Demenz, Kommune

Demenz: Kommune wird zum Gesundheitsakteur

23.11.2025 - 10:21:11

Sachsen-Anhalt stellt seine erste Demenzstrategie vor. Bayern meldet Rekorde bei Früherkennung im ländlichen Raum. Die Botschaft: Kognitive Gesundheit wird zur kommunalen Aufgabe.

Die Versorgung von Menschen mit Demenz wandelt sich radikal. Weg von rein klinischen Ansätzen, hin zur Verantwortung direkt vor Ort. Am Freitag präsentierte das Sozialministerium Sachsen-Anhalt im Stadthaus Halle erstmals eine umfassende Landesdemenzstrategie. Zeitgleich lieferte das digitale Demenzregister Bayern neue Daten, die belegen: Niederschwellige Angebote in Städten und Gemeinden funktionieren.

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Für Kommunalpolitiker und Gesundheitsplaner markiert dies eine Zäsur. Kognitive Gesundheit ist endgültig Teil der kommunalen Daseinsvorsorge geworden.

Rund 56.000 Menschen leben in Sachsen-Anhalt mit Demenz – bundesweit die höchste Dichte. Die Zahl könnte sich bis 2060 verdoppeln. Sozialministerin Petra Grimm-Benne stellte deshalb die neue Landesdemenzstrategie vor. Das Papier entstand unter Beteiligung von rund 700 Akteuren aus Kommunen, Wissenschaft und Pflege.

Kern der Strategie: Demenz ist kein rein medizinisches Problem. Das Land fokussiert auf den Sozialraum. Das Landeskompetenzzentrum Demenz an der Universitätsmedizin Halle betont die Notwendigkeit lokaler Netzwerke.

Für Bürgermeister und Landräte bedeutet dies konkret: Die Förderung “demenzsensibler Kommunen” entwickelt sich von einer freiwilligen Leistung zu einem strukturierten Handlungsfeld. Ziel ist der Verbleib Betroffener im eigenen Zuhause – durch Nachbarschaftshilfe, geschultes Personal im Einzelhandel und barrierefreie öffentliche Räume.

Bayern beweist: Früherkennung funktioniert lokal

Dass kommunale Angebote tatsächlich von der Bevölkerung genutzt werden, belegen die Zahlen aus Bayern. Das Projekt digiDEM Bayern meldete einen Rekord: An 62 Screening-Tagen ließen sich rund 1.500 Bürger testen.

Besonders bemerkenswert: Über 80 Prozent dieser Screening-Tage fanden im ländlichen Raum statt. Prof. Dr. Peter Kolominsky-Rabas, Projektleiter von digiDEM Bayern an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, wertet dies als vollen Erfolg der Dezentralisierung.

Die Daten zeigen: Bürger scheuen die Hemmschwelle vor einer klinischen Diagnose. Aber niederschwellige Angebote im Rathaus oder Gemeindezentrum nehmen sie gerne wahr. Bei 23 Prozent der Getesteten wurde ein abklärungsbedürftiges Ergebnis festgestellt. Ohne das kommunale Angebot wären diese Fälle erst deutlich später aufgefallen – oft erst in einer Krise.

Die Kommune fungiert hier als Frühwarnsystem und entlastet Kliniken.

Inklusion als Standortvorteil

Die aktuellen Entwicklungen verdeutlichen einen Paradigmenwechsel. Inklusion bei kognitiven Einschränkungen ist längst kein “Wohlfühlthema” mehr, sondern ein harter Standortfaktor.

Kommunen, die proaktiv Strukturen für kognitiv eingeschränkte Menschen schaffen, entlasten pflegende Angehörige. Das hält diese dem lokalen Arbeitsmarkt verfügbar. Experten werten die Strategie aus Halle und die Daten aus Erlangen als Signal: Der “Dementia Care Management”-Ansatz geht in die Breite.

Programme wie der Bundesteilhabepreis, der aktuell für 2026 ausgeschrieben ist, motivieren Kommunen finanziell und prestige-trächtig. Die Bewerbungsphase läuft seit Anfang November und endet im Februar 2026. Das erhöht den Druck auf Verwaltungschefs, jetzt Konzepte vorzulegen.

Berlin wird zum nächsten Hotspot

Der Fokus auf kognitive Gesundheit verschärft sich in den kommenden Tagen weiter. Ab Mittwoch blickt die Fachwelt nach Berlin. Dort beginnt der DGPPN Kongress 2025 im CityCube – Europas größter Kongress für psychische Gesundheit.

Unter dem Leitthema “Der Mensch im Mittelpunkt: regionale, personenzentrierte Versorgung” diskutieren Tausende Experten, wie die in Sachsen-Anhalt und Bayern angestoßenen Konzepte bundesweit skaliert werden können. Es ist zu erwarten, dass die Forderungen nach stärkerer finanzieller Ausstattung der Kommunen laut werden.

Für Entscheidungsträger in den Rathäusern heißt das: Kognitive Gesundheit wird die Budgetdebatten 2026 maßgeblich mitbestimmen.

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