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China Communications Construction: Zwischen politischem Gegenwind und verstecktem Value – wie chancenreich ist die Aktie?

31.12.2025 - 13:13:11

Die Aktie von China Communications Construction steckt nach einem schwachen Jahr im Bewertungsloch. Doch stabile Auftragslage und Staatsrückhalt nähren die Hoffnung auf eine technische Gegenbewegung.

China Communications Construction steht stellvertretend für ein Dilemma, das viele chinesische Infrastrukturwerte derzeit prägt: fundamental solide, extrem günstig bewertet – und doch an der Börse gemieden. Der Konzern, eine der größten Bau- und Infrastrukturgruppen der Welt mit Projekten von Häfen über Autobahnen bis hin zu Eisenbahnbrücken, kämpft an den Aktienmärkten mit schwacher Stimmung gegenüber China, geopolitischem Misstrauen und der Zurückhaltung internationaler Investoren.

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Zum jüngsten Börsenschluss notierte die in Hongkong gehandelte China-Communications-Construction-Aktie (ISIN HK1800011749) laut Datenabgleich von Yahoo Finance und Google Finance bei rund 3,70 Hongkong-Dollar. Auf Fünf-Tages-Sicht bewegte sich der Kurs weitgehend seitwärts mit leichten Ausschlägen nach unten, während der 90-Tage-Trend klar abwärtsgerichtet ist. Die 52-Wochen-Spanne reicht ungefähr von 3,60 HKD am unteren Ende bis knapp über 5,00 HKD am oberen Ende – der Titel handelt also nahe seinem Jahrestief. Das Sentiment ist damit eindeutig eher bärisch geprägt, auch wenn die niedrige Bewertung Value-orientierte Anleger aufhorchen lässt.

Ein-Jahres-Rückblick: Das Investment-Szenario

Wer vor rund einem Jahr in die Aktie von China Communications Construction eingestiegen ist, braucht starke Nerven – oder einen sehr langen Atem. Der Schlusskurs lag damals, nach Abgleich mehrerer Kursquellen, bei etwa 4,60 Hongkong-Dollar. Ausgehend vom aktuellen Niveau um 3,70 HKD ergibt sich damit ein Rückgang von gut 20 Prozent innerhalb von zwölf Monaten.

In Zahlen bedeutet das: Aus einem Investment von umgerechnet 10.000 Euro wäre – Wechselkursschwankungen ausgeblendet – heute nur noch ein Depotwert von etwa 8.000 Euro geworden, zuzüglich Dividenden. Gerade dieser Dividendenaspekt mildert den Rückschlag leicht: China Communications Construction gehört traditionell zu den ausschüttungsstarken Staatskonzernen. Die Dividendenrendite liegt gemessen am aktuellen Kurs deutlich im mittleren einstelligen Prozentbereich. Dennoch bleibt der Befund klar: Kursseitig war das vergangene Jahr für Aktionäre enttäuschend.

Im relativen Vergleich zur chinesischen Bau- und Infrastruktursektor-Benchmark hat China Communications Construction damit eine ähnliche, teils etwas schwächere Entwicklung gezeigt. Belastungsfaktoren waren neben der anhaltenden Immobilien- und Schuldenkrise in China vor allem Sorgen über geringeres Infrastrukturwachstum, die restriktive Haltung westlicher Staaten gegenüber chinesischen Firmen in sensiblen Sektoren sowie der generelle Risikoappetit internationaler Investoren, der sich von China zunehmend abgewandt hat.

Aktuelle Impulse und Nachrichten

In den vergangenen Tagen wurde die China-Communications-Construction-Aktie an den großen Finanzportalen wie Reuters, Bloomberg und finanzen.net vor allem im Kontext des schwachen chinesischen Infrastrukturzyklus erwähnt. Frische, kursbewegende Unternehmensnachrichten blieben eher rar. Dafür rückten einige strukturelle Themen erneut in den Fokus: Zum einen die Rolle von China Communications Construction bei der sogenannten "Belt and Road Initiative" (Neue Seidenstraße), zum anderen der Umgang mit internationalen Projekten nach wachsender Kritik und Sanktionen in westlichen Staaten.

Anfang der Woche hoben Analystenberichte hervor, dass der Konzern weiterhin einen sehr hohen Auftragsbestand im In- und Ausland aufweist. Trotz geopolitischer Gegenwinde werden weiter neue Projekte in Asien, Afrika und im Mittleren Osten gemeldet, wenn auch häufig ohne große mediale Begleitung. Vor wenigen Tagen wiesen Marktbeobachter zudem darauf hin, dass sich der Kurs in einem Bereich bewege, den Charttechniker als Unterstützungszone definieren: Nach dem Rutsch in die Nähe des 52-Wochen-Tiefs nimmt das Handelsvolumen leicht zu, was auf erste Einsammelbewegungen spekulativer Anleger schließen lässt. Konkrete Kurstreiber – etwa überraschend starke Quartalszahlen, Großaufträge in strategisch wichtigen Regionen oder ein umfassendes staatliches Konjunkturprogramm – sind allerdings zuletzt ausgeblieben.

Hinzu kommt, dass internationale Medien wie Reuters und Bloomberg wiederholt auf die politischen und regulatorischen Risiken für chinesische Staatsunternehmen hinweisen. Diskussionen um Transparenz, Verschuldung und potenzielle Refinanzierungsrisiken in Teilen des chinesischen Infrastruktursektors sorgen immer wieder für Verunsicherung. Bislang gibt es jedoch keine Hinweise darauf, dass China Communications Construction akut in finanzielle Schieflage geraten könnte – im Gegenteil: Der Rückhalt durch den chinesischen Staat und die systemische Bedeutung des Konzerns sprechen eher für Stabilität, auch wenn dies nicht im Aktienkurs reflektiert wird.

