Chinas Doppelstrategie gegen den EU-Klimazoll
29.12.2025 - 13:25:12China bekämpft die EU-CO?-Grenzabgabe CBAM diplomatisch und rüstet gleichzeitig seine Industrie mit einem angepassten Emissionshandelssystem für die neuen Regeln ab 2026.
Mit nur drei Tagen bis zum Start der endgültigen EU-CO₂-Grenzausgleichsmaßnahme (CBAM) am 1. Januar 2026 fährt China eine offensive Doppelstrategie. Während Peking die Abgabe international als „grünen Protektionismus“ brandmarkt, rüsten sich heimische Schlüsselindustrien im Eiltempo für die neue Realität.
Diese Zwei-Schienen-Taktik offenbart, wie hoch der Einsatz für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist. Die Strategie zielt darauf ab, die Ausweitung des Mechanismus zu verzögern oder abzumildern. Gleichzeitig sollen chinesische Exporteure wettbewerbsfähig bleiben, indem sie die CO₂-Kosten lieber zu Hause als an der EU-Grenze zahlen.
Diplomatischer Endspurt in letzter Woche
In der letzten Dezemberwoche hat Peking seine diplomatische Kritik am CBAM-Rahmen erneuert. Chinesische Verhandler nutzen offenbar den Schwung der UN-Klimakonferenz COP30 vom November, um Schwellenländer gegen „unilaterale Handelsmaßnahmen“ zu mobilisieren.
CBAM startet zum 1. Januar 2026 und bringt neue Berichtspflichten für Importeure und Zollstellen. Das kostenlose E‑Book „CBAM: Praxisleitfaden für Importeure“ erklärt klar, welche Nachweise die EU verlangt, wie Sie Emissionsdaten verifizieren lassen und welche Schritte Ihre Zoll- und Compliance-Teams jetzt setzen sollten, um Verzögerungen und Strafen zu vermeiden. Mit Checklisten, Praxisbeispielen und einer Schritt‑für‑Schritt-Reporting-Matrix für betroffene Waren. Jetzt CBAM-Leitfaden herunterladen
Die Haltung Pekings hat sich von purer Opposition zu einer differenzierteren Forderung gewandelt: China verlangt die Anerkennung seiner eigenen Bemühungen um eine Bepreisung von CO₂-Emissionen. Insiderberichten zufolge drängt Peking auf eine breitere Auslegung von „gleichwertiger CO₂-Bepreisung“. Dies würde chinesischen Exporteuren erlauben, einen größeren Teil ihrer inländischen Klimakosten von der EU-Abgabe abzuziehen.
Parallel laufen formelle Beschwerden bei der Welthandelsorganisation (WTO). Dort argumentiert China, der administrative Aufwand des CBAM diskriminiere Produzenten außerhalb der EU. Handelsexperten halten es für unwahrscheinlich, dass diese Klagen die Einführung am 1. Januar stoppen. Sie dienen vielmehr als wichtiges Verhandlungsmittel für künftige Gespräche über die Ausweitung des Mechanismus – insbesondere auf weiterverarbeitete Produkte.
Heimische Compliance: Die Feuerwehr aus Peking
Während die Diplomaten in Brüssel und Genf streiten, haben Pekings Regulierer aggressiv gehandelt. Sie haben das nationale Emissionshandelssystem (ETS) an EU-Standards angeglichen. Die jüngste Aufnahme der Stahl-, Zement- und Aluminiumindustrie in das chinesische ETS ist eine direkte strategische Gegenmaßnahme zum CBAM.
Indem Peking heimische Hersteller zwingt, für Emissionen im Inland zu zahlen, will es die CO₂-Steuereinnahmen im Land behalten. Nach den CBAM-Regeln können Importeure im Herkunftsland gezahlte CO₂-Preise von der EU-Abgabe abziehen. Marktanalysten schätzen, dass diese „defensive Compliance“-Strategie Milliarden Yuan in der chinesischen Wirtschaft halten könnte, die sonst in den EU-Haushalt geflossen wären.
Berichte vom späten Dezember zeigen, dass das Umweltministerium die Datenverifizierung für die neu erfassten Sektoren beschleunigt hat. Das Ziel: Sicherstellen, dass der von chinesischen Firmen gezahlte CO₂-Preis von den EU-Zollbehörden anerkannt wird, wenn das endgültige System anläuft.
Industrie im Alarmmodus: Kosten und Komplexität steigen
Für chinesische Unternehmen bedeutet die definitive Phase eine erhebliche operative Hürde. Auf einer großen Branchenkonferenz in Shanghai kurz vor den Feiertagen äußerten Stahlvertreter dringende Bedenken hinsichtlich der komplexen neuen Berichtspflichten.
