Frankfurt-News, Wochenausblick

Der DAX startet mit Aufschlägen in die neue Börsenwoche.

14.04.2025 - 10:54:17

Börse Frankfurt-News: Wochenausblick: Wendepunkt erreicht?

Trotz der angelaufenen US-Bilanzsaison dürften der schwelende Zollkonflikt und die Reaktionen der Notenbanken, die klar dominierenden Themen sein.

14. April 2025. Die ungewöhnlich turbulente und volatile Vorwoche endete beim DAX nach sehr schwachem Start letztlich mit einem überschaubaren Minus von 1,3 Prozent. Der Stoxx Europe 600 verlor 1,9 Prozent an Wert. Die Aufholjagd der europäischen Börsen war auch dem Comeback der US-Märkte zu verdanken. Die großen Indizes S&P 500 und Nasdaq 100 konnten auf Wochensicht 5,7 Prozent bzw. 7,4 Prozent zulegen. Auslöser dieses Aufschwungs war die von US-Präsident Donald Trump zur Wochenmitte überraschend verkündete "Zoll-Pause" (mit Ausnahme von China).

Umkehrtag als Hoffnungsschimmer

Der deutliche Kursanstieg im Anschluss war gleich aus mehreren Gründen bemerkenswert. Nach Berechnung der LBBW legte der Nasdaq 100 in seiner Geschichte nur zweimal noch stärker zu als am Mittwoch "nach Trumps Rolle rückwärts". Die Redakteure von "Wellenreiter Invest" verweisen zudem auf das an diesem Tag "extreme Aufwärtsvolumen von 98,6 Prozent" am US-Markt. Das bedeutet, dass fast 99 Prozent des gehandelten Volumens auf Aktien entfielen, deren Kurse gestiegen sind. Solche Aufwärtstage sind ungewöhnlich rar und werden von den Experten mit Blick auf die Historie als "Pluspunkt für das Aktienmarktverhalten" gewertet.

Weil zudem die Saisonalität für eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung spreche, gehen die Börsenbriefschreiber "weiterhin davon aus, dass am Mittwoch ein wichtiges Tief gesetzt worden ist". Die Kollegen vom "Index-Radar" weisen ebenfalls darauf hin, dass solche Umkehrtage "häufig bedeutende Wendepunkte markieren". In Kombination mit den während der gesamten Woche leicht gestiegenen Tagestiefs der US-Indizes sei dies ein "wichtiges Signal für eine mögliche Bodenbildung". Allerdings stehe der im März unterschrittene 200-Tage-Durchschnitt einem nachhaltigen Aufschwung als "nächste technische Hürde" noch im Weg.

Stimmungs-Indikator im Fokus

Die Analysten der DWS blicken im aktuellen Umfeld auf die Stimmung an den Aktienmärkten. Der den Quotienten aus Bewertung und Volatilität darstellende "Panik-Euphorie-Indikator" ist beim S&P 500 nach Berechnung der Analysten mittlerweile "tief in Panik-Territorium" angekommen, nachdem er noch im Februar im Euphorie-Bereich stand. In den vergangenen Jahren kam es bei ähnlich tiefen Ständen des Indikators in vier von fünf Fällen zu einer Aufwärtsbewegung an den Märkten. Das Jahr 2022 lehre aber, dass man sich nicht blind auf eine Erholung verlassen sollte: "Den ersten Ausflug in den Panik-Bereich machte unser Indikator im März des Jahres, seinen Boden fand der Markt aber erst nach weiteren 15 Prozent Rückgang".

Analysten rechnen mit Jahresendrally

Hoffnung verbreiten die Strategen der DZ Bank, zumindest mittelfristig. Bis in den Sommer hinein dürfte die Unsicherheit weiter das Geschehen dominieren und für eine volatile Seitwärtsbewegung im Bereich der aktuellen Niveaus sorgen. Im späteren Verlauf der zweiten Jahreshälfte sollte in der Wahrnehmung der Marktteilnehmer dann wieder Platz für andere Einflussfaktoren wie die für Anfang 2026 vorgesehenen Steuersenkungen in den USA sowie die "ersten zarten Effekte" der staatlichen Ausgabenprogramme für Verteidigung und Infrastruktur in Europa sein. "Diese dürften den Boden für eine Jahresendrally und nachhaltig bessere Zeiten an den Aktienmärkten in Europa und den USA bereiten".

