Bundestag verlängert Stromsteuer-Entlastung für Unternehmen
15.11.2025 - 14:01:12Deutsche Betriebe erhalten Planungssicherheit durch Verlängerung der Stromsteuer auf EU-Minimum, während Privathaushalte von der Entlastung ausgeschlossen bleiben und die Opposition Kritik übt.
Der Bundestag hat grünes Licht gegeben: Hunderttausende Betriebe aus Industrie, Landwirtschaft und Forstwirtschaft können aufatmen. Die Stromsteuer bleibt für sie beim EU-Minimum von 50 Cent pro Megawattstunde – ein Beschluss, der am späten Donnerstagabend fiel und der deutschen Wirtschaft Planungssicherheit in unsicheren Zeiten verschaffen soll. Doch während Unternehmen profitieren, gehen Privathaushalte leer aus. Ein politischer Streit, der tiefe Gräben offenbart.
Ohne diese Verlängerung hätten die betroffenen Unternehmen ab Januar 2026 deutlich höhere Energiekosten schultern müssen. Die Regierung argumentiert klar: Ein Auslaufen der Regelung würde das Investitionsklima weiter verschlechtern. Rund 600.000 Betriebe – vom Mittelständler bis zum Großkonzern – profitieren von der Maßnahme. In Zeiten, in denen die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland heiß diskutiert wird, setzt die Koalition damit ein gezieltes Signal.
Was steckt im neuen Gesetz?
Das am 13. November 2025 verabschiedete Gesetz geht über die reine Steuersatzverlängerung hinaus. Neben der Beibehaltung des EU-Mindestsatzes enthält das Paket mehrere Modernisierungen, die vor allem die Energiewende unterstützen sollen.
Ein zentraler Punkt: Bürokratische Hürden bei der Elektromobilität werden abgebaut. Komplexe Geschäftsmodelle „innerhalb der Ladesäule” sollen vereinfacht werden. Besonders spannend für E-Auto-Besitzer: Das Gesetz schafft klare Regelungen für bidirektionales Laden. Damit wird verhindert, dass Nutzer, die ihr Elektrofahrzeug als temporären Stromspeicher einsetzen, versehentlich als Energieversorger gelten und steuerpflichtig werden.
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Zudem nimmt sich der Gesetzgeber dem Problem der Doppelbesteuerung von gespeichertem Strom an. Eine Regelung, die den Ausbau von Energiespeichern fördern soll – ein Baustein, der für die Energiewende unverzichtbar ist.
Kritik der Opposition: Einseitige Entlastung
Die Freude über die Unternehmensentlastung wird von scharfer Kritik überschattet. Grüne, Linke und AfD warfen der Regierung vor, Privathaushalte im Regen stehen zu lassen. Tatsächlich hatte der Koalitionsvertrag ursprünglich eine Stromsteuersenkung für alle Verbraucher vorgesehen – allerdings unter Finanzierungsvorbehalt.
„Verantwortungsvolle Finanzpolitik bedeutet, gezielt dort anzusetzen, wo Wertschöpfung entsteht: in den Unternehmen, die produzieren und Arbeitsplätze schaffen”, verteidigte CDU-Abgeordneter Stefan Korbach die Entscheidung. Die Botschaft ist klar: In angespannter Haushaltslage setzt die Koalition auf wirtschaftliche Prioritäten statt breitflächiger Konsumentenentlastung.
Doch kann diese Strategie aufgehen? Während die Regierung auf den Trickle-Down-Effekt durch gestärkte Unternehmen hofft, bleibt bei vielen Bürgern das Gefühl zurück, von steigenden Energiekosten allein gelassen zu werden.
Ein Puzzleteil im größeren Spiel
Die aktuelle Maßnahme steht nicht isoliert da. Sie folgt dem „Wachstumschancengesetz”, das nach monatelangem politischem Tauziehen im März 2024 verabschiedet wurde. Jener Gesetzesmarathon offenbarte die Spannungen zwischen Bund und Ländern: Nach der Ablehnung durch den Bundesrat musste das ursprünglich ambitionierte Paket im Vermittlungsausschuss drastisch zusammengestrichen werden.
Am Ende blieb ein Entlastungsvolumen von rund 3,2 Milliarden Euro – deutlich weniger als ursprünglich geplant. Verbesserte Abschreibungsregeln, erweiterte Forschungsförderung und höhere Grenzen für Verlustvorträge überlebten die Verhandlungen. Die geplante Klimaschutz-Investitionsprämie? Gestrichen.
Viele Wirtschaftsverbände, darunter die Industrie- und Handelskammern, kritisierten damals die Verwässerung. Ein echtes Wachstumssignal sei das nicht, so der Tenor. Die nun beschlossene Stromsteuer-Verlängerung wirkt vor diesem Hintergrund wie ein Versuch, zumindest für einen Teilbereich verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen.
Reicht das für die Zukunft?
Die deutsche Unternehmensbesteuerung bleibt im internationalen Vergleich hoch – ein Dauerthema, das Experten als Investitionshemmnis brandmarken. Die Stromsteuer-Entlastung ist ein willkommener Schritt, doch für eine echte wirtschaftliche Revitalisierung braucht es mehr.
Die Frage bleibt: Hat die Politik den Mut zu umfassenden Strukturreformen? Oder wird Deutschland weiterhin mit Einzelmaßnahmen versuchen, im globalen Wettbewerb Schritt zu halten? Während Unternehmen vorerst durchatmen können, bleibt die grundsätzliche Debatte über Steuerlast, Wettbewerbsfähigkeit und soziale Gerechtigkeit akut. In einem unsicheren weltwirtschaftlichen Umfeld wird dieser politische Drahtseilakt zur Daueraufgabe – mit offenem Ausgang.
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