Das Urteil der Analysten & Kursziele

Auf Sicht der vergangenen Wochen haben sich nur wenige der großen internationalen Investmenthäuser zu China Communications Construction neu positioniert. Die Aktie bleibt damit ein Nischenthema, das vorrangig von asiatischen und lokal verankerten Research-Häusern beobachtet wird. Die Mehrheit der jüngst aktualisierten Einschätzungen – etwa von in Hongkong ansässigen Brokerhäusern, deren Berichte auf Plattformen wie Yahoo Finance und lokalen Finanzportalen zitiert werden – bewegt sich im Spektrum zwischen "Halten" und "Kaufen".

Die wenigen öffentlich einsehbaren Kursziele liegen überwiegend moderat über dem aktuellen Kursniveau. Im Mittel wird ein fairer Wert gesehen, der rund 20 bis 40 Prozent über dem aktuellen Börsenpreis liegt. Diese Spanne spiegelt die Einschätzung wider, dass der Titel klar unter seinem historischen Bewertungsniveau handelt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis bewegt sich auf Basis der letzten berichteten Gewinne im niedrigen einstelligen Bereich – ein Niveau, das in entwickelten Märkten eher für zyklische Krisenwerte oder Unternehmen mit strukturellen Geschäftsproblemen üblich ist.

Analysten, die China Communications Construction konstruktiv sehen, verweisen auf mehrere Argumente: Erstens die starke Marktstellung im chinesischen Infrastruktur- und Tiefbaugeschäft, zweitens den hohen Auftragsbestand, der eine solide Auslastung über mehrere Jahre sichert, und drittens den strategischen Charakter des Unternehmens im Rahmen der außenwirtschaftlichen Pläne Pekings. Skeptiker halten dagegen, dass die Fokusverschiebung in vielen Ländern hin zu lokaler Wertschöpfung und strengeren Ausschreibungsregeln chinesischen Anbietern mittelfristig Marktanteile kosten könnte. Außerdem erschwere die politisierte Diskussion um chinesische Staatskonzerne den Zugang zu westlichem Kapital – ein Faktor, der die Bewertungsmultiplikatoren dauerhaft drücken könnte.

Bemerkenswert ist, dass große westliche Häuser wie Goldman Sachs, JPMorgan oder die Deutsche Bank in den letzten Wochen öffentlich kaum neue, frei zugängliche Studien speziell zu China Communications Construction veröffentlicht haben. Das verstärkt den Eindruck, dass der Titel vor allem ein Spezialwert für Asien-Kenner bleibt – und keine breit getriebene Story an den internationalen Märkten.

Ausblick und Strategie

Der Blick nach vorn ist für Anleger ambivalent. Auf der einen Seite stehen ein sehr niedrig bewertetes Infrastruktur-Schwergewicht, solide operative Kennzahlen und die Aussicht, dass China mittelfristig wieder stärker auf Infrastrukturprojekte setzen könnte, um konjunkturelle Schwächephasen abzufedern. Sollte Peking weitere Stützungsmaßnahmen für die heimische Wirtschaft beschließen, könnte China Communications Construction als eine der zentralen Plattformen für Großprojekte davon profitieren.

Auf der anderen Seite bleibt die Liste der Risiken lang: Das Vertrauen internationaler Investoren in chinesische Aktien insgesamt ist angekratzt. Politische Spannungen mit den USA und Europa, zunehmende Export- und Investitionskontrollen sowie Sicherheitsbedenken bei kritischer Infrastruktur erschweren das Geschäft in manchen Regionen. Darüber hinaus ist die Transparenz chinesischer Staatskonzerne für viele institutionelle Investoren nicht ausreichend, um Bewertungsabschläge abzubauen.

Für strategisch orientierte Anleger aus dem deutschsprachigen Raum drängt sich damit eine differenzierte Herangehensweise auf. Kurzfristig dürfte die Aktie stark von Makronachrichten zu China, der Zinsentwicklung und der allgemeinen Risikoaversion an den Märkten abhängen. Technisch betrachtet wäre nach dem deutlichen Rückgang und der Annäherung an das Jahrestief eine Gegenbewegung nicht ungewöhnlich. Solange es aber keine klaren Signale für eine nachhaltige Trendwende in der Wahrnehmung chinesischer Titel gibt, bleibt jeder Einstieg spekulativ.

Mittelfristig könnte sich ein gestaffelter Aufbau kleiner Positionen anbieten – mit klar definierten Verlustbegrenzungen und einem langen Anlagehorizont. Entscheidend ist, dass Investoren sich der besonderen Risikostruktur bewusst sind: Es handelt sich nicht nur um einen zyklischen Infrastrukturwert, sondern um einen politisch sensiblen Staatskonzern in einem Land, das sich in einem strategischen Wettbewerb mit dem Westen befindet.

Wer sich dennoch engagiert, setzt darauf, dass die Kombination aus niedriger Bewertung, robuster Auftragslage und staatlichem Rückhalt letztlich stärker wirkt als das aktuell gedrückte Sentiment. Sollte es zu einer Neubewertung chinesischer Aktien kommen – etwa durch verbesserte Transparenz, politische Entspannung oder ein kraftvolles Infrastrukturpaket der Regierung – gehört China Communications Construction zu den Kandidaten, die überproportional profitieren könnten. Bis dahin bleibt die Aktie ein Wert für mutige Contrarian-Investoren, die bereit sind, politische und marktpsychologische Risiken in Kauf zu nehmen, um mögliche Bewertungsabschläge zu nutzen.

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