Cybersicherheit, Datenleaks

Cybersicherheit: Neue Datenleaks verstärken Passwort-Debatte

29.09.2025 - 18:01:01

Nach schweren Datenschutzvorfällen setzt die Tech-Branche auf passwortlose Authentifizierung. Microsoft führt verpflichtende Zwei-Faktor-Authentifizierung ein, während biometrische Verfahren an Bedeutung gewinnen.

Nach verheerenden Datenschutzvorfällen dieses Monats schlagen Sicherheitsexperten Alarm: Starke Passwörter und Zwei-Faktor-Authentifizierung sind wichtiger denn je. Doch die Branche bereitet bereits den Abschied vom klassischen Passwort vor.

Die jüngsten Vorfälle verdeutlichen die Dringlichkeit: Bei der britischen Kindertagesstätten-Kette Kido gelangten Hacker an Namen, Adressen und Fotos von rund 8.000 Kindern. Parallel dazu traf es den Luxuskonzern Kering, zu dem Gucci und Balenciaga gehören – auch hier erbeuteten Cyberkriminelle sensible Kundendaten.

Wie konnte es soweit kommen? Die Angreifer nutzten schwache Passwörter als Einfallstor und erpressten anschließend ihre Opfer. „Cyberkriminelle greifen jeden an, wenn sie Geld wittern“, warnt das britische National Cyber Security Centre.

Das Passwort-Dilemma: Lang schlägt komplex

Trotz jahrelanger Warnungen bleiben schwache Passwörter der Hauptangriffsvektor. Ein aktueller Verizon-Bericht zeigt: Der Großteil aller Datenlecks geht auf menschliches Versagen zurück – gestohlene Zugangsdaten oder erfolgreiche Phishing-Attacken.

Die Lösung überrascht: Länge ist entscheidender als Komplexität. Sicherheitsinstitute wie das US-amerikanische NIST empfehlen inzwischen lange Passphrasen – eine Kette zufälliger Wörter – statt kurzer, komplizierter Zeichenfolgen.

Der Grund ist simpel: „HundMondAutoBuchTisch2025“ ist für Computer schwerer zu knacken als „P@ssw0rd!“ – und für Menschen leichter zu merken. Genau diese Erkenntnis prägt auch den diesjährigen Cybersecurity Awareness Month im Oktober, der Passwort-Manager als unverzichtbare Werkzeuge bewirbt.
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Multi-Faktor-Authentifizierung wird Pflicht

Was früher optional war, wird zur Grundausstattung: Die Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) entwickelt sich vom Sicherheits-Extra zum Standard. Selbst gestohlene Passwörter nützen Angreifern nichts, wenn ein zweiter Nachweis fehlt.

Microsoft macht Ernst mit dieser Philosophie. Ab Oktober 2025 wird die Zwei-Faktor-Authentifizierung für alle Anmeldungen bei Azure verpflichtend – auch für Kommandozeilen-Tools und Programmierschnittstellen. Millionen IT-Fachkräfte und Entwickler weltweit müssen sich umstellen.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die globalen Kosten durch Cyberkriminalität werden 2025 voraussichtlich 8,9 Billionen Euro erreichen. Angesichts dieser Dimension wirkt die MFA-Pflicht wie ein längst überfälliger Schritt.

Passwörter verschwinden: Die biometrische Zukunft

Während starke Passwörter und 2FA kurzfristig Leben retten, arbeitet die Tech-Branche bereits am kompletten Systemwechsel. 2025 könnte als das Jahr in die Geschichte eingehen, das den Abschied vom Passwort einläutete.

Biometrische Verfahren wie Fingerabdruck- und Gesichtserkennung sowie sogenannte Passkeys revolutionieren die Anmeldung. Diese basieren auf dem FIDO2-Standard und funktionieren grundlegend anders: Die Authentifizierung erfolgt lokal auf dem Gerät, ferngesteuerte Angriffe wie Phishing laufen ins Leere.

Der Markt reagiert euphorisch: 17 Milliarden Euro Umsatz erwarten Experten 2025 allein mit passwortlosen Authentifizierungslösungen. Apple, Google und Microsoft haben die Technologie bereits in ihre Betriebssysteme integriert.

„Unternehmen lösen mit passwortlosen Verfahren gleich mehrere Probleme: schlechte Sicherheit, frustrierte Nutzer und hohe Kosten“, erklärt Charlotte Wylie, stellvertretende Sicherheitschefin beim Identitätsmanagement-Spezialisten Okta.

KI verschärft das Wettrüsten

Die Eile hat einen Grund: Künstliche Intelligenz macht Cyberattacken gefährlicher denn je. 2025 nutzen Kriminelle KI-gestützte Tools für hochsophistizierte Phishing-Kampagnen, gefälschte Videos und Schadsoftware, die herkömmliche Schutzprogramme überlistet.

71 Prozent der Sicherheitschefs berichten von einer Zunahme der Angriffe im vergangenen Jahr. Diese KI-getriebene Evolution macht einfache Passwörter endgültig zur Sicherheitslücke.
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Die Verteidiger schlafen jedoch nicht: Intelligente Authentifizierungssysteme analysieren das Nutzerverhalten in Echtzeit. Verdächtige Anmeldungen lösen automatisch zusätzliche Sicherheitsabfragen aus, während vertraute Zugriffe reibungslos funktionieren.

Ausblick: Das Ende einer Ära

Der Wandel beschleunigt sich: Microsofts MFA-Pflicht wird branchenweit neue Standards setzen. Passwort-Manager entwickeln sich von der besten Praxis zur Notwendigkeit, um die langen, einzigartigen Passphrasen zu verwalten, die sichere Systeme erfordern.

Gleichzeitig macht die passwortlose Zukunft Fortschritte. Je mehr Websites und Apps Passkeys unterstützen, desto vertrauter werden Nutzer mit biometrischen Anmeldungen. Das Versprechen: drastisch weniger Sicherheitslücken bei gleichzeitig besserer Bedienbarkeit.

Bis 2026 wird sich die Aufmerksamkeit darauf richten, diese fortschrittlichen Authentifizierungsmethoden nahtlos in alle Bereiche des digitalen Lebens zu integrieren. Das klassische Passwort wird dann endgültig Geschichte sein.

@ boerse-global.de