Cybersicherheit, Passwort-Strategie

Cybersicherheit: Die alte Passwort-Strategie hat ausgedient

19.11.2025 - 08:50:12

Starke Passwörter und ein simpler Virenschutz reichen längst nicht mehr aus. Angesichts KI-gestützter Betrugsmaschen und ausgeklügelter Ransomware-Angriffe definieren Sicherheitsexperten diese Woche einen neuen Standard für den digitalen Eigenschutz – während Regulierer in Europa und Investoren in Großbritannien die Sicherheit direkt in Produkte einbauen wollen.

Die digitale Bedrohungslage Ende 2025 zwingt Verbraucher zum Umdenken. Längst geht es nicht mehr nur darum, Viren abzuwehren. Im Fokus steht heute der Schutz der digitalen Identität über ein ganzes Ökosystem vernetzter Geräte hinweg. Der neue Standard verlangt eine mehrschichtige Strategie, die Eigenverantwortung der Nutzer mit der Rechenschaftspflicht der Hersteller kombiniert.

Die Basis einer zeitgemäßen Cybersicherheit liegt weit jenseits althergebrachter Lösungen. Experten haben einen klaren Katalog moderner Essentials definiert, der Angreifer vor hohe Hürden stellen soll.

Das Herzstück: moderne Endgerätesicherheit. Einfache signaturbasierte Antivirenprogramme gelten als überholt. Verbraucher sollten auf umfassende Sicherheitssuiten setzen, die verhaltensbasierte Malware-Erkennung, Anti-Phishing-Tools, Webfilter und robuste Firewall-Kontrollen für alle Geräte bieten – vom Laptop bis zum Smartphone.

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Ein absolutes Muss ist die Aktivierung der Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) auf allen Konten. Da gestohlene Zugangsdaten das Haupteinfallstor für Cyberangriffe darstellen, wirkt 2FA als wirksamer Riegel, der die überwiegende Mehrzahl automatisierter Einbruchsversuche stoppt. Besonders kritisch: E-Mail, Online-Banking, Cloud-Speicher und Social Media.

Auch beim Thema Passwörter hat sich der Rat gewandelt. Ein dedizierter Passwort-Manager gilt mittlerweile als unverzichtbar. Er ermöglicht die Erstellung und sichere Aufbewahrung einzigartiger, starker Passwörter für jeden Online-Dienst – und macht so dem Credential Stuffing den Garaus, bei dem ein Datenleck bei einem Anbieter zu Kompromittierungen bei anderen führt.

Ergänzt wird das Paket durch eine disziplinierte Backup-Strategie. Die sogenannte “3-2-1-Regel” empfiehlt: drei Versionen wichtiger Daten auf zwei verschiedenen Medientypen, davon mindestens eine Kopie offline.

Schließlich gehört zum neuen Baseline auch die Absicherung von Geräten und Netzwerken: vollständige Festplattenverschlüsselung, Bildschirmsperren, Remote-Wipe-Funktionen. Zu Hause sollte WPA3-WLAN-Verschlüsselung aktiv sein, das Standard-Router-Passwort geändert und ein separates Netzwerk für Smart-Home-Geräte eingerichtet werden.

EU-Verordnung macht Sicherheit zur Pflicht

Die Regulierer verschieben die Last der Sicherheit zunehmend vom Endnutzer zum Hersteller. Diese Woche wurden neue Details zu einer umfassenden EU-Gesetzgebung bekannt, die grundlegend verändert, wie Tech-Produkte entwickelt und verkauft werden.

Der Cyber Resilience Act (CRA) der Europäischen Union, der Ende 2024 in Kraft trat, setzt einheitliche Cybersicherheitsstandards für alle “Produkte mit digitalen Elementen” – eine Kategorie, die von Smart-Accessoires bis zu Software reicht. Die Verordnung schreibt vor, dass Sicherheit von der ersten Designphase an integriert und über den gesamten Produktlebenszyklus aufrechterhalten werden muss. Dazu gehören verpflichtende Schwachstellentests und die Bereitstellung zeitnaher Sicherheitsupdates. Hersteller müssen aktiv ausgenutzte Sicherheitslücken außerdem an Behörden wie die Agentur der Europäischen Union für Cybersicherheit (ENISA) melden.

