert. Heute zeigt sich: Die Rechnung ging nicht auf. Die permanente Erreichbarkeit wird zur Falle, aus der viele Beschäftigte keinen Ausweg mehr sehen.

Unternehmen reagieren – aus Fürsorge oder Kalkül?

Immerhin: 95 % der deutschen CEOs haben psychische Gesundheit auf ihre Agenda gesetzt. Das ergab eine Studie der Meditationsapp Headspace. Die Maßnahmen reichen von anonymen Coaching-Angeboten bis zu speziellen Führungskräfte-Schulungen.

Konkrete Beispiele:

  • Das Outdoor-Unternehmen Vaude bietet anonyme Coaching-Programme
  • SAP schult Führungskräfte mit dem “Are you ok?”-Programm zur Früherkennung psychischer Belastungen

Doch sind diese Initiativen wirklich Ausdruck von Fürsorgepflicht? Oder vielmehr ein strategischer Schachzug im Kampf um qualifizierte Fachkräfte? Wahrscheinlich beides. Unternehmen, die eine gesunde Arbeitskultur fördern, verschaffen sich einen Wettbewerbsvorteil in einem angespannten Arbeitsmarkt.

Politik gefordert: Recht auf Abschalten?

Während Unternehmen experimentieren, wächst der politische Druck. Gewerkschaften und Arbeitspsychologen fordern ein gesetzlich verankertes “Recht auf Abschalten” – wie es in einigen europäischen Nachbarländern bereits existiert. Ein solches Gesetz würde Arbeitgebern verbieten, Mitarbeiter außerhalb vereinbarter Arbeitszeiten zu kontaktieren.

Die Debatte um eine Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes verschärft die Lage zusätzlich. Soll die tägliche Höchstarbeitszeit durch eine wöchentliche Obergrenze ersetzt werden? Kritiker warnen vor einer weiteren Aushöhlung der Arbeitnehmerrechte. Die zentrale Frage bleibt: Wie lässt sich notwendige Flexibilität mit dem Schutz der Gesundheit vereinbaren?

Burnout kostet Milliarden

Psychische Erkrankungen sind bereits heute die zweitwichtigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit in Deutschland. Die volkswirtschaftlichen Kosten sind enorm. Arbeitspsychologin Nora Dietrich beobachtet zwar in unsicheren Zeiten einen Rückschwung zu autoritäreren Führungsstilen – ist aber überzeugt, dass die Megatrends Gesundheit und menschenzentrierte Arbeitsgestaltung langfristig bleiben werden.

Der Fokus verschiebt sich weg von reiner Präsenzkultur. Ergebnisorientiertes Arbeiten und Employee Wellbeing rücken in den Mittelpunkt. Doch dieser kulturelle Wandel braucht Zeit – und die läuft den Betroffenen davon.

KI: Fluch oder Segen für die Work-Life-Balance?

Die Integration von Künstlicher Intelligenz wird die Debatte weiter befeuern. KI kann repetitive Aufgaben übernehmen und Freiräume für kreative Tätigkeiten schaffen. Gleichzeitig droht eine weitere Verdichtung und Überwachung der Arbeit.

Erfolgreich werden jene sein, die Technologie als Werkzeug zur Verbesserung des Arbeitslebens nutzen. Die Erkenntnis setzt sich durch: Nachhaltige Leistung ist nur auf Basis von Gesundheit und ausgewogener Lebensführung möglich. Die kommenden Monate werden zeigen, ob Politik und Wirtschaft diese Lektion rechtzeitig lernen.

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