Gao Huan, ein leitender Manager eines bedeutenden chinesischen Anbieters für CO₂-Lösungen, warnte: Stahlunternehmen stehen ab dem 1. Januar vor steigenden Kosten und komplizierten Compliance-Anforderungen. Die größte Herausforderung ist der Wechsel von der reinen Berichtspflicht in der Übergangsphase zur definitiven Phase mit finanziellen Verpflichtungen.
Informationen aus der Aluminiumbranche deuten darauf hin, dass große Exporteure in dieser Woche fieberhaft ihren Status als „zugelassener Anmelder“ finalisieren. Wer diesen Status nicht sichert oder keine genauen Emissionsdaten liefert, riskiert, dass die EU-Behörden pauschale Standardwerte anwenden. Diese dürften deutlich höher ausfallen als die tatsächlichen Emissionen.
Jüngste Unternehmensmeldungen, darunter eine Erklärung des europäischen Edelstahlriesen Outokumpu vom 28. Dezember, unterstreichen den Wettbewerbsdruck. Outokumpu begrüßte öffentlich die EU-Pläne, den CBAM auf Fertigprodukte auszuweiten, und forderte strenge Anti-Umgehungsmaßnahmen. Ein klares Signal an chinesische Exporteure, dass europäische Konkurrenten wachsam sind.
EU verschärft mit neuer Gesetzgebung den Druck
Die Dringlichkeit von Chinas Vorbereitungen wird durch jüngste regulatorische Updates der EU-Kommission befeuert. Am 17. Dezember veröffentlichte die Kommission ein Paket von Durchführungsbestimmungen, das die Regeln für die definitive Phase klärt und mehrere Schlupflöcher schließt.
Zu den Kernpunkten des neuen Pakets gehören:
* Strengere Standardwerte: Eine neue Methode zur Berechnung von Pauschalwerten, falls tatsächliche Emissionsdaten fehlen oder abgelehnt werden.
* Vorschlag zur Ausweitung: Ein formeller Vorschlag, den CBAM ab 2028 auf weiterverarbeitete Güter wie Autoteile und Industrieanlagen auszudehnen.
* Dekarbonisierungsfonds: Die Einrichtung eines Fonds zur Unterstützung der EU-Industrie, der teilweise aus CBAM-Einnahmen gespeist wird. Dies zementiert die Abgabe weiter.
Rechtsexperten, die das Paket analysierten, stellen fest: Der „Temporäre Dekarbonisierungsfonds“ und der beschleunigte Zeitplan für die Ausweitung signalisieren Peking, dass die EU den Mechanismus forciert. Dies hat wahrscheinlich die Eile in Chinas Compliance-Aktivitäten der letzten 72 Stunden ausgelöst.
Ausblick: Die Schwelle zum 1. Januar
Mit dem Start am 1. Januar 2026 rechnet der Markt mit sofortigen Reibungen. Zollspediteure und Logistikanbieter bereiten sich auf potenzielle Verzögerungen an den EU-Grenzen vor, wenn das neue System der „zugelassenen Anmelder“ einem Stresstest unterzogen wird.
Für China liegt der unmittelbare Fokus auf der Datenakzeptanz. Die ersten Monate 2026 werden zeigen, ob die EU den unter Chinas erweitertem ETS gezahlten CO₂-Preis als anrechenbaren Abzug akzeptiert – ohne rigorose Anfechtung. Lehnen die EU-Behörden chinesische Daten aufgrund von Verifizierungsbedenken ab, könnte dies eine neue Runde von Handelsstreitigkeiten und potenzielle Vergeltungsmaßnahmen Pekings auslösen.
Langfristig richtet sich der Blick bereits auf weiterverarbeitete Produkte. Da die EU bereits vorschlägt, komplexe Industriegüter bis 2028 zu erfassen, sind Chinas derzeitige Vorbereitungen in der Rohstoffindustrie (Stahl, Aluminium) nur die erste Phase einer umfassenderen Anpassung. Der Erfolg dieser Woche wird wahrscheinlich bestimmen, in welchem Tempo andere Volkswirtschaften wie Indien und die Türkei ihre eigenen CO₂-Preismechanismen beschleunigen, um der EU-Abgabe zu entgehen.
PS: Sie sind als Importeur, Zoll- oder Compliance-Verantwortlicher von CBAM betroffen? Sichern Sie sich das kostenlose E‑Book „CBAM: Praxisleitfaden für Importeure“ mit konkreten Checklisten zur Datenverifizierung, Vorlagen für Meldungen und einer Reporting-Matrix, die hilft, Lieferketten lückenlos nachzuweisen — damit Ihre Waren die EU-Grenzen ohne Überraschungen passieren und Sie teure Nachzahlungen vermeiden. CBAM-E‑Book gratis herunterladen


