Kommunen, Gewerbeflächen

Deutsche Kommunen kämpfen um Gewerbeflächen der Zukunft

15.11.2025 - 11:41:12

Die Wirtschaftsausschüsse deutscher Städte und Gemeinden haben die strategische Neuausrichtung ihrer Gewerbegebiete zur Priorität erklärt. Von der Nordsee bis Bayern zeichnet sich ein klarer Trend ab: Kommunen überarbeiten ihre Gewerbeparks grundlegend, um im verschärften Wettbewerb um Hightech-Produktion, Logistikzentren und nachhaltige Industrien bestehen zu können. Die bloße Verwaltung vorhandener Flächen reicht längst nicht mehr.

Was treibt diesen Umbruch? Steigende Anforderungen an nachhaltige Infrastruktur, akuter Mangel an großzügigen Entwicklungsflächen und der Druck, lokale Arbeitsplätze zu sichern. Aktuelle Entwicklungen in Bedburg-Hau, Owen und Bad Dürrenberg zeigen exemplarisch, wie unterschiedlich die Herausforderungen ausfallen – und welche Lösungsansätze die Kommunen verfolgen.

Am 20. November 2025 will der Ausschuss für Bau, Umwelt und Gemeindeentwicklung in Bedburg-Hau drei städtebauliche Entwürfe für das neue Gewerbegebiet “Querallee” prüfen. Im Fokus: die rechtliche Grundlage für die Erweiterung eines großen Gartencenters und die Ansiedlung weiterer Unternehmen. Die Vorlage gleich dreier Planungsvarianten zeigt, wie akribisch die Gemeinde vorgeht, um langfristigen Erfolg zu sichern.

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Ähnlich gründlich verfährt Owen bei “Owen West I”, einem Mischgebiet mit Gewerbeflächen, Supermarkt und Wohnbebauung. Das Ergebnis der jüngsten Ratsberatungen? Eine Lärmschutzwand wird Pflicht. Grund sind Immissionen bestehender Betriebe – ein Detail, das über die Realisierbarkeit des gesamten Projekts entscheidet. Können Kommunen solche Hürden schon in der Frühphase identifizieren und lösen, steigen die Chancen auf erfolgreiche Ansiedlungen erheblich.

Bad Dürrenberg: Wenn Investoren anklopfen, aber die Flächen fehlen

Die Stadt Bad Dürrenberg steht vor einem besonders frustrierenden Problem: Hohes Investoreninteresse trifft auf leere Flächenreserven. Die Kommune besitzt lediglich zwei Grundstücke mit zusammen knapp über 18.000 Quadratmetern. Typische Anfragen bewegen sich jedoch zwischen 45.000 und 80.000 Quadratmetern. Welche Folgen hat das? Die Stadt muss potenzielle Großinvestitionen ablehnen und hat sich einer regionalen Vermarktungskooperation angeschlossen, um wenigstens ihre Sichtbarkeit zu erhöhen.

Ein klassisches Henne-Ei-Problem: Ohne verfügbare Flächen keine Investoren, ohne Investoren keine Steuereinnahmen für den Flächenerwerb. Bad Dürrenberg demonstriert eindrücklich, warum strategische Landreserven über die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit einer Kommune entscheiden können.

Stadthagen zeigt: Anpassung zahlt sich aus

Ganz anders präsentiert sich die Lage in Stadthagen. Hier ermöglichte eine Änderung des Bebauungsplans für das Industriegebiet “Hülseaue” die Expansion des alteingesessenen Unternehmens Schweerbau GmbH & Co. KG. Die Stadt passte die Straßenführung an und optimierte den Grundstückszuschnitt – kleine Eingriffe mit großer Wirkung.

Das Beispiel belegt: Die Modernisierung bestehender Infrastruktur kann genauso wichtig sein wie die Erschließung neuer Flächen. Wer flexible Strukturen schafft, kann vorhandenes Potenzial aktivieren, ohne auf die Erschließung neuer Areale warten zu müssen.

Lingen feiert 20-Millionen-Investition in Nachhaltigkeit

Den vorläufigen Höhepunkt dieser Entwicklungen markiert Lingen. Am 14. November 2025 feierten Stadtspitze und CWS Workwear das Richtfest für eine neue Produktionsanlage im Gewerbepark “Pöttkerdiek”. Investitionssumme: 20 Millionen Euro. Bürgermeister Dieter Krone würdigte das Projekt als Investition in “Nachhaltigkeit, Effizienz und Zukunftstechnologien” – genau die Vision, die Lingen für sich selbst formuliert hat.

Die technischen Details unterstreichen den Anspruch: hochautomatisierte Fertigung, nachhaltiges Gebäudedesign und prognostizierte CO₂-Einsparungen von fast 44 Prozent jährlich. Was bedeutet das für andere Kommunen? Wer über verfügbare, erschlossene Flächen und eine klare wirtschaftliche Strategie verfügt, kann im Wettbewerb um zukunftsorientierte Investitionen punkten.

Vom Verwalter zum strategischen Akteur

Die bundesweiten Aktivitäten signalisieren einen Paradigmenwechsel: Wirtschaftsausschüsse verstehen sich nicht mehr als passive Verwalter ausgewiesener Flächen, sondern als aktive Strategen in einem kompetitiven Umfeld. Die Treiber sind vielfältig – hochwertige lokale Arbeitsplätze, wachsende Steuereinnahmen, technologischer und ökologischer Wandel.

Owen und Stadthagen zeigen, dass moderne Gewerbeentwicklung erhebliche Investitionen in Begleitinfrastruktur erfordert: Lärmschutzwände, umgestaltete Straßennetze, digitale Anbindung. Bad Dürrenberg mahnt zur Vorsicht bei der Flächenbevorratung. Lingen wiederum demonstriert, was möglich wird, wenn kommunale Vision und unternehmerische Ziele übereinstimmen.

Ausblick: Grüne Technologien und Mischnutzung

Die intensive strategische Überprüfung kommunaler Gewerbeparks dürfte sich in den kommenden Jahren noch verstärken. Wirtschafts- und Planungsausschüsse werden voraussichtlich mehr Ressourcen in die Prüfung bestehender Flächen auf Modernisierungspotenzial investieren und gezielt neue Areale für nachhaltige Entwicklung identifizieren.

Zentrale Zukunftsthemen? Integration grüner Technologien, Schaffung von Mischgebieten, die Gewerbe und Wohnen verbinden, sowie der Aufbau robuster digitaler und physischer Infrastruktur für Industrien der nächsten Generation. Für Bedburg-Hau wird die kommende Entwurfsprüfung richtungsweisend für die wirtschaftliche Entwicklung der nächsten Jahre. Die zentrale Aufgabe für alle kommunalen Entscheider bleibt dieselbe: Die Balance zwischen den unmittelbaren Bedürfnissen ansässiger Unternehmen und einer langfristigen Vision für wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu finden.

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