Konkret rechnet die DZ Bank beim DAX und dem Euro Stoxx 50 zum Jahresende 2025 mit Ständen von 23.000 bzw. 5.400 Punkten. Bis Mitte 2026 bestehe sogar Aufwärtspotenzial bis hin zu neuen Rekordständen im Bereich von 25.000 bzw. 5.900 Zählern. Auch für den S&P 500 zeigen sich die Analysten mit einem Jahresendziel von 5.700 Punkten und einem Anstieg bis auf 6.300 Zähler im Verlauf der ersten Jahreshälfte 2026 sehr zuversichtlich.

US-Anleihen und US-Dollar unter Druck

Im Blick haben sollten Anlegerinnen und Anleger aktuell neben Aktien vor allem die Entwicklung an den Anleihe- und Devisenmärkten. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen ist nach einer Verkaufswelle in der Vorwoche deutlich auf 4,50 Prozent gestiegen, der US-Dollar-Index gleichzeitig ungewöhnlich stark gefallen. "Anleger fliehen aus dem Dollar und den US-Staatsanleihen, weil das Vertrauen in die USA verloren geht", heißt es unisono am Markt. "Trumps Sprunghaftigkeit ist reinstes Gift für die Wirtschaft", erklären zum Beispiel die LBBW-Strategen mit Blick auf die dadurch fehlende Planungssicherheit für Unternehmen und Investoren. Selbst eine mögliche Herabstufung des Triple-A-Ratings der USA wird von Analystenseite aus bereits diskutiert.

Die Zukunft ist ungewisser denn je

Währenddessen nimmt die gerade begonnene US-Berichtssaison zum ersten Quartal des laufenden Jahres in dieser Woche weiter Fahrt auf. Spannend ist dabei vor allem der Blick in die Zukunft, wobei Prognosen hier nach Ansicht der LBBW angesichts der Sprunghaftigkeit Trumps bestenfalls bedingt möglich sind. "Zu hoch erscheint derzeit schließlich die Unsicherheit, was der kommende Monat, die nächste Woche, oder sogar der morgige Tag bringen wird".

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche

Montag, 14. April

keine bedeutenden börsenrelevanten Wirtschaftsdaten

Dienstag, 15. April

11.00 Uhr. Deutschland: ZEW-Index. Nachdem die deutschen Fiskalpakete die Konjunkturerwartungen im März noch nach oben katapultiert hatten, fürchtet die Deka für den Folgemonat einen Einbruch. Allein die Börsenturbulenzen würden schon auf der Stimmung der Finanzmarktanalysten lasten. Auch wenn der Konjunktur kein ebenbürtiger Einbruch drohe, dürfte das dritte Rezessionsjahr in Deutschland nach Meinung der Strategen wohl ausgemachte Sache sein.

Mittwoch, 16. April

04:00 Uhr. China: BIP. Die Volkswirte der Deka erwarten, dass das Bruttoinlandsprodukt der ordentlich in das Jahr gestarteten chinesischen Wirtschaft im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 5,2 Prozent zugelegt hat. Die massiven Zollanhebungen der USA, in die 2024 knapp 15 Prozent des chinesischen Exporte gegangen sind, dürften jedoch ab April die chinesische Industrie schwer belasten.

14:30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze. Die US-?-konomen der Deutschen Bank erwarten, dass die Einzelhandelsumsätze im März um 2,0 Prozent und damit stärker als im Februar (+0,2 Prozent) gestiegen sind. Der Konsens rechnet nur mit einem Plus von 1,4 Prozent.

Donnerstag, 17. April

14.15 Uhr. Eurozone: EZB-Zinsentscheid. Nach Ansicht der Deutschen Bank werden die jetzt anstehenden Entscheidungen der Zentralbanken Aufschluss darüber geben, wie die politischen Entscheidungsträger die Auswirkungen und Risiken der jüngsten Ereignisse auf ihre Volkswirtschaften einschätzen. Die Kollegen der Deka rechnen nach den Zollankündigungen der USA und den dadurch zunehmenden konjunkturellen Abwärtsrisiken mit einem erneuten Zinsschritt nach unten.

Freitag, 18. April

Karfreitag - Börsen geschlossen

Von Thomas Koch © 14. April 2025, Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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