Der Trend beschränkt sich nicht auf Europa. In den USA verschärfen gesetzgeberische und regulatorische Maßnahmen ebenfalls die Sicherheitspflichten. Eine am 18. November veröffentlichte Rückschau auf die rechtlichen Entwicklungen 2025 zeigt: Kalifornien – der größte US-Bundesstaat – führt neue Regeln ein, die Unternehmen zu regelmäßigen Cybersecurity-Audits und Risikobewertungen verpflichten.

Die Zukunft sitzt in der Hardware: Sicherheit ab Werk

Während Software und Nutzerverhalten entscheidend bleiben, zielt eine bahnbrechende Initiative in Großbritannien darauf ab, Schutz direkt ins Herz von Verbrauchergeräten einzubauen. Am 17. November kündigte die britische Regierung eine Investition von 21 Millionen Pfund (etwa 25 Millionen Euro) an, um CHERI (Capability Hardware Enhanced RISC Instructions) zur Marktreife zu bringen – eine fortschrittliche Technologie, die Sicherheitsschutz direkt in die Prozessor-Hardware integriert.

Das markiert einen Paradigmenwechsel gegenüber der traditionellen Cybersicherheit, die primär darauf fokussiert, Software-Schwachstellen zu identifizieren und zu patchen. CHERI ist darauf ausgelegt, ganze Klassen von Cyberangriffen zu blockieren, indem Memory-Safety-Funktionen in die Chip-Architektur eingebettet werden. Dieser Ansatz kann gängige Exploit-Techniken verhindern, die darauf beruhen, den Speicher eines Geräts zu korrumpieren, um Software zu kapern – ein robusterer Schutz, als reine Software-Lösungen bieten können.

Die staatliche Förderung unterstützt drei britische Organisationen bei der Entwicklung CHERI-fähiger Chips für verschiedenste Anwendungen, von hochsicheren Fahrzeugen der nächsten Generation bis zu kritischer nationaler Infrastruktur. Langfristig sollen diese erweiterten Schutzfunktionen in alltäglichen Verbraucherprodukten eingebaut werden – ein neuer Sicherheitsstandard auf fundamentalster Ebene.

Dreifach-Strategie für digitale Sicherheit

Die Entwicklungen der vergangenen Woche illustrieren eine klare, konvergierende Strategie. Erstens: Experten haben die Eigenverantwortung neu definiert – weg von passivem Schutz, hin zu aktiver, mehrschichtiger Verteidigung. Zweitens: Mächtige Regulierungsrahmen in der EU und den USA erzwingen “Security by Default”, sie zwingen Hersteller, sicherere Produkte zu bauen und für den gesamten Lebenszyklus geradezustehen. Drittens: Zukunftsorientierte Investitionen in Technologien wie CHERI ebnen den Weg für “Security by Design”, bei dem Schutz ein intrinsischer Bestandteil der Hardware ist.

Diese kollektive Verschiebung erkennt an: Cybersicherheit ist längst kein technisches Nischenthema mehr, sondern ein zentrales Anliegen für Wirtschaft und Verbraucher. Die steigende Flut von Cyberbedrohungen hat proaktive Verteidigung zur Notwendigkeit für ökonomische und persönliche Sicherheit gemacht. Indem das Problem gleichzeitig auf Nutzer-, Hersteller- und Hardware-Ebene angegangen wird, zielt dieser neue Ansatz darauf ab, ein widerstandsfähigeres und vertrauenswürdigeres digitales Ökosystem für alle zu schaffen.

Ausblick: Ein sichereres digitales Leben

Verbraucher können damit rechnen, dass Sicherheit künftig ein prominenteres und überprüfbares Merkmal der Produkte wird, die sie kaufen. Regulierungen wie der Cyber Resilience Act dürften zu klareren Kennzeichnungen und Informationen über den Sicherheitssupport-Zeitraum vernetzter Geräte führen. Die Kommerzialisierung CHERI-fähiger Prozessoren in den kommenden Jahren verspricht eine neue Generation von Geräten, die von Grund auf widerstandsfähiger gegen Cyberangriffe sind.

Für den Einzelnen bleibt die wichtigste Erkenntnis: Auch wenn Technologie und Regulierung eine sicherere Basis schaffen, bleibt persönliche Wachsamkeit unverzichtbar. Die konsequente Umsetzung des neuen Cybersicherheits-Standards – moderne Sicherheitssuiten, 2FA überall, diszipliniertes Passwort-Management und verlässliche Backups – ist der effektivste Weg für Verbraucher, sich in einer zunehmend komplexen digitalen Welt zu schützen.

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